Schnapp‘ dir die Seelen – Soul Dice von Spiel Das! (Rezension)

Soul Dice | Familienspiel | ab 8 Jahren | 2 Spielende | Axel Streubel | Spiel Das! 

Kennt ihr noch die 70er-Jahre-Song-Ballade „Spanish Train“ von Chris de Burgh? Eher nicht, oder? Aber sicher das noch viel ältere Literatur-Meisterwerk „Faust“ von Johann Wolfgang von G.? Man soll es nicht glauben, aber sie haben eine Sache gemeinsam. In beiden Geschichten kämpfen das Gute und das Böse um die Seelen der Menschen! High-stakes nennt man das im Poker. Das 2-Personen-Würfelspiel „Soul Dice“ lässt euch jetzt auf einer der beiden Seiten in den ewigen Fight einsteigen.

Spielschachtel liegt auf dem Tisch, davor liegen ein paar Würfel.
Das Spiel
Soul Dice
ist ein Familienspiel von Axel Streubel und bei Spiel Das! erschienen. Es ist für 2 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.

Entscheidet euch, wer welche Seite verkörpert und schnappt euch den Vorrat aus den passenden extrem hübschen Würfeln. Der Teufel würfelt schwarz, Gut ist weiß, wie immer. Außerdem bekommst du noch zwei kleine Edelsteine, einen Kartensatz und eine persönliche Ablage. Mit den Würfeln werden uns im Verlauf von 3 Runden die Seelen schnappen, die als Karten zwischen uns liegen. Wer dadurch am Ende die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt „Soul Dice“.

Die Kartenauslage auf dem Tisch
Eine Seele ist zum Glück in „Soul Dice“ keine metaphysische Gestalt oder ein unerklärbares Objekt, sondern eine viereckige Karte, die genau 1 Punkt am Ende des Spiels wert sein wird. Pro Runde gibt es immer drei Seelen in der Auslage, um die ihr euch streiten werdet. Auf einer solchen Karte steht, welche Bedingung du erfüllen musst, um sie dir sichern zu können. Um eine Seele auf deine Seite zu ziehen, spielst du Zahlenkarten von deiner Auslage an der Seele an. Jetzt weißt du auch, warum du die schnieken Würfel hast, wie du sie aber nutzt, noch nicht.
Eine Seelenkarte kann dir beispielsweise vorschreiben, dass an ihr nur Karten mit geraden Werten angelegt werden dürfen. Oder vielleicht, dass die Summe aller Karten auf deiner Seite nicht mehr als 7 sein darf oder zwischen 8 und 12 betragen muss. Es könnte auch sein, dass du nur Karten mit aufsteigenden Werten anlegen darfst. Wer das Spiel „Man muss auch gönnen können“ kennt, findet sich in diese Form von Würfelpuzzle super schnell ein. Und weil genug unterschiedliche Seelen-Karten vorhanden sind, gibt es schon durchaus Varianz für viele Duelle, weil genug unterschiedliche Seelen-Karten-Kombis möglich sind.

Die "gute Seite" in der Nahaufnahme.
Damit du überhaupt eine deiner Karten an die Seele ausspielen darfst, musst du natürlich deren Bedingung erfüllen können, und vor allem, den Wert deiner Karte exakt mit Würfelwerten aus deinem Vorrat bezahlen. Exakt beutet, dass eine Karte mit dem Wert 4 auch genau mit dem Würfelwert 4 beglichen wird. Hast du keine 4 gewürfelt, nimmst du eben zwei 2er oder eine 3 uns eine 1. Irgendwie muss es halt genau stimmen. Rückgeld gibt es keins. Und die Würfel sind auch weg für diese Runde. 3 Karten pro Runde kannst du anlegen, 10 Würfel hast du aber insgesamt nur zur Verfügung und weg ist weg. So schrumpfen mit jeder Aktion deine potentiellen Möglichkeiten, dir die Seelen zu schnappen. Unter’m Strich ist das Management deines eigenen Würfelpools genauso wichtig, wie die Seelen aus der Mitte zu erkämpfen. Um sei dir gewiss: Bei allem, was du machst, beäugt dich die Person gegenüber ganz genau, um zu sehen, was du noch in deiner Ausage liegen hast und welche Würfel dazu noch passen. Gut & Böse fighten in „Soul Dice“ halt mit harten Bandagen.

Die beiden Kristalle kannst du übrigens einsetzen, um im überschaubaren Maß deine Würfel zu zinken. Beispielsweise kannst durch das Abgeben eines Kristalls einen Würfel auf eine Wunschseite drehen. Das macht das Ausspielen einer Karte natürlich extrem viel leichter. Oder du kannst in einem Anflug von Verzweiflung alle verbliebenen Würfel nochmal neu würfeln. Und wenn deine Kartenauslage nicht zu deinen Würfeln passt, kannst du auch deine Karten verschwinden lassen.
Doch es gibt noch eine Möglichkeit einen Kristall sinnvoll, oder sagen wir lieber, extrem konfrontativ einzusetzen. Im Verlauf einer Runde können beim Teufel Dreizack-Karten auftauchen. Das Äquivalent auf der guten Seite ist die Harfe. Mit einem Kristall aktivierst du diese und darfst dann eine der zuletzt gespielten Karten auf der Gegenseite zerstören! (Denkt euch bitte jetzt einen Soundeffekt eurer Wahl: Blitz-Donner-hönisches-Gelächter oder ein helles Klingen von himmlischen Tönen). Weil die Karten aber extrem stark sind, verschwinden sie danach aus dem Spiel – und übrigens auch die Karte, die du damit zerstört hast.

Nahaufnahme der Karten mit einem Dämonen
Eine Runde endet, wenn eine der Personen passt, absichtlich, oder weil schlicht die Würfel ausgegangen sind. Dann hat die andere nur noch einen letzten Zug, bevor es zur Zwischenwertung kommt. Dann wandert die entsprechende Seele auf die Seite, welche die größere Summe aus Kartenwerten angelegt hat. Kommt es mal zu einem Gleichstand, entscheidet die Farbe der Seele, wer sie gewinnt. Es kann also taktisch klug sein, nur auf ein Unentschieden zu spielen, weil du weißt, dass diese Seele auf jeden Fall dein sein wird. Zur Erinnerung: Jede Karte, die du gewinnst, ist für die finale Abrechnung 1 Punkt wert. Weil aber zusätzlich verdeckte Punktemarker mit den Werten 0-2 auf den Seelen liegen, kann so ein Seelenbeutezug ein super lukrativer Schnapper werden. Insgesamt werden 3 Runden gespielt, dann kommt die Endabrechnung aus gewonnenen Seelenkarten und Punktemarkern.

Spielhilfen im Format der quadratischen Karten
Dieses Tauziehen um Seelen, Karten und Punkte könnt ihr noch aufpeppen, wenn ihr eure Seite mit Bosheiten oder Segen stärkt. Auch diese Sonderfähigkeiten werden über Kristalle aktiviert. Ganz schön wertvoll, diese kleinen Glitzerdinger, von denen wir aber immer zu wenige haben. Und wenn mal niemand da ist, kannst du „Soul Dice“ sogar alleine spielen.

Das komplette Material passt übrigens in eine verhältnismäßig kleine Schachtel, die genau groß genug für ihren Inhalt ist. Für die Würfel und Kristalle gibt es sogar beflockte Textil-Säckchen. Danke, dass da bewusst auf Kunststoff-Beutel verzichtet wurde. Auch wenn das Material (fast) komplett sprachneutral ist – einzige Ausnahme sind die Bosheiten-/Segen-Karten -, würde ich „Soul Dice“ nicht uneingeschränkt für das generationenübergreifende Spielen empfehlen. Die Würfel und Punktemarker sind kleiner als gewohnt. Sind eure motorischen Fähigkeiten der Hände aber noch voll ausgeprägt, sollten da auch keine weiteren Stolperfallen auf euch warten.

Blick in die Spielschachtel

Fazit
„Soul Dice“ ist ein gemeines Tauziehen um die meisten Punkte auf (gehobenem) Familienspielniveau. Drei Runden lang wird taktiert, beäugt und bekämpft. Meine Spielzüge hangen sehr stark von dem ab, was du machst. Denn dir eine Seele einfach so zu überlassen, bedeutet auf Punkte zu verzichten. Die Verteilung der Seelen bleibt oft ausgeglichen und somit enden die Partien in der Regel knapp mit nur wenigen Punkten Unterschied. Da sollte man auf jeden Fall auch die Bedeutung der verdeckten Punktemarker nicht unterschätzen.

Das gezielte Einsetzen der Kristalle, um im entscheidenden Moment das Beste aus den Karten oder Würfeln herauszukitzeln, oder dir eine vor den Latz zu knallen, ist ebenso wichtig wie das Managen der eigenen Würfel. Werde ich sie zu schnell los, mache ich mich handlungsunfähig. Warte ich zu lange, hat sich die andere Seite vielleicht schon bei einer Seele einen entscheidenden Vorteil verschafft. Mit dem Passen kann ich übrigens geschickt die andere Seite ausbremsen, wenn ich merke, dass bei mir in dieser Runde nichts mehr läuft.

„Soul Dice“ ist ein cleveres Würfelspiel, bei dem man nicht ausschließlich seinem Glück oder Pech ausgesetzt ist. Die hohe Interaktion und das schöne Material sollten von euch unbedingt mal einen Chance bekommen. Wie leicht kommt man sonst an eine Seele?

 

Bewertung / Test
+ leichte Regeln
+ Augenschmauß
+ perfektes Verhältnis von Material und Schachtel
+/- hohe Interaktion

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Soul Dice (2025)

Spielidee: Axel Streubel
Grafik: Christian Schaarschmidt
Verlag: Spiel DAS! Verlag
Anzahl der Spielenden: 2 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 – 25 Minuten

Generationentauglichkeit: Viel hängt von deinen motorischen Skills ab. Kannst du noch mit den kleinen Würfeln und Markern umgehen? Dann ran an die Seelen!