Nichts hält Emma auf – Lok’n’Roll von Boardgame Circus (Rezension)

Lok’nRoll| Familienspiel| ab 8 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Michiel de Wit | Boardgame Circus| generationentauglich

Kennen Sie noch die Dampflok Emma? Na, dämmert es? In ihr erlebten Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer innerhalb und außerhalb von Lummerland so manches Abenteuer. Ein Hoch auf die Augsburger Puppenkiste. Jetzt aber ist die schnaufende und schnaubende Lok zurück und lässt sich von uns in Lok’n’Roll ein Schienennetz bauen, auf dem sie nach Herzenslust auf dem Spieltisch herumdüsen kann.

Der Inhalt ist überschaubar: eine Lok, vier Würfel und reichlich Karten.
Der Inhalt ist überschaubar: eine Lok, vier Würfel und reichlich Karten.

 

 

Das Spiel
Lok’n’Roll
ist ein Familienspiel von Michiel de Wit und bei Boardgame Circus erschienen. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.

Würde mich jemand fragen, was genau für mich die Qualität eines Familienspiels ausmacht, könnte ich ausführlich und ausschweifend antworten, dass es in jedem Alter Spaß bringen und dass es nur wenige Regeln zu lernen geben sollte. Zudem sollte es so schnell gespielt werden, dass eine oder zwei Runden perfekt zum geselligen Zusammensitzen am Sonntagabend passen.

Ich könnte aber auch die kleine Schachtel mit Lok’n’Roll aus dem Regal ziehen und öffnen, die Karten an die Personenzahl anpassen und mischen, vier davon in die Tischmitte auslegen, die kleine schwarze Lok Emma darauf stellen, jeder Person zwei Karten für die Hand austeilen, die vier Würfel auf den Tisch legen und sagen: „Genau das hier“! Und weil das Spiel so schnell aufgebaut ist, wäre das viel kürzer als mein alternativer Monolog.

 

Die Lok in Großaufnahme
Unbeirrbar fährt die Lok immer in Richtung Ende der Ausbaustrecke.

Die Regeln zu Lok’n’Roll sind so schnell erklärt, dass selbst die ungeübtesten Spielenden schnell Spaß haben können. Wer an der Reihe ist, zieht eine Karte vom Nachziehstapel und nimmt diese auf die Hand. Nach dem Ziehen gibt es drei Möglichkeiten: Streckenkarten aus der Hand anlegen, passen oder Schuttkarten aus der Hand abwerfen. Mehr ist es nicht, was man wissen muss. Im Spiel kann das aber ganz schön taktisch werden. Es geht nämlich darum, mit den Aktionen die wenigsten Strafpunkte zu bekommen.

Bei der Option „Streckenkarten anlegen“ wird das bisherige Streckennetz mit einer oder gleich mehrere Karten der gleichen Zahl aus der eigenen Hand erweitert. Dabei hat das Spiel eine kleine Regel eingebaut, die zu Beginn oft übersehen wird. Die Differenz der zuvor gelegten und neu gelegten Karte darf nicht zwei sein. Damit man das aber nicht vergisst, hat jede Karte unten eine kleine Erinnerungshilfe eingebaut. Im Anschluss fährt Emma ein Stück auf den Gleisen. Addiert dazu die Zahlenwerte aller Karten und würfelt mit entsprechend vielen Würfel. Jeder Würfel zeigt entweder eine leere Fläche oder Rad-Symbole.

 

Drei Würfel zeigen Rad-Symbole, einer ist ohne Symbol.
Die Lok Emma zieht drei Felder vor. Die Würfel wollen es so.

Für jedes gewürfelte Rad-Symbol bewegt sich Emma jetzt um eine Karte Richtung Streckenende fort. Dabei lässt sie sich auch nicht von Gleisbruchkarten stoppen. Würde die kleine Lok dabei die vorderste Streckenkarte verlassen, bleibt sie prompt stehen. Für jedes jetzt übrig gebliebene Rad-Symbol, müssen am Streckenende von hinten nach vorne Karten eingesammelt werden. Diese kommen auf einen persönlichen Ablagestapel. Die Zahlen auf ihnen sind am Schluss des Spiels Strafpunkte.

Jetzt kommt aber eine Prise Genialität in das Spiel. Wer Strafkarten nehmen muss, legt diese in beliebiger Reihenfolge in seinen Ablagestapel. Dabei dürfen Karten mit gleichen Zahlen kombiniert werden. Zeigt die Karte, die du ablegst, die gleiche Zahl wie oberste des Ablagestapels, wandern beide Karten aus dem Spiel. Die Strafpunkte für das Spielende haben sich in Luft aufgelöst.

 

Die Gleise schlängeln sich.
Da muss alles passen. Die Gleise müssen eine fahrbare Strecke ergeben.

Deswegen kann Option 2, das „Passen“, eine clevere Entscheidung sein. Statt das Streckennetz aus der Hand zu erweitern, wandert Emma genau eine Karte weiter. Überfährt sie dabei das Streckenende, kostet das genau eine Strafkarte. Sollte die wiederum zur obersten Karte auf dem Ablagestapel passen, wandern beide aus dem Spiel. Auch hier heißt das Strafpunkte ade!

Manchmal zieht man auch eine Karte mit einem dicken Steinbrocken darauf in die Hand. Das sind Schutthaufen. Sie haben zwar keinen Nutzen beim Erweitern des Streckennetzes, können aber wunderbar dazu genutzt werden, den Ablagestapel nach den bekannten Regeln abzubauen. Und das ohne die Lok zu bewegen oder Strafkarten zu nehmen.

 

Beide Karten des Ablagestapels haben die gleiche Zahl. Sie gehen aus dem Spiel und bringen keine Strafpunkte.
Die Schienenkarte und die Trümmerkarte haben die gleiche Zahl. Sie gehen aus dem Spiel und bringen keine Strafpunkte.

So geht es immer im Uhrzeigersinn rundum, bis die letzte Karte vom Nachziehstapel gezogen und der Zug abgeschlossen wird. Die Punkte auf den verbleibenden Handkarten und die Punkte auf dem eigenen Ablagestapel werden nun als Strafpunkte addiert. Wer die wenigsten davon hat, gewinnt. Das Ganze dauert etwa 15 Minuten. Und weil die Vorbereitung der nächsten Runde nur knapp eine Minute im Anspruch nimmt, steht einer Revanche sicher nichts im Weg.

Wer mal keine Lust oder Gelegenheit für eine Mehrpersonenpartie hat, kann Lok’n’Roll sogar in zwei verschiedenen Solo-Modi spielen. In einem geht es darum, möglichst wenige Strafpunkte zu sammeln. In dem anderen fordert dich Lokotoma Betsy quasi zu einem Lok-an-Lok-Rennen heraus.

 

 

Fazit

Egal ob zu mehreren oder allein: Wer auf der Suche ist nach einsteigerfreundlicher Familienspielunterhaltung ist, sollte Lok’n’Roll auf jeden Fall eine Chance geben. Die Karten-Illustrationen mit Gleisen und Schafen und Kühen am Wegesrand im Comicstil sind bunt verträumt. Die Kartenqualität ist gut. Sie halten was aus und sehen nach mehr als 25 Partien immer noch neuwertig aus. Alles ist gut zu halten, gut zu sehen, gut zu verstehen und gut zu managen. Altersmäßig gibt es nach unten und oben somit eigentlich keine Grenze, solange das mit dem Zählen klappt. Somit ist Lok’n’Roll für mich ein Spiel, das absolut generationentauglich ist.

 

Bewertung / Test
+ leichte Regeln
+ schnelle Vorbereitung
+ kurze Spieldauer
+ liebevolle Aufmachung
– Zweier-Differenz-Regel wird oft übersehen

(Eine Rezension von Oli Clemens)


Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)

 

Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 75 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 76 Jahre
4.5

Lok'n'Roll (2020)

Spielidee: Michiel de Wit
Grafik: Miša Jovanović
Verlag:  Boardgame Circus
Anzahl der Spielenden: 1-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ich glaube, die Spielregeln sind so einfach, dass auch jüngerer Kinder – mit oder ohne Zählhilfe – bereits einsteigen können.
Spieldauer: 15 Minuten
Generationentauglichkeit: Ja, das Material und die Regeln machen es möglich