Living Forest | Familienspiel | ab 10 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Aske Christiansen | Pegasus Spiele
In einer neuen und ansprechenden Gestaltung haben wir hier einen Mix aus bekannten Spieleelementen, die gut ineinandergreifen. Mehrfach wurde bei Youtubern reklamiert, dass es die eine Gewinnstrategie gibt und „Living Forest“ nicht gut ausbalanciert sei. Stimmt dieses Urteil?

Das Spiel
Living Forest ist ein Familienspiel von Aske Christiansen und bei Pegasus erschienen. Es ist für 2 – 4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.
Das Spiel besteht aus mehreren Teilen. Da ist das eigene Tableau, auf dem zu Beginn ein Baumplättchen liegt. Rundherum gibt es Platz für weitere Bäume, die orthogonal angelegt werden und Boni freigeben können. Das erinnert an den Tempelausbau bei „Rajas of the Ganges„. Dann hat jeder Spielende ein Kartendeck, das durch Zukäufe erweitert und verbessert wird, eben so wie bei „Dominion„. Und in der Mitte des Spieltisches steht der Steinkreis, auf dem wir uns fortbewegen können. Das erinnert an „Witchstone„. Schlechte Referenzen sind das nicht.

Beim Aufdecken des eigenen Kartendecks sind die schwarzen Nachtsymbole oben auf den Karten wichtig. Ich kann zunächst aufdecken so lange ich möchte. Liegen allerdings zwei Nachtsymbole aus, sollte ich vorsichtig werden. Wird das dritte aufgedeckt, reduziert sich mein Spielzug von zwei möglichen Aktionen auf eine. Das kann ich allerdings auch provozieren, wenn ich nur eine, besonders starke Aktion machen möchte. Spätestens nach dem dritten Nachtsymbol ist Schluss mit Aufdecken.

Was ich nun machen kann, zeigen mir die aufgedeckten Symbole auf den Karten. Die Sonnen ergeben in ihrer Summe den Einkaufswert, für den ich aus der mittigen Auslage von 12 Karten einkaufen darf. Es dürfen auch mehrere sein. Die erworbenen Karten kommen auf meinen Nachziehstapel, liegen also in der nächsten Runde obenauf.
Die Summe der Wassertropfen sagt, wie weit ich Flammen löschen darf, die in der Mitte des Steinkreises ausliegen. Zu Beginn ist dies eine Flamme mit dem Wert 2. Ist eine Runde beendet, werden vor dem Nachlegen des Kartenangebots entsprechende Flammenplättchen wieder dorthin gelegt. Somit steuert der Nachkauf der Karten die Stärke der Löschaktion in der nächsten Runde. Liegen zum Rundenende noch Flammen im Steinkreis, kann es mir passieren, dass ich eine Feuerwaran-Karte nehmen muss, wenn meine Löschsumme nicht ausreicht.

Die dritte Aktionsmöglichkeit ist der Kauf von Bäumen. Die sind wunderbar in ihren Ständern sortiert. Kaufpreis und Effekt sind gut ablesbar. Die Bäume und später die Spalten- oder Reihenboni erhöhen permanent die Summe von Werten aus den Karten. Und zuletzt kann ich meine Figur im Steinkreis bewegen entsprechend der Summe dessen Symbole. Dies löst eine weitere Aktion aus oder liefert Magiefragmente (Kreuze), mit denen ich Feuerwarankarten verbannen kann oder eine Nachtkarte beim Ziehen auf die Ablage geben kann.

Überhole ich einen der Mitspielenden im Steinkreis, bekomme ich eines dessen Bonusmarkern meiner Wahl. Das kann zum Ende entscheidend sein um einen Sieg zu verhindern oder um eine Siegbedingung selber zu erfüllen. Denn diese Bonusmarker zählen bei den Siegbedingungen mit: wer als erster 12 Flammen hat oder 12 verschiedene Bäume hat oder 12 Blumen aufgedeckt hat, beendet das Spiel. Dabei kann es durchaus sein, dass es in einer Runde von mehreren erreicht wird. Beenden heißt nicht unbedingt siegen.
Wenn ich kurz davor ein Bonusplättchen erbeute, bringt das für mich eines der drei Dinge mehr, für den:die Gegenspieler:in gleichzeitig eines weniger. Das kann spielentscheidend sein.

Ein besonders Lob verdient die Spielanleitung. Sie ist klar strukturiert, gut verständlich, in gut lesbarer Schriftgröße. Regel und erklärende Beispiele sind farblich abgesetzt und die Symbole, die zunächst einer Erklärung bedürfen, sind sofort zu finden.
Das Thema ist stimmig umgesetzt, was beim Spielen selber aber in den Hintergrund tritt. Das Material ist wertig, vor allem die Plättchenhalter für die Bäume. Auch hier erkenne ich den Kaufpreis gut auf den Plättchen, der Effekt ist auf den Haltern vorne und oben nochmals abgedruckt. Die Nuten zum Ineinanderstecken der Spielfigurhälften sind nicht ganz exakt, die Figuren neigen dadurch zum Umkippen. Ich rate zu etwas Kleber, damit sie nicht aus der perfekten Position verrutschen.
Das Spielmaterial ist sprachneutral und griffig genug, alles gut unterscheidbar. Ich stufe es als generationengeeignet ein.
Pauls Fazit
Die erste Partie wurde klar über die Flammen entschieden. Nachdem ich mehrmals die Kritik gehört hatte, die Flammen seien zu dominant und würden immer zum Sieg führen, haben wir weitere Partien gespielt um das zu testen. Nein, dem ist nicht so, zumindest nicht grundsätzlich. Ich kann forcieren möglichst viele Karten zu kaufen, wenn ich in der Folgerunde beginne. Dann werden entsprechend mehr Flammenplättchen in den Steinkreis gelegt und ich habe anschließend den ersten Zugriff darauf.
Doch ist miteinander verzahnt, dass ich für den Kauf von Karten entsprechende Symbole brauche, der Kauf von Bäumen auch dies unterstützt. Nach einigen Proberunden bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass die Flammentaktik stark sein kann, das Sammeln der Bäume aber auch. Nur finde ich die Blumensymbole auf den Karten zu selten. Da die Summe von 12 zu erreichen gelingt nur mit viel Glück beim Aufdecken und mit Unterstützung von Bonusplättchen. Somit finde ich „Living Forest“ nicht komplett ausbalanciert, halte das aber für nicht weiter tragisch.
Die Spieltiefe erschliesst sich erst im Laufe mehrerer Partien, was den Wiederspielreiz erhöht. Der Zugang ist nicht schwierig, das Spiel fühlt sich permanent belohnend an. Selbst wenn man mal Feuerwaran-Karten kassiert, wird man sie doch schnell wieder los. Der Mix aus bereits bekannten Mechanismen funktioniert.
Das Aufdecken der Karten erfolgt gleichzeitig, die restlichen Züge nacheinander. Es wichtig, die Taktik der Mitspielenden zu erkennen und sich darauf einzustellen. Insofern fühlt sich „Living Forest“ nicht so solistisch an wie so viele andere Spiele. Ich finde es klasse, auch wenn es nicht ganz ausbalanciert ist.
Marlons Fazit
Wie Paul schon schrieb, ist „Living Forest“ ein herrlich verzahnter Mix bekannter Spielemechaniken, die wunderbar ineinandergreifen.
Aufgrund der vielen Äußerungen in Rezensionen, dass die Lotusblüten zu schwach wären, habe ich im ersten Spiel ganz bewusst auf diese Strategie gespielt. Und was soll ich sagen? In der gleichen Runde in der meine Frau 12 Flammen erreichen konnte, hatte ich 13 Blüten. Und da bei Gleichstand die Bäume, Flammen und Blüten zusammengezählt wurde konnte ich dank der großen Anzahl an Blüten den Sieg erringen.
Einer Meinung mit Paul bin ich auch, was den recht zügigen Einstig ins Spiel angeht und die Spieltiefe die sich mit jeder Partie erweitert.
Schön gezeichnete Karten und tolles Material würden mich jederzeit gerne an einer Runde teilnehmen lassen, da das Spiel schnell gespielt ist und dank der Kartenauslage auch genügend Varianz besitzt.
Bewertung / Test
+ schönes, stimmiges Material
+ leichter Einstieg bei taktischer Tiefe
– Siegmöglichkeiten nicht ganz ausbalanciert
(Eine Rezension von Paul Theisen)

Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiel”
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... Altersgruppe bis 12 Jahre
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... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
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... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
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... Altersgruppe ab 71 Jahre
Living Forest (2021)
Spielidee: Aske Christiansen
Grafik: Apolline Etienne
Verlag: Pegasus Spiele
Anzahl der Spielenden: 2 – 4
Altersempfehlung Verlag: ab 10 Jahren
Eigene Altersempfehlung: spieleerfahrene 8jährige können sicher erfolgreich mitspielen
Spieldauer: 45 Minuten
Generationentauglichkeit: Ja, trotz einer gewissen Komplexität