Sabika | Expertenspiel | ab 14 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Germán P. Millán | Strohmann Games
Die Alhambra in Andalusien, erbaut auf dem Sabika-Hügel, ist eines der schönsten Bauwerke, dass ich je besuchen durfte. Die große Burganlage mit ihren unzähligen Palästen, Pavillons und Gärten versteht es, seine Besucher mit einem Hauch von 1001-Nacht zu verzaubern.
„Sabika“ greift genau dieses schöne Thema auf und war damit ein Muss für meinen Spieltisch. Ob mich das Spiel ebenso in seinen Bann ziehen konnte, erfährst Du hier.
Das Spiel
Sabika ist ein Expertenspiel von Germán P. Millán und bei Strohmann Games erschienen. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.
Mit „Sabika“ kommt ein großes Spiel auf euren Tisch. Groß was den Platzbedarf angeht und groß was die Komplexität betrifft. Es ist damit eindeutig dem Expertenspielbereich zuzuordnen. Das umfangreiche Spielmaterial inklusive schöner und detailreicher Holzteile bedarf für den Spielaufbau etwas Zeit.
Mittelpunkt des Spielplans ist das große Rondell, in das ihr im Spielverlauf eure Spielfiguren einsetzen und bewegen werdet. Rundherum finden sich die kleinen und großen Bauwerke, die euch zum Bauen zur Verfügung stehen sowie die kleinen und großen Gedichte, die ihr in die Wände der Alhambra gravieren möchtet. Das alles macht ihr, um euer Prestige (Siegpunkte) zu steigern und die Wünsche des Sultans zu erfüllen und damit in seiner Gunst aufzusteigen. Den unteren Teil des Spielplans nimmt der Hafen ein. Ihr werdet von Granada aus mit eurer Schiffsflotte Handelsbeziehungen in Europa und in den Nahen Osten pflegen. Dadurch verdient ihr neben Prestige auch die notwendigen Parias, die am Ende jeder Runde an die Krone zu leisten sind.
Für den persönlichen Spielbereich erhalten alle eine Werkstatt (Spieltableau). Sie dient euch als Lagerplatz für Waren und Ressourcen. Gespielt wird mit den Ressourcen, die auch zum Bau der Alhambra verwendet wurden: Gips, Holz, Marmor und Keramik. Geltende Währung sind Dinare. Gehandelt wird mit Zucker, Kleidung und Töpferwaren. Welche Ressourcen euch davon zu Beginn zur Verfügung stehen, wird über Startplättchen festgelegt.
Ihr spielt über 5 Runden á 4 Spielzüge. Die Aktionsauswahl erfolgt dabei über einen Workers-Placement-Mechanismus. Euch stehen 4 Spielfiguren zur Verfügung. 2 Baumeister, 1 Händler und 1 Dichterin. Sie könnt ihr in jeder Runde einmal bewegen. Jedem Figurentyp ist im Rondell ein bestimmter Aktionskreis vorgegeben:
- Der äußere Kreis steht ausschließlich euren beiden Baumeistern zur Verfügung. Hier könnt ihr euch im Steinbruch Ressourcen besorgen, euer Lager verwalten, am Markt handeln oder Bauwerke erschaffen. Bauwerke bringen euch neben der Gunst des Sultans, Zusatzaktionen und Prestige.
- Im mittleren Kreis werden Handelsbeziehungen gepflegt, Waren hergestellt und verschifft. Folglich bewegt sich hier euer Händler. Eine gut ausgebaute Schiffsflotte sichert euch Prestige, Paria und regelmäßiges Einkommen.
- Der innere Kreis ist den Dichterinnen vorbehalten. Hier könnt ihr Gedichte erschaffen und in den Wänden der Alhambra eingravieren. Kleine Gedichte bringen euch Boni, Sondereffekte und Zusatzaktionen, große Gedichte Siegpunkte für das Spielende.
- Zwischen den einzelnen Kreisen stehen zusätzliche Nebenaktionen zur Verfügung.
Im Spiel zu Zweit oder zu Dritt werden die goldenen Figuren des Sultans eingesetzt. Sie bewegen sich mit uns im Rondell und verteuern unsere Aktionsmöglichkeiten.
Seid ihr am Zug wählt ihr eine eurer aktiven Figuren und zieht sie im Rondell im Uhrzeigersinn auf das gewünschte Aktionsfeld. Eine Figur gilt als aktiv, wenn sie steht. Ein oder zwei Schritte sind kostenlos, jeder weitere Schritt kostet euch 1 Dinar. Befinden sich auf dem Feld auf das ihr ziehen möchtet, bereits Figuren, dürft ihr zwar auf dieses Feld ziehen, müsst aber für jede andere Figur einen weiteren Dinar abgeben.
Dadurch stehen euch grundsätzlich immer alle Aktionen zur Verfügung. Sie können unter Umständen aber sehr teuer werden. Da Ressourcen und Geld meistens knapp sind, ist man dann doch eingeschränkt, in dem was man machen möchte und dem was man machen kann.
Nach der ausgeführten Aktion wird die gerade genutzte Figur umgelegt, um anzuzeigen, dass sie in dieser Runde bereits benutzt wurde. Liegen alle eure Figuren im Rondell, ist die aktuelle Spielrunde zu Ende.
„Sabika“ ist in seinen Mechanismen sehr gut verzahnt. Wenn sich die gewünschte Aktionsmöglichkeit wegen fehlender Ressourcen verschließt, findet sich in den meisten Fällen eine gute Alternative. Es erfordert allenfalls ein Umplanen der eigenen Strategie. Manchmal ist es auch möglich über eine andere Aktion eine Zusatzaktion freizuschalten und so doch noch die gewünschte Aktion ausführen zu können.
Die Wege Prestige zu erreichen und „Sabika“ zu gewinnen, sind vielfältig. Unterschiedliche Handelskarten und Gedichte variieren die Siegpunktbedingungen in jeder Partie und garantieren damit Varianz. Jede Partie erfordert eine andere Strategie und sichert im Zuge dessen den Langzeitspielreiz.
Fazit
Rückblickend zur Einleitung kann ich sagen: Nicht nur die Alhambra, auch „Sabika“ hat mich in seinen Bann gezogen! Ich kann es allen Vielspielenden, die die Herausforderung eines guten Expertenspieles zu schätzen wissen, nur ans Herz legen. Das Spiel bietet neben dem schönen Thema und dem maurischen Grafikstil einen schönen Worker-Placement-Mechanismus mit vielen Aktionsmöglichkeiten. Alles ist gut ineinander verzahnt und die eigene Strategie wird immer geleitet von den ständig knappen Ressourcen und den Aktionen, die mir dadurch zur Verfügung stehen. Bisweilen muss ein wohl überlegter Spielzug wieder über Bord geworfen werden, wenn Mitspielende einem ein Bauwerk wegschnappen oder Aktionsfelder durch ihre Bewegung verteuern. Und trotzdem findet sich immer eine Ersatzaktion, die einem gute Möglichkeiten bietet. Auch Kettenreaktionen sind möglich.
Das Spiel bietet viele unterschiedliche Strategien an, wie Punkte generiert werden können und hat dadurch einen enorm hohen Wiederspielreiz. Es ist mit jeder Personenanzahl sehr gut spielbar, da die Arbeiter des Sultans bei weniger Mitspielenden für mehr Belegung im Rondell sorgen. Mit der Anzahl der Personen steigt die Wartezeit. Vor allem dann, wenn bereits geplante Spielzüge kurzfristig wieder umgeschmissen werden müssen. Zudem bietet das Spiel einen Solomodus, in dem ihr gegen den imaginären und kartengesteuerten Yusuf antretet. Lediglich die Generationentauglichkeit muss ich „Sabika“ absprechen, das will es aber auch gar nicht sein.
Das Holzmaterial ist toll. Die Spielanleitung ist strukturiert und übersichtlich. Die sehr gute Ikonographie unterstützt das zusätzlich. Trotzdem wird die erste Partie fordernd sein, bietet im Gegenzug auch eine gute Lernkurve, mit effektiver werdenden Spielzügen. Die angegebene Spielzeit von 60-120 Minuten ist eher sportlich zu sehen.
Eine klare Spielempfehlung mit einen Hauch von Orient.
Bewertung / Test
+ tolles Thema und Artwork
+ hervorragende Ikonographie
+ gut verzahnter Mechanismus
+ hoher Wiederspielreiz
+ Variabilität durch immer andere Ziele und Siegendpunkte
+ schönes Holzmaterial
+/- fordert einen mit seiner Vielzahl an Aktionsmöglichkeiten
(Eine Rezension von Monika Glashauser)
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Sabika (2023)
Spielidee: Germán P. Millán
Verlag: Strohmann Games
Grafik: Laura Bevon
Anzahl der Spielenden: 1-4 Spielende
Altersempfehlung Verlag: Ab 14 Jahren.
Spieldauer: 60-120 Minuten
Generationentauglichkeit: Nein, die Komplexität spricht dagegen.