Wohin mit dem Weizen? – Little Factory von iello (Rezension)

Little Factory | Familienspiel | ab 10 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Shun Taguchi & Aya Taguchi | iello 

Hey, ich brauche Hilfe! Was sollte ich am besten mit dem Weizen hier tun? Soll ich es zu einem Sack Mehl verarbeiten lassen, um dann daraus Brot zu backen? Oder verfüttere ich es an mein Schaf oder meine Kuh, damit sie dick und fett werden? Wer auf solche Entscheidungen in einem Familienspiel steht, sollte sich mal „Little Factory“ aus dem Regal ziehen.

Little Factory ist ein Ableger des Spiels Little Town aus dem Jahr 2019. Die optische Ähnlichkeit ist auffällig.
Diesen Stil habe ich doch schon mal gesehen!

 

Das Spiel
Little Factory
ist ein Familienspiel von Shun Taguchi & Aya Taguchi und bei iello erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.

Beim Kartenspiel „Little Factory“ tauschen wir das gesamte Spiel hindurch immer wieder Karten, um an zehn Siegpunkte zu gelangen. Dabei nutzen wir die Basis-Rohstoffe Holz, Stein, Weizen, Lehm und Baumwolle, um daraus bessere Produkte aus einer Auslage herzustellen. Das treiben wir solange, bis wir uns dadurch Gebäude errichten können, die uns dann die notwendigen zehn Punkt einbringen.

Die Karten sind nach ihrer Effektivität in Reihen angeordnet. Unten liegen Grundrohstoffe, dann in zweie weiteren Reihen die Erzeugnisse, die daraus hergestellt werden können. Ganz oben thronen die Gebäude. Sie bringen auf jeden Fall Punkte. Die allermeisten bieten außerdem dazu eine Umtauschaktion oder eine Veredelungsaktion. Diese Auslage verschiedenfarbiger Karten ist der Markt. Von ihm bedienen wir uns.

Die Karten werdenin Reihen ausgelegt
Kuh, Kohle oder Fisch – wohin werde ich mich entwickeln?

Wir sind also dauerhaft damit beschäftigt, den verfügbaren Markt zu scannen und mit den Karten abzugleichen, die wir gerade auf der Hand haben. Nutze ich mein Holz für Bretter oder besser um in der Kombi mit Weizen ein Schaf zu bekommen? Oder doch besser Holzkohle damit machen? Dann gelange ich vielleicht später an den Stahl, mit dem ich ein vielleicht Gebäude errichten kann. Und wenn alle Optionen irgendwie nichts bringen, kann ich immer noch eine Basis-Rohstoffkarte ziehen, um erst einmal die Bewegung auf dem Markt zu beobachten.

Die Basisrphstoffe sind auf gelben Karten dargestellt
Nette Auswahl

Und der Markt verändert sich ständig, weil natürlich auch die anderen sich die für sie effektivsten Karten schnappen wollen. So passiert es häufig, dass der beste Plan an der sich verändernden Auslage scheitert und man ein bisschen Geduld aufbringen muss, bis die Karte wieder ausliegen wird. Gut wer einen Plan B im Ärmel hat. Wer die Karte wegen fehlender Rohstoffe nicht herstellen kann, hat noch die Möglichkeit sie zu erhandeln. Dafür sind zusätzliche Münzsymbole auf den Karten abgebildet.

Gelingt es uns, eines der begehrten Gebäude aus der obersten Kartenreihe umzusetzen und vor uns abzulegen, erweitern wir unsere Spieloptionen dadurch, dass wir vor oder nach unserer Marktaktion das Gebäude aktivieren können. Dann kann ich zum Beispiel das Schaf, das ich vorher durch Weizen hergestellt habe, in Fleisch tauschen und das Fleisch wiederum in Siegpunkte. Auch „Little Factory“ nutzt also den in Wirtschaftsspielen so beliebten Motoren-Effekt, der Vielspielern als „Engine“ bekannt ist.

Gebäude zu bauen ist der halbe Weg zu Sieg in Little Town
Siegpunkte gibt es über die grünen Gebäude.

„Lillte Factory“ endet, wenn jemand 10 Siegpunkte erwirtschaftet hat oder die vorher ausgelegten Siegpunktmarker aufgeteilt sind. Das Spiel dauert so eine knappe halbe Stunde, wird aber schneller, wenn man es ein paar Mal gespielt hat. Das Material und die Symbolqualität macht es möglich, auch generationenübergreifend zu spielen. Allerdings sollte man sich schon darauf gefasst machen, dass man hauptsächlich Karten von einer Auslage aufnimmt, was einen gewissen Grad an Feinmotorik braucht.

 

Fazit
„Little Factory“ stammt von dem gleichen Team, das 2019 „Little Town“ entwickelt hat. Das erkennt man sofort an dem liebevollen Comic-Stil, in dem das Material gestaltet ist. Das sieht alles wirklich sehr schön aus. Was jedoch den Spielreiz angeht, liegen meiner Meinung nach Welten zwischen beiden Spielen.

Ich finde den Spielablauf  von „Little Factory“ unabwechslungsreich und eintönig. Alles, was ich tue, ist Karten aufnehmen, Karten ausspielen und den Markt aktualisieren. Der Moment, in dem ich sehe, dass die Karte, auf die ich hingearbeitet habe, nicht mehr verfügbar ist, setzt einfach Frustration bei mir frei.

Meine Frau findet den Spielablauf von „Little Factory“ abwechslungsreich und vielseitig. Jede Karte, die sie aufnimmt und ausspielt, ist gezielt in eine übergeordnete Taktik eingearbeitet. Wenn sie sieht, dass eine Karte, auf die sie hinarbeitet hat, nicht mehr verfügbar ist, ändert sie flexibel ihren Plan und freut sich darüber, dass der Markt ihr neue Optionen anbietet.

Tja, irgendwo zwischen uns liegt wohl die Wahrheit von „Little Factory“. Am besten ist wohl, sich eine eigene Meinung zu bilden. Auf jeden Fall ist es von den Regeln betrachtet ein eingängiges Spiel, schnell aufgebaut und auch schnell erklärt. Zusätzlich können auch Jung und Alt zusammen spielen. Für ein spannendes Wirtschaftsspiel fehlt ihm eben nur das gewisse Etwas im Spielablauf, was meinen Geschmack angeht.
Zum Schluss noch ein Funfact: Auch wenn die Schachtel das Spiel eindeutig für 2-4 Personen ausweist, ist eine Anleitung für ein Solospiel beigefügt. Passt irgendwie zu diesem halbgaren Spiel.

Wer Pauls Rezension zum (viel besseren) Vorgänger „Little Town“ gerne lesen möchte, findet diese ganz genau hier.

 

Bewertung / Test
+ schöner Comicstil
+ schneller Einstieg in das Spiel
+ überschaubare Dauer
– dem Spiel fehlt das gewisse Etwas
– ständige Wiederholung
– Spielerfolg hängt sehr stark von der aktuellen Marktauslage ab

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Little Factory (2021)

Spielidee: Shun Taguchi & Aya Taguchi
Grafik: Hotori Satose (里瀬ほとり), Sabrina Miramon, Aya Taguchi
Verlag: iello
Anzahl der Spielenden: 2-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 30-45 Minuten

Generationentauglichkeit: Das Material und die Symbolgröße bieten sich dafür wirklich nicht an.