Die starke Hand in Beasty Town – Die Patin von Zoch (Rezension)

Die Patin | Kennerspiel | ab 12 Jahren | 2 bis 5 Spielende | Pim Thunborg | Zoch 

1972. ‚Der Pate‘ von Francis Ford Coppola flimmert zum ersten Mal über die Kinoleinwand. Seitdem gilt er als Meilenstein im Genre der Mafia-Filme. Und nun wurde dieses Setting mit einem Augenzwinkern in die tierische Stadt Beasty Town verlegt, wo 2-5 Personen um den größten Einfluss wetteifern. Und aus dem Paten wurde eben eine Patin – charmant! Auch wenn das Thema etwas blutrünstig erscheint: um Gewalt müssen wir uns auf keinen Fall Sorgen machen.

Die Spielfiguren der Patinnen vor der Schachtel
Lass dich nicht täuschen: Auch Patinnen können eiskalt kalkulieren

 

Das Spiel
Die Patin
ist ein Kennerspiel von Pim Thunborg und bei Zoch erschienen. Es ist für 2-5 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.

Der Spielplan von Beasty Town ist in farbige Bezirke unterteilt. Dort wollen wir unseren Einfluss geltend machen und langsam aber sicher die Kontrolle über die Stadt bekommen, um die meisten Siegpunkte zu sammeln. Ganz Mafia-like schnappen wir uns die Gebiete mit unseren Handlangern. Ein Gebiet gehört uns, wenn an den benachbarten Gulli-Deckeln die meisten Ratten unserer Farbe versammelt sind. Dann wird werden die Grenzen des neuen Areals mit Holzstäben abgesteckt. Ratten? Moment, das sind doch nur Holzwürfelchen. So ein bisschen abstrakt müssen wir schon denken. Leider kann ich an dieser Stelle schon sagen, dass schon wegen dieser Holzwürfelchen und Stäben sich das Spiel für das generationentaugliche Spielen nicht anbieten wird.

Holzmaterial auf dem Spielplan
Das meinte ich.

 

Haben wir das Gebiet erst einmal unter Kontrolle, können wir dort Beute machen, Hinterzimmer einrichten oder an den Mehrheiten der Gulli-Deckel manipulieren. Und da das Spiel ‚Die Patin‘ heißt, haben wir eine weibliche Figur, die alles das besonders effizient kann. Sind alle Worker in einer Runde eingesetzt, kann man noch Sonderwertungen in Anspruch nehmen: Wer hat die meisten Ratten auf einem Gulli, wer besetzt die meisten Gullis, wer hat das größte Gebiet oder aktuell die meiste Beute. Eigentlich sind die Regeln sehr gradlinig und die fünf Spielrunden könn(t)en sehr zügig ablaufen.

Spielmaterial grün
Meine Mama ist die beste.

 

Wäre da nicht das Problem, das jede meiner Handlungen argwöhnisch von den anderen beäugt wird. Denn klaue ich bereits besetze Gebiete, kann das schon mal übel aufstoßen. Rache ist eben mafia-like. Und die anderen haben natürlich auch immer den Blick, wo man selbst gerade unaufmerksam ist, um einen Handlanger mit üblen Absichten zu senden. Interaktion ist eben alles in „Die Patin“! Wetten, dass jede einer Handlung eine Reaktion auslösen wird?

Spielszene
Friedlich geht es nicht zu, brutal aber auch nicht.

 

So entsteht ein thematisches Hauen und Stechen um die Gebiete, jedoch gekleidet in das Outfit süßer Tiere und bunter Holzmaterialien. Aber unterschätzt ‚Die Patin‘ deswegen nicht. Ich denke, wir haben es hier mit einem Kennerspiel zu tun. Nach 5 Runden gewinnt, wer die meisten Siegpunkte hat. Das kann aber schon echt lang dauern, wenn die Personen ihre Züge durchdenken. Vielleicht ist das sogar zu lange für das, was „Die Patin“ an Spielspaß bietet.

 

Fazit
In „Die Patin“ geht es rau zu. Jeder Zug will das Maximum an Einfluss gewinnen. Und das bedeutet, dass du immer daran interessiert bist, deine Bereiche auf dem Spielplan zu vergrößern, indem du den anderen wieder etwas wegnimmst. Mit so einer Dynamik muss man erstmal klar kommen. Und trotzdem macht es Spaß, sich gegenseitig immer wieder einzuschenken und sich nicht die Butter auf dem Brot zu gönnen.

Auf dem Spielfeld wird es mit dem vielen Material ganz schon bunt und leider auch etwas unübersichtlich. Durch das ständige Verschieben der Grenzen ist viel Mikro-Management nötig. Generationspieltauglich ist das nicht. Kleine Steinchen, Holzstäbe, Pappmarker – ständig muss etwas mit spitzen Fingern genommen, verändert und manipuliert werden. Und auch der Zugang zur Symbolsprache  fiel in unseren Spielgruppen nicht immer leicht. Dennoch bleibt „Die Patin“ sprachneutral.

 

Bewertung / Test
+ witzig-ironisches Thema
+ farbenfroh
– kann sehr lang dauern
– wirkt teilweise unübersichtlich

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele”

  • ... Altersgruppe 12 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Die Patin (2023)

Spielidee: Pim Thunborg
Grafik: Alexander Jung
Verlag: Zoch
Anzahl der Spielenden: 2-5 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Versucht es schon mal ab 10 Jahren, wenn ihr spielerfahrene Kinder habt.
Spieldauer: 60-150 Minuten – das ist zu lang!

Generationentauglichkeit: Allein die Würfelchen machen es nicht generationentauglich.