Florenz | Kennerspiel | ab 12 Jahren | 1 bis 5 Spielende | Dean Morris | Giant Roc
Drei Medici sind in ihren Kutschen im historischen Florenz unterwegs. Eure Aufgabe ist es, ihnen zu huldigen und dadurch Vorteile zu erlangen. Um in der Warteschlange nach vorne zu kommen und Mehrheiten zu erlangen, müsst ihr auch die Ellenbogen einsetzen und geschickt planen. Ob das schön gestaltete Kennerspiel auch spielerisch überzeugen konnte?
Das Spiel
Florenz ist ein Kennerspiel von Dean Morris und bei Giant Roc erschienen. Es ist für 1 – 5 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.
„Florenz“ überrascht beim Auspacken durch schönes Material. Zudem gibt es farbige Schachteln, in denen das Material geordnet für die Spielenden aufbewahrt werden kann. Das durchdachte Inlay ist wohl verlagstypisch, das war mir schon bei anderen Spielen von Giant Roc aufgefallen.
Der Spielplan zeigt neun Orte, die von den Medici in ihren Kutschen im Laufe der Partie besucht werden. Zu Beginn der Partie wird ausgelost, wo sie starten. Die goldenen Pfeile geben ihren Weg vor und es werden die nächsten Ziele mit den Ortsmarkern ausgelost und auf das Rundenrad gelegt.
Nun lässt sich planen, wie der Weg der Kutschen in nächster Zeit verlaufen wird. An den Orten, die sie passieren, ist es wichtig, eigene Familienmitglieder möglichst vorn in die Warteschlange zu setzen, denn das wird bei Vorbeifahrt oder Ankunft der Kutsche gewertet. Dabei ist die Wertung je nach Kutsche unterschiedlich: Mal geht es um die Position in der Warteschlange, dann um die Mehrheiten und einmal werden nur höhere Familienmitglieder gewertet.
Auf unserem persönlichen Tableau haben wir links oben das Rad für die Zeiteinheiten. Diese sind Zahlungsmittel bei den Aktionen und das Rundenrad gibt vor, wie viele wir zu Beginn einer Runde bekommen. Links unten ist dargestellt, welche Aktionen wie viele Zeiteinheiten verbrauchen. Um einen der fünf Debütanten in eine Warteschlange zu stellen, braucht es vier Zeiteinheiten. Um einen Debütanten mit einer Dame zu ersetzen fünf.
Günstiger ist es dann, die eingesetzten Familienmitglieder an einen anderen Ort zu versetzen nachdem diese an der letzten Wertung teilgenommen haben. Durch Geschenke können die Wachen in unterschiedlicher Funktion eingesetzt werden, je nachdem welcher Medici beschenkt wurde. Das gibt Vorteile im Spielgeschehen und Skandalkarten, die wiederum je nach Farbe unterschiedliche Arten von Effekten haben.
Bleibt noch das Einsetzen der Pokale auf den Prahl-Plättchen. Auch hier wird wie bei den Geschenken vorausgesetzt, am entsprechenden Ort ein Familienmitglied in der Warteschlange stehen zu haben. Das gibt je nach Plättchen für unterschiedliche Fortschritte Siegpunkte. Da macht es Sinn, zu warten bis man mehr davon erfüllt hat, doch wenn ein Platz besetzt ist, komme ich zu spät.
Zu Passen und für die laufende Runde auszusteigen ist ebenfalls eine Frage des Timings. Es muss sein, wenn ich meine Zeiteinheiten ausgegeben habe. Doch bei der Wertung von Giovanni, des Medici mit der blauen Kutsche, brauche ich noch einen Vorrat. Wer zuerst passt, bekommt zwei Zeiteinheiten und in jeder weiteren noch laufenden Runde einen Bonus.
Nach neun Runden endet die Partie. Nun werden noch restliche Zeiteinheiten gewertet und es wird die zu Beginn an alle verteilte Plankarte aufgedeckt. Sie gibt vor, in welchem Stadtviertel jemand möglichst viele Familienmitglieder am Schluss stehen haben sollte. Das kann nochmal wichtige Siegpunkte geben.
Die Anleitung ist ein hochwertiges Heft von 16 Seiten in Größe des Spielkartons. Sie ist gut verständlich und systematisch. Wichtig sind die Übersichten zu den Prahl- und Skandalkarten, denn deren Ikonographie erschließt sich nicht sofort.
Fazit
„Florenz“ ist thematisch stimmig, liebevoll gestaltet mit schönem Material. Der Einstieg ist nicht ganz leicht, weil die Elemente mit Aktionsmöglichkeiten, Wertungen, Prahlbechern und Geschenken verstanden werden müssen und danach erst klar wird, wie sie zusammenspielen. Das lässt sich nicht intuitiv verstehen, ist aber wichtig, um „Florenz“ erfolgreich spielen zu können. Die Reihenfolge in den Warteschlangen und die Konsequenzen bei den drei unterschiedlichen Wertungen müssen ebenfalls gut verstanden sein.
Es braucht gute Planung, um die Geschenke und Prahlbecher zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen. Dagegen steht die geringe Zahl an Zeiteinheiten, die in einer Runde zur Verfügung stehen. Gibt es zu Beginn einer neuen Runde nur vier neue, sind die Zugmöglichkeiten sehr begrenzt und es nützt die ganze Planung nichts. Hat sich jemand mit dem Maestro ganz vorn in die Warteschlange gestellt, wird es für die Mitspielenden schwierig, das zu toppen.
Das Einsetzen der Wachen und der Skandalkarten haben zwar Effekte, doch sind diese nicht besonders stark. Wichtig ist der Einsatz der Pokale, die gut Siegpunkte bringen können. Alles in allem ist das Spielgefühl nicht wirklich befriedigend. Man kann oft mangels Zeiteinheiten nicht den Einfluss auf das Geschehen nehmen, wie man möchte. Zudem wird es in fortgeschrittener Partie schnell unübersichtlich und die überdimensionalen Kutschen sind zwar optisch schön, stehen aber gefühlt meist im Weg beim Positionieren der Figuren.
Bewertung / Test
+ optisch und thematisch schön umgesetzt
+ verzahntes Spielgeschehen
– im Laufe der Partie etwas unübersichtlich
(Eine Rezension von Paul Theisen)
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Florenz (2021)
Spielidee: Dean Morris
Grafik: n.n.
Verlag: Giant Roc
Anzahl der Spielenden: 1 – 5 Spielende
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren.
Spieldauer: 20 Minuten pro Spieler sind angegeben, eher länger.
Generationentauglichkeit: Zu kleinteilig und komplex, Zielgruppe sind die Kenner.