Grüße an Zeus – Nessos von Iello (Rezension)

Nessos | Bluff-Kartenspiel | ab 8 Jahren | 3 bis 6 Spielende | Takaani Sayama & Toshiki Arao| Iello | generationentauglich

In ‚Nessos‘ schlüpft ihr in die Rollen griechischer Helden, die mythische Wesen in heilige Amphoren sperren, um diese den Göttern … Moment Mal, ich muss unterbrechen. Da könnte irgendein Text stehen, den sich jemand ausgedacht hat, um diesem Kartenspiel ein Thema überzustülpen. Für die Macher war es wohl die mystische Welt der Griechen. Wenn wir das Thema aber mal komplett ignorieren, bleibt bei ‚Nessos‘ ein echt gutes Bluff-Spiel mit einem dicken Haken.

Nessos besteht eigentlich nur aus Karten.
Nessos besteht eigentlich nur aus Karten.

 

Das Spiel
Nessos
ist ein Bluff-Kartenspiel von Takaani Sayama & Toshiko Arao und bei Iello erschienen. Es ist für 3-6 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.

Drei bis sechs Personen starten in eine Runde ‚Nessos‘. Alle bekommen fünf Handkarten. Die sind entweder rot mit wirklich schön illustrierten Fabelwesen aus der griechischen Mythologie und haben Zahlen von 1 bis 10, oder sie sind grün und haben keine Zahlen, dafür eine Fratze mit weit aufgerissenem Mund. Rote Karten bringen den Spielenden Punkte, grüne Karten sorgen dafür, dass man ausscheidet.

Grüne Karte und rote Punkt-Karten.
Die Karten sehen schon topp aus.

Dann beginnt die Runde und eine erste Karte wird verdeckt ausgespielt. Ist es eine rote Karte, muss der Wert wahrheitsgemäß genannt werden. Ist die Karte grün, darf die Person lügen und eine beliebige Zahl nennen. Die nächste Person kann nun auf drei Arten reagieren. Entweder wird sie die verdeckte Karte nehmen und offen auslegen. Alternativ darf die Karte auch abgelehnt werden. Dann geht sie zurück und muss ebenfalls aufgedeckt werden. Die dritte Option besteht darin, dass eine eigene Karte verdeckt dazu gelegt wird und dann beide Karten der nächsten Person in der Reihe angeboten werden. Natürlich gilt auch hier: Bei Rot die Wahrheit sagen, bei Grün lügen. Wie an der Fußgängerampel.

Spätestens wenn drei Karten auf dem Tisch liegen, müssen diese aber aufgedeckt werden. Weitergeben ist dann nicht mehr möglich. Sind rote Zahlenkarten dabei, wird deren Wert addiert, die Grünen werden beiseitegelegt. Wer drei grüne Karten hat, fliegt aus der Partie. Das Spiel geht insgesamt solange, bis entweder eine Person eine festgelegte Punktzahl erreicht hat, nur noch eine Person im Spiel ist oder neun grüne Karten offen ausliegen. In dem letzten Fall gewinnt dann die Person mit den meisten Punkten.

Wer drei grüne Karten hat. fliegt raus.
Wer drei grüne Karten hat. fliegt raus.

Was vielleicht ein bisschen spröde klingt, bekommt aber schnell eine besondere Dynamik. Die Frage, wer lügt und wer blufft, muss jedes Mal wieder überdacht werden. Sich tief in die Augen starren wird ein fester Bestandteil des Spiels. Pokerface ist also angesagt. Wer lächelt, verrät sich. Oder doch nicht? Somit mischt sich auch eine Prise Deduktion ins das Kartenspiel. ‚Nessos‘ spielt sich schnell, hat minimale Regeln, ist sprachneutral und die Werte der Karten sind gut erkennbar. Somit ist das Spiel auch auf jeden Fall generationentauglich. Dann gibt es da aber doch zwei Dinge, die den Gesamteindruck trüben.

Eine Nahaufnahme einer Medusa auf einer roten Karte
Lust auf eine Party mit den beiden?

Da eine Person ausscheidet, die drei grüne Karten bekommen hat, bedeutet das warten bis zum Ende der Partie. Es ist wirklich nicht so toll, den anderen zuzuschauen, wenn sie spielen, wenn man doch selbst daran teilhaben möchte. Ob diese Person dann noch Lust hat auf eine nächste Partie?

Die außergewöhnliche Gestaltung trägt zum Spielreiz dazu, aber wer ist denn auf die Idee gekommen, die beiden einzigen Kartenfarben auf grün und rot festzulegen? Für Menschen mit Farbfehlsichtigkeit unterscheiden sich beide Kartentypen kaum noch auf den ersten Blick. Alles verschwimmt farblich miteinander, was ein Blick auf das Bild mit dem Filter belegt. Klar unterscheiden sich die Karten immer noch durch ihre Gestaltung, aber sicher hätte es andere Farbkombinationen gegeben, die einen stärkeren Kontrast ermöglicht.

Mit Fehlsichtigkeit gibt es keinen Farbunterschied.
Was war rot und was war grün?


Fazit

Mindestens drei Personen, lügen und ausscheiden? Die Zielgruppe für ‚Nessos‘ ist sicher eingeschränkt. Dabei ist es ein gutes Bluff-Spiel, das vor allem dann unterhält, wenn man mehrmals mit denselben Personen spielt und langsam aber sicher deren Bluff-Verhalten ausspioniert. Die Karten sind wirklich toll illustriert, bekommen aber von mir klare Abzüge wegen der Farbwahl.

 

Bewertung / Test
+ toller Illustrationsstil
+ minimale Regeln
– grüne und rote Spielkarten: für Fehlsichtige sicher anstrengend
– Wer früh rausfliegt, muss lange warten

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Nessos (2018

Spielidee: Takaaki Sayama & Toshiki Arao
Grafik: Miguel Coimbra
Verlag: Iello
Anzahl der Spielenden: 3-6 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 10 – 20 Minuten je nach Personenzahl

Generationentauglichkeit: Die Symbole/Zahlen sind gut erkennbar. Der Rest ist sprachneutral.