Hacker sind in aller Munde. Dabei mein ich nicht die Leute, die Gartenarbeit machen und mit ihren Hacken das Unkraut ausmerzen. Nein, ich meine die bösen Jungs, die sich in Computersysteme hacken, dort allerlei Unfug treiben und angeblich die gesamte Weltordnung umstürzen könnten, wenn sie nur wollten.
Und genau solche Typen spielen wir im Spiel „Hack Trick“. Die Folgen sind nicht ganz so spektakulär, denn es ist nur ein Spiel und wir legen nur Holzwürfel auf die infizierten Server. Als Lohn erwartet uns auch nur ein Bitcoin aus Pappe. Aber immerhin der Spielsieg, und uns Spielern ist genau der das Zweitwichtigste im Leben. Das Zweitwichtigste? Ja, denn Spielen ist der eigentliche Gewinn.
Aber gewinnen wir mit diesem Spiel? Sehen wir es uns an. Wir haben eine kleine Karte, die aus stabilen drei Pappteilen zusammengesetzt wird, vor uns, die die ganze Welt zeigt. Und wir sehen darauf neun Server-Standorte. Drei oben, drei in der Mitte und drei unten. Unsere Aufgabe ist es, Server zu hacken, und zwar entweder drei waagrecht, drei senkrecht, drei diagonal oder einen Server dreimal zu hacken. Jedes Mal, wenn wir einen Server hacken, legen wir einen unserer Würfel darauf. Liegt schon ein Würfel von uns, legen wir ihn dazu. Liegen Würfel des Mitspielers darauf, ersetzen wir diese durch einen von unseren eigenen und nehmen die anderen in unseren Besitz. Dann prüfen wir, ob wir gewonnen haben, sonst darf der Gegenspieler seinen Zug machen.
Ein Zug besteht darin, dass wir eine unserer Handkarten an die bereits ausliegende allgemeine Kartenreihe anlegen, darf aber nicht die gleiche Zahl sein. Dann zählen wir die Zahlen auf den beiden letztgelegten Karten zusammen und haben den entsprechenden Server gehackt (siehe oben).
Jetzt gibt es noch ein paar kleine Feinheiten im Spiel, die es interessant machen. Ich kann einen eigenen Marker (zehn Stück hab ich davon) aus dem Spiel nehmen und dafür einen „Hack“ erzwingen, was bedeutet, dass der Mitspieler auf alle Fälle eine Karte spielen muss statt eine zu ziehen. Ich kann auch eine „Firewall“ aufbauen, dann bin ich in der nächsten Runde vor einem „Hack“ des Mitspielern geschützt.
Mit den gefangenen Steinen des Mitspielers kann ich außerdem abfragen, welche Gesamtsumme die Karten auf seiner Hand haben. Das kann mir bei der Planung helfen, welche Karte ich auslege, um ihm nicht einen zu großen Vorteil zu verschaffen. Aber nur dann, wenn viele Karten in der Reihe liegen und der Gegner nur noch zwei oder drei auf der Hand hat. Dann kann ich vielleicht errechnen, welche Zahlenwerte er hat und kann vielleicht entsprechend planen, vorausgesetzt, ich hab Karten, um diese Planung umsetzen zu können. Ja, klingt nach vielen „Vielleicht“ und genau das ist es auch.
Das Spiel kommt größer daher als es ist. Man spielt Karten, versucht gute Zahlenkombinationen zu erreichen ohne dem Mitspieler gute Chancen zu eröffnen. Das gelingt nur selten und die Möglichkeit, den Gegner nach dessen Kartensumme zu fragen, bringt in der Regel nichts. Durch die vielen Siegmöglichkeiten kann ein Spiel schon mal nach nur drei Runden beendet sein. Das geschieht sehr oft. Dann gibt es fast genauso viele Spiele, die dadurch enden, dass einem Spieler die Steine ausgehen, dann hat er verloren, was zumeist den Startspieler trifft. Hier gleicht es sich etwas aus, dass der Startspieler oft genug nach drei oder vier Runden gewinnen kann.
Ein richtiges Duell ergibt sich nicht, dazu sind die Siegmöglichkeiten zu viele und die Karten auf der Hand bieten immer eine entsprechende Möglichkeit. Irgendwie erinnert es mich an Tic-Tac-Toe, nur mit dem Hindernis, dass ich nicht immer auf das Kästchen Zugriff hab, das ich gerade will.
Wäre nicht das Material, das wirklich gut ist, besonders die Weltkarte ist stabil und ideal in der kleinen Schachtel aufgehoben, dann wäre das Spiel nicht der Erwähnung wert.
FAZIT
„Hack Trick“ ist ein 2er-Spiel für Familien und Gelegenheitsspieler ab 10 Jahren, durchaus ab 8 zu spielen. Das Material ist vorbildlich für so eine kleine Schachtel, die Spielregeln einfach, die Grafik spielfördernd. Es sieht gut aus auf dem Tisch, bietet aber nicht den Spielwert, den die äußere Erscheinung und das Thema anbieten. Ein beliebiges Spielchen ohne große Spieltiefe, denn was man auch überlegt und plant, durch die vielfältigen Siegmöglichkeiten kann man kaum etwas machen. Man gewinnt, wenn man die richtigen Karten auf der Hand hat, oder man verliert, wenn das der Mitspieler hat. Besonderen Einfluss kann ich selbst nicht nehmen, letztlich bestimmt, welche Karten ich auf der Hand habe bzw. welche ich nachziehe.
Für 15 Minuten gerade noch ok, besonders weil die Grafik und die Aufmachung gelungen sind. Für mehr ist das Spiel nicht geeignet. Oder in der Sprache der Hacker: power off.
BEWERTUNG
+ stabiles und gutes Material
+ schöne Grafik
– zu viele Siegmöglichkeiten verhindern irgendeine Planung
– wenig Einfluss auf den Spielablauf, abhängig vom Kartenglück
– sehr glückslastig
(Eine Rezension von Gerhard Hany)
Hinweis zur Gender-Formulierung: Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen
bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit nur die weibliche oder männliche Form
verwendet wurde.
Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiel, 2-Personen-Spiel”
Kurzfassung
Titel: Hack Trick
Autor: Jozsef Dorsonczky
Grafik: Csaba Gálfi
Verlag: mind fitness games
Spieleranzahl: 2 Spieler
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Eigene Einschätzung: Ab 8 Jahre
Spieldauer: 15 Minuten
generationen-tauglich: geeignet von 8 bis 80
jungundalt-tauglich: tauglich, Computersprache gewöhnungsbedürftig („Server“, „Hack“, „Firewall“)