Monasterium | Arve D. Fühler | Grafiken: Dennis Lohausen | 2-4 Spieler | 60-120 Min | ab 12 Jahre | dlp Games | 2021 | Würfel-Einsetz-Spiel mit interessantem Mix verschiedener Mechaniken für Kennerspieler:innen

Es geht um Ruhm und Ehre, um Kirche und Mittelalter, um Novizen und Klöster und um ein Spiel auf anspruchsvollem Kennerniveau.
Zur Hochzeit der kirchlichen Macht stehen in einem schönen Tal fünf Klöster. Ich bin Leiter einer Domschule und versuche, meine Schule in möglichst gutes Licht zu rücken. Dafür schicke ich meine Novizen in diese Klöster. Dort sollen sie diverse Ressourcen beschaffen, Einfluss gewinnen und sogar am Kirchenfester der Klosterkirche mitarbeiten. Drei Jahre (= Runden) stehen mir dabei zur Verfügung, um mehr Ruhm zu sammeln als meine Mitbrüder (und -schwestern am Brett).

Nach einen Marathon-Aufbau (gefühlt länger als das ganze Spiel) starten wir in drei Runden. Zuerst darf jeder würfeln. Ja, es ist ein Würfel-Einsetz-Spiel. Und wie immer beim Würfeln ist ein Glücksfaktor vorhanden. Aber hier wirkt er sich kaum aus. Ich habe persönliche und neutrale Würfel und muss mich beim Wurf für eine Zahl entscheiden und alle entsprechenden Würfel auf das zugeordnete Feld verschieben. Das machen alle Mitspieler:innen solange, bis alle Würfel verteilt sind.
Dann, in der zweiten Phase, wählt man ein Feld aus und nimmt sich Würfel vom Feld, die entsprechende Aktionen auf meinem Spielplan auslösen. Und zwar jeder Würfel eine Aktion. Beim Nehmen muss ich nur einige Dinge beachten und die machen es interessant. Ich darf natürlich keinen der Würfel der Mitspieler:innen nehmen. Ich darf auch nie mehr als drei Würfel nehmen und ich muss, sollten auf einem Feld meine persönlichen und neutrale Würfel liegen, zuerst meine persönlichen nehmen. Ob ich einen, zwei oder drei Würfel nehme ist mir überlassen. Das ist sehr schön tricky. Denn es gilt, bei der Reihenfolge, wie ich Würfel nehme, gut zu planen.
Die eigenen kann niemand anderes nehmen, die könnte ich aufheben bis zuletzt. Aber vielleicht brauche ich genau die Aktion, um eine andere Aktion mit neutralem Würfel auszuführen? Und welche Würfel schnappen sich die anderen? Das ist richtig knifflig und macht schonmal Kopfzerbrechen.

Welche Aktionen kann ich nun ausführen? Auf meinem Spielplan habe ich zu jeder Zahl eine Standardaktion und vier weitere Aktionen, die aber von Novizen bedeckt sind. Erst wenn ich den entsprechenden Novizen in ein Kloster geschickt habe, ist diese Aktion für mich wählbar. So bestimme ich also mit dem Versenden der Novizen, welche Möglichkeiten ich habe und damit auch, welche Strategie ich einschlage. Das ist raffiniert gemacht. Das macht es auch etwas einfacher, die Züge der Mitspieler:innen etwas vorherzusehen – wichtig bei der Würfelwahl.
Das Entsenden der Novizen hat aber auch eine weitere wichtige Entscheidung nötig: Wohin schicke ich sie? In welches Kloster (hier bestimmt die Position des Gesandten, welche Klöster ich beschicken kann) und wo arbeitet er im Kloster (dafür gibt es mehrere Räume mit unterschiedlichen Bedeutungen). So sammle ich die unterschiedlichen Ressourcen, werte sie auf, setze sie entsprechend ein oder sammle sie für die Schlusswertung. Und da gibt es ja auch noch diverse Aufträge, die zuerst erfüllt auch am meisten Punkte bringen.

So sind die einzelnen Elemente im Spiel perfekt ineinander verzahnt, man hat viele Möglichkeiten und trotz der Menge an Material (das anfangs erst mal aufgebaut werden will) spielt es sich angenehm flott und rund. Natürlich ist bei einem Kennerspiel dieser Kategorie schon die ein oder andere Denkpause drin, denn es gilt natürlich, seine Würfelwahl vorauszuplanen, seine Strategie auf die ausliegenden Würfel und seine Möglichkeiten abzustimmen. Trotzdem sollten auch Zugoptimierer nicht allzuviel stören.
Das Thema ist angenehm eingebunden und wirkt nicht aufgesetzt, wenngleich es immer noch ein abstraktes Spiel ist. Es gibt wenig aber fiese Interaktion, wenn einem der wichtige Ort in einem Kloster vor der Nase besetzt wird, dann ist oft eine Planung über mehrere Züge hinfällig. Sonst aber macht man viel für sich allein, muss aber trotzdem stets die anderen im Auge behalten.

Spannend bleibt es bis zuletzt, es sei denn, man kann sich weit genug von den anderen absetzen – was aber nur bei sehr ungleicher Spielerfahrung der Fall sein sollte. So hat jeder seine Chance und nach ein oder zwei Spielen hat man die Möglichkeiten erkannt und kann sich auf die vielfältigen Spielstrategien freuen.
Wie generell der Spaßfaktor für Kennerspieler hier sehr hoch ist. Runder und klarer Ablauf, vielfältige Möglichkeiten, kleine feine Interaktion, flotter Spielablauf – gute Unterhaltung. Und das für jede Besetzung, vielleicht am besten zu dritt.

Die Grafik ist solide, klar und sehr spielfördernd. Einzig die Felder für die eigenen Novizen auf seinem eigenen Spielplan sind etwas klein, da herrscht zu Beginn Gedränge. Und Vorsicht vor den Tischbeben, dann verrutschen die Holznovizen sehr leicht. Was gut gedacht aber schlecht gemacht ist, ist außerdem die Möglichkeit, die Standard-Aktion für jedes Würfelfeld aufzuwerten durch Umdrehen des Plättchens. Das ist aber so genau in das Bett integriert, dass es nicht einfach ist, es herauszupuhlen ohne die restlichen Novizen darauf nicht zu verschieben. Das wäre sicher anders gegangen durch gedruckte Standard-Aktion und aufzulegendes Aufgewertete-Aktion-Plättchen.

Fazit
Monasterium ist ein grundsolides Kennerspiel, bietet sehr fein und abgestimmte ineinander verzahnte Kombinationen aus bekannten Elementen, die durch den raffinierten Würfelmechanismus und die vielen Möglichkeiten, seine Strategie zu bestimmen, frisch und neu wirken. Bitte nicht durch den langen Spielaufbau abschrecken lassen, das Spiel selbst bietet zwei Stunden Kurzweil und man plant hinterher bereits die nächste Partie, um noch besser zu sein und die Möglichkeiten noch weiter zu optimieren.
Meiner Meinung nach ein Spiel, das in jedem Kennerspielregal seinen Platz hat. Ich freue ich, wenn es auf dem Tisch kommt und ich meine neu justierte Siegstrategie ausprobieren kann.

BEWERTUNG
+ viele gut ineinander verzahnte Mechaniken
+ viele Siegstrategien
+ wenig aber fiese Interaktion
+ wenig glückslastig trotz Würfel
+ spannend bis zuletzt
– sehr viel Material zum Aufbauen
– Material verrutscht leicht auf dem Spielertableaus
(Eine Rezension von Gerhard Hany)
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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kennerspiel“
Monasterium (2020)
Spielidee: Arve D. Fühler
Grafik: Dennis Lohausen
Verlag: dlp Games
Spieler:innenanzahl: 2-4 Spieler:innen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Spieldauer: 60-120 Minuten
Generationentauglich: Ein Kennerspiel, das Material ist teilweise fizzelig, Überblick ist schwierig, aber in der angesprochenen Altersgruppe mit gleichem Anspruch für alle spielbar.