Gedränge im Gemenge – Festival von GDM Games (Rezension)

Festival | Plättchenlegespiel | ab 8 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Eloi Pujadas | GDM Games | generationentauglich |

„Festival“ – ein recht dehnbarer Begriff für oft über mehrere Tage dauernde Veranstaltungen, bei denen Künstler ihre Werke präsentieren. Sehr häufig handelt es sich dabei um Musik. Während klassische Musik eher auf Festspielen anzutreffen sind, so versteckt sich hinter einem Musikfestival mittlerweile jede erdenkliche andere Musikrichtung. In Abhängigkeit von der Größe der Veranstaltung gibt es dabei mehrere Bühnen und so sind häufig wahre Publikumsströme von einer Bühne zur nächsten zu verspüren, dabei wird an der Toilette Halt gemacht, beim Merchandise ein Souvenir gekauft oder am Imbiss für Speis und Trank gesorgt. Genau hier setzt „Festival“ von GDM Games ein und lässt uns Menschengruppen bedarfsorientiert lenken. Ob das so unterhaltsam ist, wie es klingt? Finde es im folgenden kurzen Beitrag heraus!

Spielmaterial auf einem Tisch liegend mit Wertungsplan und Festivalgelände in der Mitte
Beschallung auf 4 Bühnen und jede Menge Kioske – ist da wirklich schon an alles gedacht?

Das Spiel
Festival
ist ein Plättchenlege- und Plättchenverschiebespiel von Eloi Pujadas und bei GDM Games erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.

Die bunte und handliche Schachtel lässt in ihrer internationalen Version in 4 Sprachen (spanisch, französisch, englisch und deutsch) keinen Zweifel aufkommen: hier geht es ins Getümmel auf einem Festival mit 4 Bühnen. Mit den Buchstaben A, B, C und D sowie farblich voneinander verschieden, rahmen die Bühnen das Festivalgelände auf einem rechteckigen Spielplan übersichtlich ein. Die Mitspielenden wählen eine der 4 verfügbaren Farben und erhalten 6 verschiedene Puzzleteile, deren Form den üblichen Polyomino (genauer gesagt mehrere Tetrominos und 1 Puzzleteil bestehend aus 3 Quadraten) entsprechen. Diese Plättchen stellen die Festivalbesucher dar und dürfen sich beliebig auf dem Gelände verteilen. Reihum werden nun diese Plättchen platziert oder eigene vorhandene verschoben. So entstehen die angesprochenen Besucherströme auf die sich die Aufmerksamkeit im Spiel richtet. 2 Ausnahmen komplettieren die Regel: Keine Plättchen dürfen andere Plättchen überdecken oder das Gelände verlassen und kein auf dem Spielplan aufgedrucktes Symbol darf zugedeckt werden.

Es gilt nun Runde für Runde ein Ziel zu erfüllen. Eine Runde besteht dabei aus 1 Aktion jeder Person: Plättchen legen oder vorhandenes eigenes Plättchen verschieben. Gut für alle sichtbar, liegen diese bunten Karten als Rundenziele neben dem Spielfeld und geben den Wunsch der Menge vor. Jede Kante der Puzzleteile einer Farbe, die an das auf der Rundenzielkarte abgebildete Symbol grenzt, zählt jetzt. Wer die meisten Kanten gut platziert hat, erhält die Punkte in dieser Runde. Wer die wenigsten Kanten hat erhält die Wertungskarte, dies kann für die Endwertung wichtig werden, da jede Karte oben rechts klein aufgedruckt noch Symbole hält, die es in Manier von Set Collection Spielen zu sammeln gilt, denn dafür gibt es am Ende ebenfalls Punkte. Bei einer Rundenwertung hinten zu liegen hat also durchaus auch Vorteile.

Drei Rundenwertungskarten liegen vor dem Spielplan, der das Festivalgelände darstellt.
Die Wertung der Rundenziele verläuft von rechts nach links und zeigt dabei immer auch die Vorhaben der nächsten Runden: In der aktuellen Runde möglichst viele Kanten der eigenen Plättchen an Toiletten und Burgersymbole bekommen, während es in der nächsten Runde sinnvoll ist nahe an den Lautsprechern zu stehen, bevor dann noch eine Runde später die vorderste Reihe auf den Bühnen B und C die wertvollen Punkte abgreift.

Der Reiz des Spiels entsteht durch vorausschauendes Platzieren und Bewegen der eigenen Fangruppen. Denn auf allen 4 Bühnen gleichzeitig zu tanzen ist zwar möglich, macht mitunter jedoch wenig Sinn. Lasse ich diese Runde vielleicht die Merchandise-Artikel aus, und erfreue mich dann der Karte mit ihrem Symbol oben rechts weil ich als letzte Person der Rundenwertung die Karte zu mir nehmen darf? Platziere ich stattdessen meine Fans schon wartend vor die Bühne, wo sich in 2 Runden der Hauptakteur des Abends angekündigt hat? Warum nicht? Eine Partie spielt sich relativ flott – egal ob zu zweit, zu dritt oder zu viert. Mitunter werde ich verbaut und finde dann jedoch schnell genug eine Ausweichposition um mich dort gewinnbringend in Lauerstellung zu platzieren. Den vorhandenen Ärgerfaktor stufe ich als gering ein.

Spielschachtel mit dem Schriftzug Festival liegt auf dem Spielplan
Die A-Bühne des Festivals: Manche sollen extra nur dafür angereist sein!

Die gedruckte Anleitung von „Festival“ lässt leider etwas zu wünschen übrig, da einige Sachen nicht eindeutig geklärt werden. In anderen Sprachversionen führte es dann zu einem leicht geändertem Regelverständnis – das betraf hier nur Kleinigkeiten im Spiel, weist jedoch einmal mehr auf die Schwierigkeit einer guten Übersetzung hin. Dieser Umstand kann den Aufwand und den Verdienst einer durchweg gelungenen Lokalisierung, wie sie für viele Spieletitel auf dem deutschen Markt mittlerweile selbstverständlich sind, gar nicht hoch genug bewerten.

Fazit

Der Titel des Spiels „Festival“ hat mich ohne Spielschachtel oder Rückseitentext zu lesen an ein anderes Spiel, etwas „Größeres“ denken lassen. Nicht direkt enttäuscht und trotzdem nicht vollständig abgeholt hat mich die Szenerie eines eher als Techno-Festival einzustufenden Events. Bei Festival denke ich eben noch an Zelte und Sonnenbrand und Rockmusik, das dämpft meinen Einstieg etwas. Das Spiel „Festival“ selbst macht durch kurze Partien und die Herausforderung des Plättchenverschiebens dann doch Spaß – vielleicht nicht für einen ganzen Abend, es unterhält jedoch in kurzweiliger Manier gut und gerne für ein zwei direkt nacheinander gespielte Partien.

Die Idee, dass ich gelegte Teile dann im späteren Verlauf auch noch verschieben darf ist erfrischend, da viele andere Puzzlespiele hier eher nach der Devise „einmal gelegt – bleibt liegen“ aufwarten. Ich habe in den Testpartien wahrgenommen, dass es keinen wirklich „abgehängten“ Mitspielenden gab. Durch sich immer wieder verändernde Rundenziele, hatte keine Person ein Monopol in Runde 1 und ist dann bis zum Spielende mit Punkten überhäuft worden – es war mitunter Kopf- an Kopf und der zwischenzeitliche Wertungsvorsprung wurde durch die Endwertung beinahe wieder ausgeglichen.

Der Vergleich zu anderen Spielen fällt mir an dieser Stelle schwer, da es anders als die anderen Puzzlespiele ist. Eine Prise Area Control ist ebenso dabei wie ein Hauch Set Collection und genau das verbindet „Festival“ mit dem Element des Polyomino Puzzle. Ein gelungener Mix, wie ich finde – auch wenn ich mir hier etwas mehr erhofft habe.

Das Material ist nicht zu klein geraten und durch die deutlichen Symbole ist alles gut zu erkennen. Das relativ schnell erlernbare Spielprinzip und die kurze Spieldauer sollten generationenübergreifendes Spielen begünstigen. Wem bei Spielen ein einfacher Mechanismus wichtig ist, der es in sich hat, der sollte Festival mal ausprobieren, wer Festivals mag sowieso und alle anderen dürfen entscheiden, ob sie die Bühne lieber aus der Ferne sehen oder sich eben direkt in die vorderste Reihe begeben – viel Spaß dabei!

 

Bewertung / Test
+ Einfaches Spielprinzip mit kurzen Partien
+ Kein großer Platzbedarf zum Spielen
+ Keine lange Wartezeiten zwischen den eigenen Zügen
+/- Spielprinzip nutzt sich für manche schneller ab
– Regelwerk mit Optimierungsbedarf

 

(Eine Rezension von Tobias Mallock)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Festival (2022)

Spielidee: Eloi Pujadas
Grafik: Amelia Sales
Verlag: GDM Games
Anzahl der Spielenden: 2 – 4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 – 30 min

Generationentauglichkeit:  Klare Symbole sowie einfache Regeln und kurze Spieldauer laden zum generationenübergreifenden Spielen ein.