Konkurrenz der Magier – Res Arcana von Asmodee (Rezension)

Res Arcana | Kennerspiel | ab 12 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Tom Lehmann | Asmodee 

Bei „Res Arcana“ schlüpfen wir in die Rollen magiebegabter Personen und schieben so lange magische Essenzen hin und her, bis wir 10 Siegpunkte erspielt haben. Dabei spielen wir mächtige Artefakte aus, besuchen Orte der Macht und hetzen den Anderen unsere Drachen auf den Hals, wenn gar nichts mehr hilft.

Res Arcana kommt mit tollem Material und einer aufgeräumten Schachtel
Res Arcana kommt mit tollem Material und einer aufgeräumten Schachtel

 

Das Spiel
Res Arcana
ist ein Kennerspiel von Tom Lehmann und bei Asmodee erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.

Schon ein erster Blick in die Schachtel von „Res Arcana“ begeistert mich. Alle Spielmaterialien sind fein säuberlich in einem Inlay verstaut. Die vielen Ressourcensteinchen mit denen man hantieren wird, liegen vorsortiert in einem Einsatz, den man einfach herausnehmen und hinstellen kann. In der Schachtel ist keine Spur von Plastiktütchen-Chaos zu sehen. Wie ungewöhnlich, wie anders, wie angenehm.

Letztlich ist „Res Arcana“ ein Kartenspiel, bei dem man versucht, die acht Artefakt-Karten, die man zu Spielbeginn bekommt, nacheinander auszuspielen und dann so zu nutzen, dass sie wie eine gut geschmierte Maschine miteinander harmonieren. Wer gerne Kenner- und Expertenspiele spielt, kennt diesen Mechanismus unter dem Namen ‚Enginebuilding‘. Der Begriff leitet sich von dem englischen Wort ‚engine‘ ab, was der Motor bedeutet. Selbst verkörpert man einen Magier, der mit einer einzigartigen Fähigkeit an den Start geht. Alchemist, Hexe oder Nekromantin – die Wahl liegt bei uns.

Die Nekromantin verändert grüne Ressourcensteinchen zu schwarzen.
Aus Leben wird Tod: Die Nekromantin kann das.

Zum Ausspielen der Karten aus der Hand braucht es die Ressourcensteinchen. Im Spiel heißen diese Essenzen und es gibt sie in fünf verschiedenen Farben. Die sind leider knapp und schwer zu bekommen, also verbringen wir im Spiel die meiste Zeit damit, Essenzen aufzutreiben. Dabei helfen uns die bereits ausgespielten Artefakt-Karten. Einige davon geben uns schlicht zum Beginn einer Runde Essenzen als Bonus, andere ermöglichen uns raffinierte Tauschoptionen. Vor allem durch die Kombination verschiedener Artefakte entsteht dann der vorhin beschriebene Motor-Effekt.

Die Auslage auf dem Tisch wird recht groß
Es läuft. Die Nekromantin sammelt fleißig Ressourcen und Siegpunkte

Wenn der eigene Motor dann mal brummt, sollte man auch einen Blick auf die Monumentkarten und die Orte der Macht werfen. Sie werden zu Spielbeginn ausgelegt. Von ihnen gibt es unterschiedliche, sodass jede Partie „Res Arcana“ ein bisschen anders sein wird. Gleichsam sind sie fast der einzige Weg, wie man an die notwendigen Siegpunkte kommen kann, um das Spiel zu gewinnen. Diese Karten liegen immer offen und sichtbar für alle aus, sind übel teuer und dürfen in Besitz genommen werden, wenn die passenden Essenzen endlich am Start sind. In dieser Phase spielt vor allem das die Essenz Gold eine sehr wichtige Rolle. Natürlich haben die anderen auch ein Auge auf die Auslage geworfen, sodass es sich lohnt, immer mal die Essenzvorräte der anderen zu checken um zu erahnen, auf welchen Ort der Macht sie gerade hinarbeiten.

Orte der Macht, wie etwa der Heilige Hain, sind heiß begehrt.
An wen geht wohl der Heilige Hain?

Schon deswegen ist „Res Arcana“ ein Spiel mit Interaktion, auch wenn man das Gefühl hat, die meiste Zeit alleine in seinem Kopf den besten Plan zu schmieden. Dazu kommt, dass einige Artefakte auch benutzt werden können, um Druck auf die anderen auszuüben. Im Spiel sind das vor allem die Drachen, mit denen man angreifen darf. Haben die anderen Magier Artefakte, die sie schützen, wehren sie sich erfolgreich und nichts passiert. Ansonsten müssen mühsam erarbeitete Essenzen wieder abgegeben werden. Vorplanen ist besser als Nachzahlen.

 

Fazit

Unsere ersten Runden „Res Arcana“ wirkten auf mich unangemessen lang, weil wir alle Zeit brauchten, die richtigen Synergie-Kombinationen der Karten zu entdecken. Außerdem muss man erst einmal mit den vielen unterschiedlichen Symbolen klar kommen. Das sorgt dafür, dass nicht jedes Artefakt gleichsam auf Anhieb verständlich ist. Um Karten wie den „Aufziehmann“ oder Karte „Athanor“ zu verstehen, braucht es schon ein bisschen. Die Anleitung hilft da auch nicht immer. Wenn dann etwa zehn Runden oder noch mehr gespielt werden, bis jemand die erforderlichen zehn Siegpunkte erarbeitet hat, zieht sich das arg.

Die Karten sind voller Symbole, an die man sich erst gewöhnen muss.
Was genau macht jetzt die Karte Athanor?

Nach den ersten Partien wird man aber doch schnell vertraut, weiß, wie die Karten funktionieren und kommt sehr schnell ins Spiel. Natürlich plant man den eigenen Zug bereits dann, wenn die anderen spielen, und nicht erst, wenn man selbst wieder an der Reihe ist. Das verhindert lange Wartephasen. Die meisten unserer Partien sind bereits nach fünf oder spätestens sechs Runden entschieden und dauern etwa nur 35 bis 45 Minuten. Für ein Kennerspiel ist das echt schnell.

Das Material und die Illustrationen sind bunt, phantasievoll und machen mir immer Lust auf noch eine Runde Dazu ist es echt wertig und robust und selbst nach mehr als 20 Partien immer noch tadellos in Ordnung. Davon können sich andere Spiele eine Scheibe abschneiden. Die Zielgruppe sind definitiv Personen, die gerne viel und komplexer spielen. Ein generationentaugliches Spiel will „Res Arcana“ sicher nicht sein. Trotz all meiner Begeisterung weiß ich aber, dass viele mit dem Spiel auch gar nichts anfangen können. An der Optik liegt das eher nicht, vielmehr an der anspruchsvollen Engine-Mechanik. Somit floppt „Res Arcana“ besonders oft bei Personen, die gerne aus dem Bauch spielen und nicht planen wollen.

 

Bewertung / Test
+ tolles Material
+ jedes Spiel läuft anders
+ mit jeder Partie wird man besser
– Symbolsprache nicht immer klar und Anleitung hilft nur bedingt
– kann in den ersten Partien sehr lang dauern
– nichts für Bauchspieler

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele”

  • ... Altersgruppe 12 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre

Res Arcana (2019)

Spielidee: Tom Lehmann
Grafik: Julien Delval
Verlag: Sand Castle Games | Asmodee
Anzahl der Spielenden: 2-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Spieldauer: ca 60 Minuten

Generationentauglichkeit:  Die vielen kleinen Ressourcensteine und die eher klein geratene Symbolsprache des Kennerspiels möchte eine andere Zielgruppe ansprechen.