Bunt und Bezaubernd – Wolfwalkers: Geschichten aus dem Wald der Wölfe von Board Game Circus (Rezension)

Wolfwalkers: Geschichten aus dem Wald der Wölfe | 2-Personen-Spiel | ab 8 Jahren | 2 Spielende | Maja Milavec | Board Game Circus | generationentauglich | pädagogisch wertvoll

Ein Film dient als Vorlage für ein Spiel. Stirnrunzeln und Skepsis machen sich da breit. Wie viele Harry Potter-, Star Wars-, Sponge Bob- oder Simpsons-Versionen berühmter Spieletitel soll es denn noch geben? Ist das neue Spiel mehr als nur ein optisch verändertes Grundspiel? Wenn diese Fragen deine kritische Meinung dazu widerspiegeln, dann solltest du unbedingt weiterlesen! Falls nicht, dann sowieso, denn: „Wolfwalkers“, das den gleichnamigen Oscar-nominierten Animationsfilm aus dem Hause Apple zur Vorlage hat, ist Inhalt des folgenden Beitrags.

Spielschachtel liegt neben vielen Karten des Spiels
Bunt und Bezaubernd – so erzählt jede Partie Wolfwalkers ihre eigene Geschichte.

Das Spiel
Wolfwalkers: Geschichten aus dem Wald der Wölfe
ist ein 2-Personenspiel von Maja Milavec und bei Board Game Circus auf deutsch erschienen. Es ist für 2 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.

Es gibt viele Spiele, bei denen ich Karten ziehe und dann in (m)eine Auslage lege. Häufig kommt den Kartenseiten dabei eine unterschiedliche Bedeutung zu. Das Prinzip wird oft als „Draft“ bezeichnet. Im Grunde ist das Prinzip von „Wolfwalkers: Geschichten aus dem Wald der Wölfe“ schnell erklärt: Aus einer gemeinsamen Kartenauslage wähle ich genau eine Karte und lege diese ohne sie zu wenden in mein Raster aus Karten. Es gibt die Kartenseite mit den großen Motiven, die vorallem die Geschichte erzählen und dabei zwischen 1 und 4 Symbolen beherbergen, sowie die andere Seite der Karte, die durch Wertungsanforderungen am Ende einer Partie Punkte generiert. Oft lesen sich die mit einem Titel versehenen Karten wie Kapitelüberschriften.

Dabei kommt den Symbolen auf der Karte eine besondere Bedeutung zu. In verschiedenen Mustern gibt es Punkte. Oder auch für Reihen, in denen ein bestimmtes Symbol liegt. Oder Reihen, die ohne ein bestimmtes Symbol auskommen, oder benachbarte Symbole, oder oder oder! Jedoch bringen die besten Muster nichts, wenn es keine entsprechende Aufgabe gibt, und schon stecke ich im Dilemma, welche Karte wann wohin gespielt wird.

Dabei versuche ich durch geschicktes Auslegen der eben gezogenen Karte immer mehr dieser Aufgaben zu erfüllen, doch Vorsicht: Auch die Aufgaben müssen im eigenen Raster Platz finden. Die gemeinsame Auslage wird dabei stets sofort wieder aufgefüllt. So werden im Laufe einer Partei 25 Karten abwechselnd auf 5 x 5 Kartenplätze gespielt – dann ist bereits Schluss und es wird gewertet. Dabei gelten für mich lediglich die Punkte meiner Aufgaben. Es gibt Sonder-Karten wie die Gelegenheit und die Besonderheit – die vorallem in der Kartenauslage für eine Varianz sorgen, in dem z. B. bereits ausliegende Karten auf ihre jeweils andere Seite gewendet werden können.

Detailansicht einer Spielkarte
Mebh, Robyn & Merlyn, die Protagonist:innen des Spiels

Bereits beim Spielaufbau denke ich oft an die Zeichentrickfilme meiner Kindheit zurück – ganz besonders drängt sich dabei immer wieder der dänische Film „Walhalla“ auf, deren liebenswerter Protagonist Quark so einige Äußerlichkeiten mit den Charakteren Mebh, Robyn und Merlyn gemeinsam zu haben scheint. Das nimmt mich so wunderbar in Beschlag und wird während einer Partie schnell zu meiner persönlichen Geschichte ausgeweitet. Mal sehe ich eine Stadt und Stadtwachen – sie scheinen jemanden zu suchen. Dann habe ich eine Karte mit den besorgten Eltern. Eine andere Karte zeigt mir Mebh ganz allein in einem Wald – einen größeren Spannungsbogen brauche ich nicht.

Mitunter kommt es vor, dass ich gut und gerne 2 oder mehr Karten lang, und damit auch Spielzüge, beim Ausspielen vor mich hinträume nur um mich dann wieder auf die Wertung zu konzentrieren und Wertungsaufgaben etwas gezielter und ertragreich zu platzieren.

7 Karten liegen in einem Muster zueinander ausgelegt
Den Falken in Sicht zu haben ist mehr als nur ein Hoffnungsschimmer: Am Ende des Spiels bringt jedes Symbol des fliegenden Gefährten in gerader Linie zu dieser Wertungsaufgabe in dieser Auslage 3 Siegpunkte!

Die veranschlagte Zeit von 30 Minuten ist dabei schnell unterboten, so dass häufig eine zweite Partie stattfindet. Diese zweite Partie fühlt sich für mich eher nach einer Fortsetzung der Geschichte, als nach einer Revanche an. Wann hat das ein Spiel zuletzt geschafft?

Einen Solomodus für „Wolfwalkers: Geschichten aus dem Wald der Wölfe“ liefert der Verlag Board Game Circus per Download nach und zusätzlich die Option, das Spiel auch zu dritt oder zu viert zu spielen – hier werden dann allerdings 2 Exemplare des Spiels benötigt. Für mich ist das Spiel in seiner Grundform bereits absolut vollwertig. Wenn die Absicht hinter diesem Spiel war, den als Vorlage dienenden Film schauen zu wollen, dann geht dieser Plan in meinem Falle auf – falls es das nicht schafft, so unterhält dieses kleine und feine Spiel prächtig.

Fazit
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte heißt es und bei „Wolfwalkers“ meint es: Bilder erzählen eine ganze Geschichte. Das gefällt mir derart gut, dass ich mich an den Karten oft gar nicht satt sehen kann und immer wieder Details entdecke. Die Stimmung der einzelnen Karten reicht dabei von behütet und sicher bis hin zu bedrohlich oder traurig – großartig! Und sollte das allein nicht bereits genügen, dann finde ich in „Wolfwalkers: Geschichten aus dem Wald der Wölfe“ einen sehr gelungenen Mix aus den Spielmechaniken Draft, Set-Collection, Puzzle.

Mit „Wolfwalkers: Geschichten aus dem Wald der Wölfe“ ist für mich in einer kleinen Spielschachtel Unterhaltung für einen ganzen Abend und darüber hinaus dabei. Es scheint aus meinen Erfahrungen bisheriger Testpartien keinen großen spielentscheidenden Vorteil zu geben, wenn eine der beiden spielenden Personen die Karten ein wenig besser kennt – dafür liegt die gewünscht Karte zu oft auf der „falschen“ Seite. Wer sich von den kleinen Karten und den aufgedruckten Symbolen nicht abschrecken lässt, der findet hier generationenübergreifenden Spielspaß, denn Fantasie kennt keine Altersgrenze.

„Wolfwalkers: Geschichten aus dem Wald der Wölfe“ wirst du großartig finden, wenn dir Spiele wie „Fantastische Reiche„, „Punktesalat“ oder „Blumengarten“ gefallen und du gern zu zweit spielst. Wenn du die wie ich die Illustrationen magst, dann sowieso! Viel Spaß in Mebhs, Robyns und Merlyns Welt – ich muss unbedingt schauen, wie es weitergeht!

 

Bewertung / Test
+ zauberhafte Illustrationen und liebenswerte Charaktere lassen im Nu eine Geschichte entstehen
+ denkbar einfaches Spielprinzip mit Kartenziehen und -anlegen
+ kurze Partien, die mitunter filmreife Wendungen erleben
+ schneller Einstieg auch für Gelegenheitsspieler
– nichts für schwache Augen: Die Karten selbst sind recht klein, die Symbolik ebenfalls.

 

(Eine Rezension von Tobias Mallock)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Wolfwalkers: Geschichten aus dem Wald der Wölfe (2022)

Spielidee: Maja Milavec
Grafik: Cartoon Saloon
Verlag: Board Game Circus
Anzahl der Spielenden: 2 Personen (Solomodus per Download, 3 – 4 Personen mit einem zweitem Spiel)
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 30 min

Generationentauglichkeit: Bedingt, sofern kleine Karten und Symbole kein Hindernis darstellen.
Pädagogisch wertvoll:  Die eigene Fantasie wird hier mächtig angeregt und zum Geschichten erzählen ermuntert – egal ob ich die Vorlage kenne oder nicht.