Fenster zu! Es kommt – Celtae von Pythagoras Games (Rezension)

Celtae | Kennerspiel | ab 10 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Orlando Sá | Pythagoras Games 

Entschuldigung für das kleine Wortspiel in der Überschrift. In Wirklichkeit führen wir hier einen Keltenstamm in unterschiedlicher Weise zum Erfolg. Die Altersangabe auf der Schachtel weist auf ein Familienspiel hin, doch bewegen wir uns eher im Kennerbereich. Was sich hinter dem auffälligen Cover verbirgt und ob das Ganze Spaß macht, erfahrt ihr hier:

Spielkarton und Inhalt

Das Spiel
Celtae ist ein Kennerspiel von Orlando Sá und bei Pythagoras Games erschienen. Es ist für 1 – 4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.

Zunächst gibt es Einiges aufzubauen und es scheint kompliziert zu werden. Doch diese Erwartung erfüllt sich nicht: es ist komplex, aber nicht kompliziert. Aber es macht Sinn, sich mit Spiel und Material vertraut zu machen bevor man mit der Spielrunde einsteigt.

Zentral auf dem Spielplan befinden sich die Aktionsfelder im Kreis angeordnet. Wer an der Reihe ist, bewegt die schwarze Figur um ein, zwei oder drei Felder weiter. Das bringt oder kostet Stärkepunkte, die auf dem eigenen Tableau angezeigt werden. Nach dem Erledigen der eigenen Aktion darf man einen eigenen der drei aktiven Arbeitermarker tauschen mit einem auf diesem Aktionsfeld. Das beeinflusst später die Stärke der unterschiedlichen Aktionen.

Oben und unten ist das gleiche Aktionsfeld, das bezieht sich jeweils auf die obere oder untere Kartenauslage und die Baufelder. Die schwarze Figur steht immer zwischen zwei Aktionsfeldern. Sie stehen dem aktiv Spielenden zur Auswahl für dessen Aktion.

Die Zentrale des Spielplans, das Rondell

Neben dem eigenen Tableau stehen die drei aktiven Arbeiter zu Beginn: ein Bauer, ein Baumeister und ein Soldat. Sie stehen zum Tausch zur Verfügung. Zudem lassen sich über das linke Aktionsfeld neue erwerben, dafür wandert jeweils ein aktiver Arbeiter in eine Aussparung auf der oberen Seite. Hier hilft die vierte Gruppe der Arbeiter, die Adeligen. Diese verstärken die Aktion, neue Arbeiter zu generieren. Eine zusätzliche Aktion auf diesem Feld ist das Ausbilden von Druiden, welche die Joker unter den Arbeitern sind.

Das oben liegende Plättchen gibt vor, welche Arbeiter vom eigenen Tableau dafür abgegeben werden müssen. Dafür gibt es auch wieder Siegpunkte durch Umdrehen des so erworbenen Plättchens. Zudem zeigen die Markierungen auf dem Tableau an, dass es für viele Arbeiter und viele Bauten auch noch einmal Siegpunkte gibt. Unten zeigt ein Würfel die aktuelle Stärke an. Die Würfelchen rechts kommen später, bei der Aktion Kämpfen ins Spiel.

Spielertableau

Auf den bereits erwähnten zwei Aktionsfeldern kann ich Karten erwerben oder an den Zitadellen bauen. Die Möglichkeiten und Kosten hängen davon ab, wie viele Bauern, bzw. Baumeister mir zur Verfügung stehen. Die Symbole oben auf den Karten helfen mir bei den Baukosten der jeweiligen Zitadelle, die das gleiche Symbol aufweist. Das Bauen bringt mir zunächst Boni, aber vor allem Siegpunkte bei der Schlußwertung.

Eine der beiden Auslagen für den Kauf von Karten

Bei der Aktion Kämpfen helfen mir die unteren Symbole auf den Karten. Ich gebe Karten mit gleichen Symbolen ab und multipliziere die Anzahl mit der Zahl meiner Soldaten. In dem unteren Beispiel sind das drei gleiche Symbole, bei zwei Soldaten macht das sechs Stärkepunkte. Setze ich den Würfel auf meinem Tableau um zwei zurück, erreiche ich die geforderten acht und kann das Plättchen nehmen und umdrehen. Das zeigt einen Siegpunkt. Spätere Plättchen haben höhere Werte, geben dafür aber auch zwei Siegpunkte. Kann ich nun noch eine Karte mit einem passenden Symbol abgeben, darf ich einen der rechten Würfelchen platzieren. Am Ende werden auf diesen Feldern die Mehrheiten gewertet.

Die Aktion Kämpfen mit Karten gleicher Symbole, zwei Soldatenfiguren und den Kampfmarker auf dem Spielertableau

Schnell ist der Spielmarker einmal um den Kreis gewandert und überquert den Fluss. Wer das ausgelöst hat, darf einen der Fortschrittsmarker auf eine der Karten rechts vom Spielplan stellen. Das entscheidet darüber, was am Ende einfach oder mehrfach gewertet wird. Zudem haben alle Spielenden zu Beginn eine Stammeskarte ausgewählt, die nach dem Erreichen der eigenen Ziele nochmals Siegpunkte gewährt. Das kann mit den Karten für die Fortschrittsmarker kumulieren. Diese werden zu Beginn der Partie zufällig vom Stapel platziert.

Die Wertungskarten werden mit Rundenmarkern aktiviert

Hat man sich erst einmal zurechtgefunden, ist alles ganz logisch und durch Ikonographie unterstützt. Die Anleitung ist deutlich, gut strukturiert und illustriert. Positiv aufgefallen ist mir, dass die Arten der Arbeiter in der entsprechenden Schrift gedruckt sind. Das ist eine gute Idee, um die Bedeutungen schnell zu verinnerlichen. Ein Solomodus ist gesondert erklärt.

Das Material ist hochwertig und ansprechend illustriert. Auch wenn auf der Schachtel die Altersangabe ab 10 Jahren lautet, ordne ich „Celtae“ eher als Kennerspiel denn als Familienspiel ein. Von daher ist es in meinen Augen zu komplex um als generationentauglich zu gelten. Von den Farben, dem Material, der Ikonographie her spräche nichts dagegen. Alles ist sprachneutral gehalten.

Fazit

„Celtae“ fällt durch das Cover ohne jeglichen Schriftzug auf. Es verbirgt sich dahinter ein thematisches Kennerspiel mit deutlicher Verzahnung. Dabei sind die einzelnen Aktionen nicht schwierig und der Einstieg fällt nicht schwer. Was beim Lesen der Rezension sicher aufgefallen ist: Es gibt viele Wege um an Siegpunkte zu kommen und das fühlt sich eher beliebig an. Bei uns wollte der Funke nicht so recht überspringen, es hat sozusagen nicht gezündet. Es gibt zu viele Möglichkeiten, die schwierig gegeneinander abzuwägen sind. Die selbstbestimmte Wertung durch die Fortschrittskarten und das schnelle Voranschreiten des Spielsteins auf dem Brett lassen nur schwer eine eigene Zielplanung zu.

Interaktion ist gegeben, weil es klüger ist, eine andere Taktik zu fahren als die Mitspielenden. Diese oder jene Taktik führt genauso gut zu Siegpunkten und ist durch die eigene Stammeskarte relativ vorbestimmt. „Celtae“ ist liebevoll gemacht und auch ansprechend, doch wie gesagt sprang der Funke nicht über. Geeignet ist es sicher für Spielende, die das Thema einfängt oder Spielende, die in den Bereich der Kennerspiele eindringen wollen ohne sich gleich zu überfordern.

Bewertung / Test
+ schönes Material, gute Ikonographie
+ leichter Einstieg, auch wenn es auf den ersten Blick unübersichtlich wirkt
– die vielen gleichwertigen Möglichkeiten wirken beliebig

(Eine Rezension von Paul Theisen)


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Celtae (2024)

Spielidee: Orlando Sá
Grafik: Mihailo Dimitrievski
Verlag: Pythagoras Games
Anzahl der Spielenden: 1 – 4
Altersempfehlung Verlag: ab 10 Jahren
Eigene Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 – 90 Minuten

Generationentauglichkeit: Eher nein, da eher unübersichtlich und komplex. Vom Material her ginge das in Ordnung.