Veit Etzold Crime Stories | Erwachsenenspiel | ab 16 Jahren | 2 bis 10 Spieler:innen | Bori Mészaros, Ádám Vágó und Veit Etzold | Kosmos
Unter dem Motto ‚Selbst kreativ werden‘ schlüpfen die Spieler:innen bei Crime Stories gleichzeitig in die Rollen von Geschichtenschreiber:innen und Ermittler:innen. Weil es sich dabei um Krimi-Geschichten handelt, fließt bei dem Spiel auch jede Menge Blut – zumindest auf dem Papier.
Das Spiel
Veit Etzold Crime Stories ist ein Erwachsenenspiel von Bori Mészaros, Ádám Vágó und Veit Etzold und bei Kosmos erschienen. Es ist für 2-10 Spieler:innen geeignet und kann ab 16 Jahren gespielt werden.
Eins vorweg: Veit Etzold Crime Stories ist weniger ein Spiel und mehr ein Erlebnis, bei dem die Spieler:innen ihre Kreativität aus den Abgründen der eigenen dunklen Persönlichkeit schöpfen. Daraus entstehen Kurzgeschichten mit unschuldigen Opfern, skrupellosen Mördern, schummrigen Tatorten und dunklen Motiven. Wem dies zu düster klingt, dem gebe ich den Rat: Finger weg von der Schachtel! Doch wer ein Herz für Krimis und Detektivarbeit hat, sollte jetzt schon mal seinen Lieblingsstift und Papier holen.
Crime Stories bietet sein Erlebnis auf zwei Anforderungsstufen. Im Einsteigerspiel, das insgesamt einfacher und schneller über die Bühne geht, wählt jede Spieler:in eine von 24 vorgefertigten Storykarten. Diese stammen allesamt aus der Feder des Bestseller-Autoren Veit Etzold und vermitteln schnell ein Gefühl, wie eine Kurzgeschichte in diesem Spiel aussehen kann. Diese Storykarten enthalten den kompletten Plot eines Krimifalls in etwa 8 bis 12 Zeilen Text inklusive mitreißendem Titel. Farbige Markierungen heben hervor, was wichtig ist und später ermittelt werden muss. Täter und Opfer werden grün dargestellt, die Todesursache gelb, der Tatort rot und das Motiv blau.
Gemeinsam wird entschieden, welcher Fall zuerst gelöst werden soll. Der Titel wird laut vorgelesen, dann geht die wilde Fragerei los. Dabei gelten aber nur Fragen, auf die mit JA oder NEIN geantwortet können. Abstufungen sind okay. Schnell entstehen Diskussionen untereinander, Vermutungen werden ausgetauscht und es wird klar – der Fall soll gelöst werden! Das setzt Dynamik frei, zumindest am Anfang. Das ganze geht so lange, bis alle Story-Elemente korrekt bestimmt wurden. Erst wenn die letzten Zusammenhänge hergestellt sind, ist der Fall lückenlos aufgeklärt. Weiter geht’s mit der nächsten Storykarte. Waren alle Spieler:innen an der Reihe, ist das Spiel vorbei.
In der Variante für Fortgeschrittene gibt es keine Storykarten. Die Geschichten müssen erst selbst geschrieben werden. Dazu ziehen sich die Spieler:innen jeweils entsprechend farbig markierte Ermittlungskarten mit Begriffen, die das Layout des Falls vorgeben, etwa „Bibliothekarin“, „Wutanfall“, „Krankenhaus“ und „Schraubenschlüssel“. Die Spieler:innen greifen dann zum Stift und haben 10 Minuten Zeit, den eigenen Text zu Papier zu bringen. Die Anleitung gibt Tipps, wie das klappen kann und liefert in einem Anhang noch Profi-Ratschläge auf dem Weg zur ambitionierten Krimiautor:in. Dieser Modus kostet jedoch mehr Zeit.
Fazit
Wie eingangs erwähnt, steht das Gruppenerlebnis im Vordergrund. Aber wie lang? Bis zu 10 Spieler:innen können an einer Runde teilnehmen. Bei dieser Anzahl wird Crime Stories eher zu einer langwierigen Aneinanderreihung von Geschichten und Frage-Antwort-Sequenzen ohne größere Abwechslung über einen langen Zeitraum. Pro Fall sollte die Gruppe schon etwa 15 Minuten oder mehr eingerechnen. Das dauert dann.
Bei drei oder vier Spieler:innen kann das aber ein ganz anderes Erlebnis sein. Kerze an, Getränk der Wahl und die pure Lust, den besten/kreativsten/mordlustigsten Fall zu erfinden sind eine gute Kombination für eine Stunde kreativen gemeinsamen Spaß.
Das größte Potential sehe ich persönlich für das Spiel in Jugendgruppen oder im Unterricht ab Klasse 10, dann aber mit Hausregeln. Denkbar wäre: Eine Person bereitet ohne Zeitdruck mit den Karten einen Fall vor, die Gruppe hat dann ein Zeitlimit oder Fragenlimit, um alle Zusammenhänge aufzulösen. Der nächste Fall folgt in der nächsten Stunde oder nach der nächsten gemeinsamen Aktivität. Aber aufpassen: für Kinder ist das nichts! Sätze wie „(…) lauerte ihm auf, folgte ihm auf die Toilette, drängte ihn in die Kabine und erschoss ihn dann mit einer schallgedämpften Pistole“ sind eher ungeeignet für die emotionale und psychische Stabilität. 16 Jahre sollte schon die untere Altersgrenze sein. Wer Spaß an Krimis oder Thriller hat, kommt sicher sehr auf seine Kosten. Überhaupt spricht Crime Stories eine sehr exklusive Zielgruppe an. Die muss man erst mal in seinem Freundeskreis oder der regelmäßigen Spielgruppe finden.
Bewertung / Test:
+ Motiviert zum Schreiben
+ Gruppenerlebnis
+ Setzt Kreativität frei
– unnötiger Zeitdruck beim Schreiben
– Texte auf Stroykarten recht klein
– kleine Zielgruppe
– für Kinder teils verstörende Kartentexte
(Eine Rezension von Oli Clemens)
Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
„Familienspiele” für Erwachsene
Veit Etzold Crime Stories (2020)
Spielidee: Bori Mészaros, Ádám Vágó und Veit Etzold
Grafik: Fiore GmbH
Verlag: Kosmos
Spieler:innenanzahl: 2-10 Spieler:innen
Altersempfehlung Verlag: Ab 16 Jahren
Eigene Empfehlung: auf keinen Fall unter 14 Jahren
Spieldauer: 15-20 Minuten pro Mitspieler:in