3 Ring Circus | Kennerspiel | ab 12 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Remo Conzadori, Fabio Lopiano | Devir Games
Reisen wir mal zurück in das ausgehende 19. Jahrhundert und stellen uns vor, das Interesse an Unterhaltung durch Zirkusvorstellungen ist groß. Weil das so ein gutes Geschäft ist, haben wir gleich 3 Manegen und ziehen los um unser Publikum zu begeistern und zu inspirieren. Tauchen wir also ein in die farbenfrohe Welt von 3 Ring Circus!

Das Spiel
3 Ring Circus ist ein Kennerspiel von Remo Conzadori und Fabio Lopiano und bei Devir Games erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.
Farblich imposant und mit tollen Illustrationen zieht „3 Ring Circus“ die Blicke auf sich. Aus einer randvoll gefüllten kleinen Schachtel erhält jede Person eine individuelle Auslage mit Spielmaterial in einer der 4 Farben. Ein großer Spielplan wird entsprechend der Anzahl der Mitspielenden vorbereitet. Mit einem eher schmalen Budget von 4 Handkarten mit Geldsymbol, 1 Ticketkarte und einer Karte für die Endwertung starten wir in das Wettrennen um den erfolgreichsten Zirkus im mittleren Westen und Nordosten der Vereinigten Staaten von Amerika.
In jedem Zug stehe ich vor der Entscheidung zwischen 2 möglichen Aktionen:
- Ich spiele eine Karte auf mein Tableau, bezahle deren Kosten und steigere bestenfalls unmittelbar die Attraktivität meines Zirkus.
- Ich plane meine weitere Tour mit einer Aufführung an einem Zielort und erhalte Belohnungen verschiedenster Güte.
Die Zielorte sind unsere Aufführenden betreffend unterschiedlich anspruchsvoll: Während kleine Städte sich freuen, wenn überhaupt ein Zirkus gastiert und Eintritt verlangt, haben mittlere Städte bereits eine Vorliebe für bestimmte Artisten und Darbietungen und belohnen umso stärker, je besser ich diesem Wunsch nachkomme. Die Menschen in den Metropolen wissen ganz genau was sie wollen, denn sie verlangen eine ganz bestimmte Artistenkarte und belohnen zusätzlich, falls eine Kombination besteht. Nach jeder Aufführung eines Mitspielenden wird eines dieser schicken kleinen Zirkuszelte am Ort der Aufführung aufgestellt und der berühmte Barnum Circus fährt entgegen dem Uhrzeigersinn in die nächste freie Stadt. Bereits besuchte Kleinstädte werden dabei übersprungen. Wann immer dieser Marker eine Metropole erreicht findet eine Gebietswertung der entsprechenden Metropole statt – hat der Marker des Barnum Circus die Landkarte einmal umrundet, endet das Spiel. Nach letzter Gebiets- und Schlusswertung gewinnt, wer am meisten Punkte erzielt hat. Damit ist der Rahmen der Handlung umrissen und wir können loslegen – nun ja beinahe, denn da gibt es doch noch so einiges an Feinheiten. Kurz der Reihe nach:

Ich bezahle sämtliche Artistenkarten mit Geld in Form von anderen Handkarten – diese haben aufgedruckte Werte und sind mal mehr, mal weniger wert. Innerhalb einer Reihe meiner 3 Manegen ist es zwingend erforderlich eine aufsteigende Reihe zu bilden – es darf keine Zahl doppelt vorkommen. Für eine Karte mit höherem Zahlenwert zahle ich die Differenz zur vor ihr liegenden Karte. Eine Karte mit kleinerem Wert kann ich einfach an die entsprechende Stelle legen, verschiebe die Auslage nach rechts um eine Lücke zu schaffen und zahle nichts. Überdecke ich dabei Symbole auf meiner Auslage, so führe ich den überdeckten Effekt sofort aus. Zu guter Letzt gibt es noch Reihen- und Spaltenboni – die sich dank eingängiger Ikonographie sehr gut ab Runde 1 verstehen lassen.
Die Karten mit Banknoten von 1 – 5 sind hierbei entweder Artisten oder Soforteffekte, von denen ich 1 im Rahmen einer Aufführung spielen kann. Hierbei kam und kommt es leider immer wieder zu Verwechslungen – wenn Karten mit Soforteffekten als Artisten gespielt werden. Im Eifer des Gefechts ärgerlich und sicher durch wiederholtes Spielen minimierbar. Die Artisten selbst geben oft einen Vorteil für meinen Zirkus. Neben einfachen Siegpunkten – dargestellt durch Popcorntüten am oberen rechten Kartenrand haben sie oft einen Statuseffekt, der mich mehr Geld verdienen lässt, meine Reichweite in der Reiseroute verlängert oder mir bei Spielende noch mehr Siegpunkte für Karten in der gleichen Reihe einbringt.
Im ganzen Spiel gilt: Was einmal auf dem Tableau liegt, bleibt liegen. Etwas ärgerlich ist der Umstand, das manchmal einfach nicht die richtige Artistenkarte auftaucht, die ich jedoch brauche um in einer bestimmten Metropole aufzuführen. So kann es vorkommen, dass ich im Laufe des Spiels etwas hektisch betriebsam im Süden der großen Seen umherirre ohne eines meiner Spielziele z.B. in Form von Endwertungskarten zu erreichen.

Mein Gefühl bei der ersten Partie „3 Ring Circus“ erinnert mich an diese Art von Spiel, bei denen ich mich zu Anfang frage, wie die wenigen Ressourcen denn überhaupt reichen können. Die ersten Schritte sind davon geprägt, mehr Karten auf die Hand zu bekommen. Dafür gibt es ja nun im Spiel einige Möglichkeiten. Dann schließt sich daran die mittlere Phase des Spiels an und ich beginne zu begreifen wie alles funktionieren kann und verfolge meinen Plan. Vom Ende der Partie werde ich noch im ersten Spiel urplötzlich überrascht, selbst wenn ich jederzeit einsehen kann, dass es unmissverständlich und unaufhaltsam näher rückt. Zu gern hätte ich noch eine passende Karte gespielt oder gar an den Endwertungsbedingungen gefeilt.
In weiteren Partien ist dieser empfundene Mangel an Karten gut in das eigene Spielkonzept integriert, das Ende nicht mehr so überraschend und ich taktiere ein wenig damit. Das Gefühl, die richtige Aufführung, zur richtigen Phase im Spiel am richtigen Ort gegeben zu haben ist großartig und allein dafür lohnt es sich Runde um Runde weiter am Erfolg der eigenen Manegen zu arbeiten. Das funktioniert mittels skalierbarer Karte recht gut – egal ob zu zweit, zu dritt oder zu viert – „3 Ring Circus“ macht Spaß. Im Spiel zu viert werden die Karten mit Bankknoten knapp und gingen dank Handkartenlimit und neu durchgemischtem Stapel jedoch nie aus.
Ärgerlich ist der Mechanismus der Aufführungen in den Metropolen – wenn ich den gewünschten Star der Vorstellung aus den Artistenkarten einfach nicht auf die Hand und von da auf mein Zirkustableau bekomme, dann frustriert das doch ein wenig. Denn habe ich die lilafarbene 12 nicht unter meinen Artistenkarten, so kann ich am speziellen Bildbeispiel oben eben nicht in Washington D.C. aufführen. Dieses Gefühl bleibt bei mir auch über mittlerweile mehrere Partien bestehen und hält mich dennoch nicht davon ab, „3 Ring Circus“ immer wieder zu spielen.

„3 Ring Circus“ verorte ich den Kennerspielbereich – es ist leicht zugänglich und steht dank hübscher Gestaltung einer großen Zielgruppe offen. Das Spielmaterial verrät es auf einen Blick: viele verschiedene kleine Karten und kleine Spielfiguren mit noch kleineren Markern machen es schwer hier generationenübergreifend Freude zu vermitteln.
Fazit
„3 Ring Circus“ hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht und das überwiegend positiv. Zum einen erwartete ich bei einem Spiel von Devir Games ein Titel nahe am bzw. im Bereich der Expertenspiele und die bedeuten je nach mitspielenden Personen mitunter viel Wartezeit zwischen den eigenen Zügen. „3 Ring Circus“ kommt mit einer durchschnittlichen Spielzeit von unter einer Stunde daher und ist damit relativ kurz im Bereich der Kennerspiele. Auch das Regelwerk ist in seinen Grundzügen gut strukturiert und einfach zu verstehen. Die Karten auf die Hand zu bekommen und dann auch noch in der richtigen Kombination zu spielen ist hier das Meisterwerk – vor allem der erste Teil erscheint relativ zufällig und kann in 2er Partien für eine Punkteflut oder eben -flaute sorgen. Interaktionen gibt es in „3 Ring Circus“ eher wenige, die Begegnungen entstehen vor allem darin, das eine andere Person schneller war und etwas bereits vor mir erledigt hat – das macht die eigenen Spielzüge sehr gut planbar, mal vom Glücksfaktor der eigenen Kartenhand abgesehen.
Ich selbst bin immer wieder gern bereit in den „3 Ring Circus“ einzuladen, zu erklären und zu begleiten – ich mag das Spiel gerne spielen, die Gestaltung der Karten und des Spielmaterials inklusive der kleinen Zirkuszelte trägt ihr übriges dazu bei um mich am Tisch zu halten. Über das angesprochene Dilemma der Handkarten sehe ich gern hinweg, da einfach alle mal dran sind mit Glück haben – wie im richtigen Leben! Also Manege frei für den „3 Ring Circus“ – Viel Spaß!
Bewertung / Test
+ Tolles Spielmaterial mit thematisch passender Illustration
+ Angenehm kurze Spieldauer auf Kennerspielniveau
+ Intuitiver Mechanismus mit Puzzleaktionen
+ Interaktionen durch Wettrennen statt durch Sabotage
+/- Zirkustiere als Attraktionen (mit mittlerweile kreativer Lösung)
– Im Spiel zu viert wird es relativ eng und kleinteilig auf dem Spielbrett
(Eine Rezension von Tobias Mallock)
Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
ACHTUNG – hier geht es zu unserem YouTube-Kanal:
Spielecafé der Generationen – Jung und Alt Spielt – YouTube
Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele”
3 Ring Circus (2023)
Spielidee: Remo Conzadori und Fabio Lopiano
Grafik: Edu Valls
Verlag: Devir Games
Anzahl der Spielenden: 2 – 4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 – 75 Minuten
Generationentauglichkeit: Nein – obwohl das Thema vielleicht taugen würde, sind weder Spielmechanik noch die Größe sämtlichen Spielmaterials für und Jung und Alt gleichermaßen geeignet.