Gemütliches Tüfteln – Der große Jahrmarkt von Skellig Games (Rezension)

Der große Jahrmarkt | Kennerspiel | ab 12 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Rob Cramer | Skellig Games

Habt ihr manchmal Leute am Tisch, die es nicht so kompliziert wollen, die keine lange Erklärung hören wollen? Und ihr wollt so gerne zeigen, wie toll komplexere Brettspiele sein können? Dann versucht es mal mit „Der große Jahrmarkt“. Allein das Material ist schon einladend. Und – funktioniert das Lockmittel?

Spielkarton und Inhalt. Das kleinteilige Material ist in einem Inlay untergebracht.

Das Spiel
Der große Jahrmarkt ist ein Kennerspiel von Rob Cramer und bei Skellig Games erschienen. Es ist für 1 – 4 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden. 

Schon das Öffnen des Kartons lässt das Herz aller Spielenden höher schlagen: Alles hat seinen Platz. Das Inlay für Figuren und Plättchen hat einen Deckel, da purzelt nichts durcheinander. In der unteren Etage des Kartons sind ebenso ordentlich die Fundamentplättchen und die Spielpläne untergebracht. Man ahnt schon: Da gibt es leere Plätze, die wohl für eine Erweiterung vorgesehen sind.

Alle haben einen eigenen Spielplan mit Platz für eben diese Fundamentplättchen, wo Marktflächen und Wege unterschiedlich angeordnet sind. Für die gelegten Marktplättchen gibt es wiederum Plättchen mit Attraktionen, die passend aufgelegt werden müssen. Was hier leicht verwirrend klingt, lässt sich intuitiv verstehen. Die Aktionsmöglichkeiten und was am Ende Punkte bringt, ist übersichtlich auf dem eigenen Plan nochmals aufgeführt. Das erspart Fragen für die, welche nicht sofort alles verstanden haben (oder nicht genau zugehört haben).

Als taktische Finesse gibt es in jeder Partie drei Gildenkarten, die lasse ich aber in der ersten Partie mit Wenigspielenden einfach weg. Für die erfahrenen Spielenden sind sie das Salz in der Suppe. Auf die Gildenkarten gehe ich später ein.

Auf dem zentralen Spielplan liegen zwei Stapel mit Fundamentplättchen, vier sind zudem aufgedeckt. Es sind Zahlen zugeordnet. Darunter der Rundenmarker. Wir spielen sieben Runden von Montag bis Sonntag.

In der zentralen Auslage liegen Grundstücksplättchen.

Auf dem eigenen Plan sind 16 Felder für die Fundamente und links fünf Aktionsfelder. Bin ich an der Reihe, setze ich eine der Figuren auf die gewünschte Zahl, das bestimmt die Stärke meiner Aktion. Bei der Auswahl der Fundamentplättchen brauche ich Stärke 2 um das leere Plättchen im Beispiel oben wählen zu dürfen. Ich darf aber immer ein verdecktes Plättchen nehmen, das erfordert die Stärke 1.

Beim Legen der Fundamentplättchen bin ich frei, es braucht kein Anlegen. Doch muss die Ausrichtung der Hammer übereinstimmen. So schaffe ich zum Einen passende Plätze für die Attraktionen, muss dabei zum Anderen aber die Wege berücksichtigen, welche die Besucher gehen können, die bei Start unten beim Eingang warten.

Ein Spielertableau mit dem Feld zum Bebauen.

Die Auswahl an Attraktionen hängt von der Anzahl der Mitspielenden ab. Ich zeige hier mal sechs Attraktionen der größten Kategorie. Da braucht es eine Aktion der Stufe 5, um die nehmen zu dürfen und passend auf die geschaffenen Marktfelder legen zu dürfen. Dabei darf man Drehen und Spiegeln.

Die begrenzte Auswahl sorgt für Interaktion. Da gilt es zu schauen, was die Mitspielenden planen könnten. Bei der Punktwertung zählen Dreiergruppen und mehr der gleichen Größe und auch die Vielfalt. Da brauche ich alle fünf Größen. Das zählt aber jeweils nur, wenn die Attraktionen auch mit Tickets belegt sind. Das besorgen die Besucher: Sie laufen maximal so weit, wie die Aktionsstärke hergibt. Endet die Figur orthogonal neben einem oder mehreren Attraktionen, darf man dort Tickets ablegen.

Eine Auswahl von Attraktionsplättchen in der Größe 5.

Nicht nur für die Wertung der Attraktionen sind die Tickets wichtig. Sind am Spielende mindestens 15 auf dem eigenen Plan, bringt das ordentliche 12 Punkte. Die Besucher werden nachgelegt, sobald sie an beiden Seiten in den Jahrmarkt gelaufen sind. Dafür gibt es als Belohnung einen Marktschreier, der Punkte bringt, aber auch die Laufweite der Besucher erhöht.

Das Tableau in fortgeschrittenem Spielstadium.

Hier nun noch Beispiele für die Gildenkarten. Drei liegen in einer Partie aus. Schafft jemand die obere Bedingung, haben die Mitspielenden im nächsten Zug noch die Möglichkeit, sie ebenfalls zu schaffen. Die Karte wird mit einer eigenen Spielfigur markiert und es gilt nun für diese Personen die untere Regeländerung. Die Änderungen sind unterschiedlich stark und um so effektiver, je früher man sie erreicht.

Beispiele für Gildenkarten.

Das Material ist wertig und liebevoll gemacht. Die Anleitung ist übersichtlich, enthält zudem ein Glossar zu den Gildenkarten und eine Soloregel. Die Schrift hat eine angenehme Größe, die Beispiele sind deutlich illustriert.

Es ist eher als Kennerspiel denn als Generationenspiel konzipiert, doch als Problem sehe ich nur die sehr kleinen Besucherfiguren und die Ticketplättchen. Sind Personen am Tisch, die über die erforderliche Feinmotorik verfügen und eine kleine Herausforderung nicht scheuen, macht es Jung und Alt gleichermaßen Spaß.

 

Fazit
„Der große Jahrmarkt“ ist ein gehobenes Familienspiel oder ein leichtes Kennerspiel. Das Thema ist nicht aufgesetzt, sondern findet sich in den Spielabläufen wieder. So ist das Meiste intuitiv schnell verstanden und mit der Hilfe auf den Plänen der Spielenden kann man nach kurzer Erklärung loslegen. Die Spieltiefe ergibt sich dann im Laufe einer Partie und bei mehreren Partien gibt es eine Lernkurve, das macht den Wiederspielreiz aus und ein wenig die Varianz.

Es macht Spaß, den eigenen Jahrmarkt zu planen und dabei die Punkteziele zu berücksichtigen. „Der große Jahrmarkt“ ist überwiegend solistisch, wie so viele Plättchenlegespiele. Es entsteht Konkurrenz bei der begrenzten Auswahl an Attraktionsplättchen und bei der Erfüllung der Gildenkarten. Wie bereits erwähnt, kann man die Gildenkarten für den leichteren Einstieg bei der ersten Partie weglassen. Die Altersangabe „Ab 12 Jahren“ weist auf Kennerspiel hin, doch dürften geübte 10-Jährige gleichwertig ihren Spaß haben.

Ja, es erinnert schon an „Bärenpark“ , doch ist „Der große Jahrmarkt“ anders genug, dass sich die Anschaffung lohnt. Mich hat es sehr überzeugt und ich konnte Wenigspielende durchaus begeistern, ohne einen Fluchtimpuls gespürt zu haben.

 

Bewertung / Test
+ Stimmiges, schönes und ansprechendes Material
+ leichter Einstieg, Spieltiefe erschließt sich beim Spielen
– eher solistisch

(Eine Rezension von Paul Theisen)


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Der große Jahrmarkt (2023)

Spielidee: Rob Cramer
Grafik: Ryan Goldsberry
Verlag: Skellig Games
Anzahl der Spielenden: 1 – 4 Spielende.
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren.
Eigene Altersempfehlung: Mit etwas Spielerfahrung auch ab 10 Jahren.
Spieldauer: 60 Minuten
Generationentauglichkeit: Gegen Generationentauglichkeit sprechen nur die kleinen Besucherfiguren und die kleinen Tickets, die für Ältere eventuell schwierig zu greifen sind. Der übersichtliche Aufbau unterstützt das generationenübergreifende Spielen. Von der Komplexität her kommt es einfach auf die Personen an.