Traue niemandem mit grüner Haut – OrcQuest von Maze Games (Rezension)

OrcQuest | Karten-Würfel-Spiel | ab 14 Jahren | 2 bis 6 Spielende | Yoann Bugny & Thomas Maufroid | Maze Games

Orks werden in der Fantasywelt oft als krummbeinig und langarmig mit geschlitzten, leuchtenden Augen und dunkler grüner Haut dargestellt. Leider sind sie auch unbeschreibliche Raufbolde und lieben nichts mehr, als jemanden zu verprügeln und Schätze zu rauben. Und genau darum geht es in „OrcQuest“.

Das Cover von OrcQuest erinnert sehr an den Klassiker HeroQuest, eben nur in orkisch
Ran an die Beute: OrcQuest

 

Das Spiel
OrcQuest
ist ein Karten-Würfel-Spiel von Yoann Bugny & Thomas Maufroid und bei Maze Games erschienen. Es ist für 2-6 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.

Wer von den zwei bis sechs rivalisierenden Ork-Helden am Schluss die wertvollsten Schätze eingesackt hat, gewinnt „OrcQuest“. So einfach ist die Welt, wenn du ein Fantasy-Monster bist. Und weil man ein Monster ist, hat man Lebenspunkte. Gehen dir diese aus, scheidest du frühzeitig aus dem Spiel aus. Außer dem hat jeder der Orks eine Spezialfähigkeit, die genau einmal im Spiel eingesetzt werden kann. Dann gibt es noch Karten mit unterschiedlichen Aktionen, bunte Würfel, eine eher leichte Spielregel und ziemlich viele Ausnahmen von der Spielregel. Klingt in etwa so, wie es sich spielt: etwas chaotisch! Dann sorge ich mal für ein bisschen Struktur.

Eine Heldenkarte zeigt ein Bild, Lebenspunkte und eine Spezialfähigkeit.
Wer ist dein Herzblatt?

 

Vor mir liegt eine Heldenkarte offen aus. In dieser Runde ist es ‚Yogghul‘, der Priester. Dieser startet mit 7 Lebenspunkten. Genauso viele Herzensmarker liegen zum Spielstart neben der Heldenkarte. Auf die Hand bekomme ich noch vom Stapel sechs zufällige Karten. Die unterscheiden sich in Herausforderungen, Magie und Fiese Tricks. Die Begriffe habe ich aus dem Englischen frei ins Deutsche übersetzt, denn „OrcQuest“ ist komplett auf Englisch. So ein bisschen sollte man die Sprache schon kennen, um flüssig spielen zu können. Sprachneutral ist es nämlich leider nicht.

Meine Handkarten halte ich unbedingt vor den anderen verborgen. ‚Yogghuls‘ Spezialfähigkeit ist es, dass ich einmal jemanden zwingen kann, neu zu würfeln. Das merke ich mir mal, denn das kann ich sicher gut gebrauchen, um jemanden ein bisschen zu piesacken. Bin ich an der Reihe, ziehe ich eine neue Karte und muss danach eine Herausforderung bestehen. Jetzt kommen die Würfel ins Spiel. Die sind grün, gelb und rot – und achteckig! Sie haben auch keine Zahlen, sondern Symbole. Wenn ich eine Herausforderung bestehen will, muss ich Sterne würfeln, und zwar so viele, wie die Karte mir vorgibt. Sie sagt mir auch, welche Würfel und wie viele ich nutzen darf. Eine Challenge mit grünen Würfeln ist am leichtesten zu bestehen, denn die haben die meisten Sternsymbole. Gelb ist da schon schwerer und rote Challenges sorgen gern für schwitzige Hände.

Die achtseitigen Würfel gibt es in drei Farben: Grün, Gelb und Rot
Das Schicksal deines Orks liegt in den Würfeln.

 

Gelingt es mir, die geforderte Anzahl von Sternen zu würfeln, habe ich die Herausforderung besiegt, darf die Karte neben meinen Helden legen und bekomme die darauf gezeigten Goldmünzen für meine Endabrechnung. Schaffe ich es nicht, kostet mich das mindestens mal Leben. Dann wandern Herzen in die Schachtel zurück. Vielleicht habe ich ja Glück und kann mein Würfelglück noch durch eine oder mehrere Fiese Tricks-Karten aus meiner Hand beeinflussen. Und es gibt ja auch noch Magie! Manche Karten geben mir beispielsweise einen Zusatzwürfel, andere zwingen andere Helden mit in den Kampf, ohne dass sie was von der Belohnung ab bekommen. Das weckt das Schlitzohr in mir. Doch Vorsicht vor dem eigenen Größenwahn: Die anderen können auch Karten spielen, dir mir die Herausforderung erschweren. Dann schau ich blöd aus der Wäsche. Traue keinem Ork!

Die Farben unterscheiden sich farblich in ihre verschiedenen Aktionen
Armer Yogghul, wie soll es das schaffen?

 

Überhaupt ist „OrcQuest“ darauf angelegt, sich gegenseitig in die Suppe zu spucken. Schätze klauen, Herausforderungen erschweren – eine Runde „OrcQuest“ setzt viel Schadenfreude frei. Das muss man mögen und damit umgehen können. Schlechte Verlierer greifen lieber zu etwas anderem. Leider kommt durch das gegenseitige Hin- und Her der Fiesen Tricks schnell mal Durcheinander auf. Und ruhig war es übrigens bei unseren Testspielen nie!

 

Fazit
Fast wäre ich geneigt zu sagen, dass „OrcQuest“ gar nicht den Anspruch erfüllen will, ein seriöses Spiel zu sein. Vielmehr geht es die Dynamik am Spieltisch, sich gegenseitig in die Pfanne zu hauen und herzhaft dabei zu lachen. Immerhin sind wir Orks und keine Gryffindor-Musterschüler. Die Anleitung strotzt vor Augen zwinkernden Hinweisen und schon Titel und Spielecover sind pure Satire auf den Helden-Brettspiel-Klassiker ‚Hero Quest‘.

So spielt sich „OrcQuest“ dann auch als Hauen und Stechen, in der eine Intrige die nächste jagt. Mir ist das aber zu viel Chaos, wenn von links und rechts reingerufen wird, was jetzt noch alles passieren wird, außer, dass ich würfeln werde. Vor allem zu fünft oder sechst sind wir schon nah an der Brettspiel-Anarchie. Das Würfeln ist jetzt auch nicht so unterhaltsam. Und wenn ich Pech habe, scheide ich schon früh aus, während die anderen noch zünftig weiterspielen.

Was soll ich also sagen: Ich spiele „OrcQuest“ am liebsten nur zu dritt oder viert und auch nur dann, wenn ich die anderen am Tisch gut einschätzen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand nämlich ärgern wird, ist sehr hoch. Und dann kann ein gemütlicher Abend schon mal kippen. Aber manchmal bin ich eben auch gerne ein fieser Ork mit finsteren Absichten.

 

 

Bewertung / Test
+ mächtig viel Interaktion und Dynamik
– kann chaotisch zugehen
– Ausscheiden und Zuschauen kann Motivation kosten
– kann mächtig Ärger freisetzen
– Spiel nur in Englisch verfügbar

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”

  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

OrcQuest (2017)

Spielidee: Yoann Bugny & Thomas Maufroid
Grafik: Nicolas Amoroso, Loïc Muzy, Daniel Zrom
Verlag: Maze Games
Anzahl der Spielenden: 2-6 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 14 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Geht auch jünger. Englischkenntnisse sind aber hilfreich
Spieldauer: 15-45 Minuten

Generationentauglichkeit: Karten halten, mit kleinen Würfeln hantieren, klein gedruckte Texte lesen? Eher nicht.