Black Stories: Das Spiel | Kooperatives Black-Stories-Spiel | ab 12 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Inka & Markus Brand | moses. | eingeschränkt generationentauglich 
Und dann gibt es Dinge in der Spielwelt, die mich immer noch zum Staunen bringen. Nachdem sich in unseren Regalen die kleinen Schachteln der „Black-Stories“-Kartenspiele über die vielen Jahre bereits zu einem Turm aufhäufen, gibt es den Mordsspaß jetzt auch als Brettspiel! Das stammt aus der Hand des erfahrenen Spiele-Ehepaars Inka und Markus Brand. Ich versuche euch mal zu erklären, wie die bekannte Mörderjagd mit ‚Ja‘ und ‚Nein‘ plötzlich mit Bildkarten und einem Spielbrett funktioniert.

Das Spiel
Black Stories: Das Spiel ist ein kooperatives Black-Stories-Spiel von Inka und Markus Brand und bei moses. erschienen. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.
Bei Black Stories: Das Spiel“ ermitteln wir zusammen als Team in 20 verschiedenen Fällen. Dabei müssen wir Bildkarten untersuchen und Entscheidungsfragen mit ‚Ja‘ oder ‚NEIN‘ beantworten. Zum Schluss gleichen wir unsere Ermittlungsarbeit mit dem tatsächlichen Hergang ab und belohnen unsere Arbeit mit Punkten.
Sofort fällt ins Auge, dass die Schachtel im Vergleich zu den bisherigen „Black Stories“ ungewöhnlich groß ist. Das liegt daran, dass ein großer Spielplan darin untergebracht werden muss. Der Spielekarton hat wieder einen Magnetverschluss und die Schublade für das Material – wunderbar! Das ist ein Standard des Verlags, den ich sehr schätze. Außer dem Spielplan liegen noch eine Spielregel und zwanzig Päckchen mit Papierbanderole mit jeweils neun Karten in der Schachtel. Das sind die Fälle. Die Karten sind ungewöhnlich groß, fast wie mein Handteller. Um sie dreht sich alles. Ach Moment, beinahe hätte ich bei meiner Auflistung des Spielmaterials die fünf kleinen Holzsteinchen und vier Büroklammern übersehen! Ja, korrekt, Büroklammern.

Zur Spielvorbereitung legen wir den Spielplan in die Mitte, legen das schwarze Steinchen an den Start der Punkteleiste und die roten Steinchen und Büroklammern kommen griffbereit in die Nähe. Dann suchen wir uns nach Lust und Laune ein erstes Kartenpäckchen aus. Diese sind nummeriert von 1-20. Welches man nimmt, ist ganz egal. Sie unterliegen keiner erzählerischen Reihenfolge, haben keine Querverweise in der Handlung, sondern stehen immer als Story für sich alleine. Wir können also auch ganz entspannt mit Fall 14 oder 5 anfangen. Storytechnisch spielt es wirklich keine Rolle.

Haben wir uns für unseren Fall entschieden, befreit ihr die Karten von der Banderole und legt sie auf den verschiedenen Feldern des Spielplans aus. Oben rechts ist der Platz für die Fallakte, also die Beschreibung, worum es in diesem Fall geht. Das kennt man ja aus den bisherigen „Black Stories“. Da steht wie gewohnt ein kurzer Text, der einerseits uns eine vage Vermutung gibt, was passiert sein könnte, andererseits die Spannung ein bisschen pushen soll. Das ist von der Formulierung immer noch 100% „Black Stories“. Unser Fall begrüßt uns mit der Einleitung: ‚Noch bevor die Tür eingetreten war, wusste sie, dass ihr Mann tot im Schlafzimmer lag‘. Ach ja, schaut euch auf keinen Fall die Rückseite dieser Karten an, denn dort ist ein Text mit der Auflösung des Falls! Unter diese Fallkarte legt ihr noch die vier Hinweiskarten, die erst später gebraucht werden.
In der oberen Reihe des Spielplans findet ihr vier Felder für die Szenenkarten eures gewählten Falls. Dort legt ihr diese passend zu den Buchstaben A bis D ab. Jede Karte zeigt ein großes Bild, das „Black Stories“-klassisch in den Farben Rot, Weiß und Schwarz gehalten ist. Der Illustrator Folko Streese hat auch für das Brettspiel die Bilder entworfen, und so sieht auf den ersten Blick gleich alles vertraut aus. Neu auf der Karte sind allerdings die drei Fragen, die wir gleich beantworten müssen. Und jetzt geht es schon direkt ans Eingemachte.

Wir treffen immer auf Entscheidungsfragen, die ausschließlich mit ‚ja‘ oder ’nein‘ beantwortet werden müssen. Ein ‚weiß nicht‘ würde euch im Spiel nicht weiter bringen. Das klingt doch immer noch voll nach „Black Stories“. Im Brettspiel kommen jetzt aber zwei besondere Dynamiken dazu. Statt nur still und leise im eigenen Kopf teilzunehmen, wird die Bildkarte nach allen Details untersucht. Zum anderen werden die Informationen, die man mit den Augen aufnimmt, mit den Fragen abgeglichen. ‚Wurde die Haustür aufgebrochen?‘, werden wir gefragt. Wir schauen mal. Hm, nein, sieht alles intakt aus, keine Schäden zu erkennen. Also ’nein‘. ‚War die Außenbeleuchtung an?‘ Es scheint Tag zu sein, also eher ’nein‘. Aber 100% sicher sind wir nicht. ‚War eine der Fensterscheiben eingeschlagen?‘ Schnell nochmal schauen – klares nein! Unsere Antworten lauten also: nein, nein und nein! Und jetzt kommt die erste Büroklammer ins Spiel!
Mit dieser markieren wir nun auf der Umrandung der Karte die Zahl, wie oft wir mit ‚JA‘ geantwortet haben. In diesem Fall also NULL! Dann drehen wir die Karte um. Ein Wert auf der Rückseite sagt uns jetzt, wie hoch unsere Abweichung zu den tatsächlich mit ‚JA‘ zu beantwortenden Fragen ist. Mit einem der roten Steinchen markieren wir diesen Wert neben der Szenekarte als Erinnerungshilfe. Mehr Infos über den Fall bekommen wir aber nicht. Keine Antworten, keine Hinweise, nur die nackte Zahl. Diesen Wert rücken wir jetzt mit dem schwarzen Spielsteinchen auf der Punktleiste voran. Im besten Fall sind das vier Schritte. Das schwarze Steinchen soll im Verlauf des Spiels so weit nach rechts wandern, wie möglich. Seine Endposition gibt uns dann zum Spielende einen Eindruck, ob wir wie Profis ermittelt haben oder besser noch die Polizeischule besuchen sollten. Auf die Wertung möchte ich aber später im Fazit nochmal eingehen.
Diesen Prozess wiederholen wir für jede der vier Szenenkarten, und mit jeder Karte und jeder beantworteten Frage sind wir mehr in der Lage, die wahren Tatvorgänge zu ergründen. Das geht natürlich nur durch den gemeinsam Austausch und die daraus entstehenden Diskussionen. Schon auf der nächsten Karte kann ein Detail, das wir vorher gesehen hatten, aber nicht wirklich beachteten, neue Bedeutung bekommen. Tauscht euch aus, wenn euch etwas auffällt. Auch sind dann die Fragen auf den Karten plötzlich sinngebender! Vorhin haben wir noch ‚War die Außenbeleuchtung an?‘ fast schulterzuckend übergangen, jetzt ist uns auf Szenenkarte 3 aber einiges klarer und wir sind dankbar für diese Frage! Wir verstehen besser und in unseren Köpfen entsteht die komplette Geschichte mit Täter:in, Motiv und Gelegenheit.
Das ist auch gut so, denn wenn wir alle vier Szenenkarten abgearbeitet haben, sollten wir eine plausible Geschichte auftischen können. Sind wir uns aber noch bei dem ein oder anderen Detail der Story unschlüssig, können wir nun die vier Hinweiskarten nutzen, die wir zu Beginn des Spiels unter der Fallakte versteckt haben. Sie werden nun mit der Vorderseite auf die unteren vier Felder abgelegt. Jede zeigt ein Detail, das wir schon mal auf den Szenenkarten gesehen haben sollten. Wenn wir bereit sind, von unseren Punkten, die wir mit dem schwarzen Steinchen gesammelt haben, wieder was abzugeben, dürfen wir einen geheimen Hinweis auf der Rückseite lesen. Je nach eigenen Ermittlungsstand können sie durchaus hilfreich sein. Wer sich als Ermittlungsteam aber schon sicher ist, die Geschichte aufzulösen, kann gerne auf die Hilfe verzichten und die Punkte für die Endbewertung sparen.

Letztlich wird dann die Fallakte umgedreht. Dort steht nun die ‚wahre‘ Geschichte als Lösung, die sich abgespielt hat. Sie erklärt wirklich in allen relevanten Details, was wann, wie, wo und warum durch wen passiert ist. Einige Wörter sind immer durch Fettdruck hervorgehoben und somit für die Lösung besonders relevant. Haben wir einen solchen fettgedruckten Teil in unseren eigenen Ermittlungen berücksichtigt, bekommen wir über den schwarzen Stein wieder Punkte auf unser Konto. Dabei ist der genaue Wortlaut aber nicht wichtig, die Idee muss aber schon transportiert worden sein.
Nach etwa 15 bis 20 Minuten kennen wir den kompletten Zusammenhang des Mords. Die Endposition des schwarzen Steins gibt uns auch eine erste Idee, wie erfolgreich wir waren. Das Spiel fordert uns nun auf, einen zweiten Fall zu wählen. Der schwarze Stein bleibt vorerst an seiner Position. Nachdem auch Fall Zwei durchgespielt ist und die Punkte entsprechend angepasst wurden, ist es Zeit für die finale Bewertung. In einer Tabelle gleichen wir unsere erreichten Punkte ab und bekommen eine Rückmeldung in Form eines kurzen Motivationstextes. Und fertig ist eine Partie „Black Stories: Das Brettspiel“.
Fazit
Ich mag diese völlig neue Art „Black Stories“ zu erleben! Das Brettspiel lässt mich mit den Augen arbeiten. Das tut dem ‚Ja-Nein-Konzept‘ der Spielreihe richtig gut! Alle Fälle, die wir bisher gespielt haben, waren letztlich nachvollziehbar und wir waren auch stets mit unseren Ermittlungsergebnissen zufrieden. An dieser Stelle wisst ihr wahrscheinlich schon, was mein nächster Satz sein wird: Für mich braucht ein kooperatives Krimispiel keine Bewertung in Punkten am Schluss! Den Spielerfolg und den Spielspaß ziehe ich aus der Genugtuung, wenn unsere Ermittlungsarbeit Lösungen geliefert hat, die in etwa deckungsgleich mit dem Auflösungstext auf der Rückseite der Fallakte sind. Uns reicht das.

Auch die Idee, dass ich unbedingt einen zweiten Fall im Anschluss spielen muss, damit die Punktebewertung ausgelöst werden kann, haben wir schnell aufgegeben. Wir spielen so viele Fälle, wie Lust dazu da ist. Gespielt wurde „Black Stories: Das Spiel“ bei uns allein, zu zweit und zu dritt. Eine vierte Person könnte auch noch einsteigen, sagt die Schachtel. Ihr müsst nur wissen, dass Person drei und vier durch die Anordnung des Spielplans und der Ausrichtung der Karten immer alles auf dem Kopf sehen. Das nimmt so ein bisschen den Spielkomfort. Ja klar, man kann auch mal die Positionen tauschen, persönlich finde ich aber das Erlebnis zu zweit wirklich optimal.
Auch wenn die Szenenkarten recht großformatig sind, ist es schon von Vorteil gute Augen und Lichtverhältnisse zu haben. Zwar lassen sich die Fragen durch den starken Schwarz-Weiß-Kontrast hervorragend lesen, die Bilddetails können jedoch schon herausfordern. Sehr oft ist Schrift sehr klein dargestellt oder Gegenstände fallen nicht auf. Denkt daran: Im ungünstigsten Fall seht ihr sogar noch alles auf dem Kopf. Lasst aber die Karten unbedingt auf dem Spielplan liegen. Verschwinden sie erst einmal in einer Hand, haben die anderen am Tisch nichts zu tun.
Und das Management der Steinchen und der Büroklammern überlasst ihr am besten einer Person, die mit Fingerspitzengefühl arbeiten kann. So richtig generationentauglich ist „Black Stories: Das Spiel“ nämlich nicht. Denkt bitte auch daran, dass es immer noch um Morde geht, wenn ihr mit Kindern spielen wollt. Was uns als Erwachsene eher belustigt, kann auf ein Kind verstörend wirken. Deswegen ist die Altersangabe von 12 meiner Meinung nach durchaus auch hier gerechtfertigt.
Für mich bleibt aber das rundum positive Erlebnis, dass ein Partyspaß-Spielkonzept zu einer motivierenden kooperativen Grübelei verändert wurde. Und wenn man dann mal alle zwanzig Fälle durchgespielt hat, schenkt man „Black Stories: Das Spiel“ einfach weiter.
Bewertung / Test
+ tolles neues Konzept der Entscheidungsfragen
+ 20 Fälle versprechen anhaltenden Spielspaß
+ fühlt sich nach „Black Stories“ an
– Person 3 und 4 sehen das Spiel auf dem Kopf
(Eine Rezension von Oli Clemens)

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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
 “Kooperative Spiele ”
- 
					... Altersgruppe 12 bis 49 Jahre
 - 
					... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
 - 
					... Altersgruppe ab 71 Jahre
 
Black Stories: Das Spiel (2022)
Spielidee: Inka und Markus Brand
Grafik:Andrea Köhrsen, Folko Streese
Verlag: moses.
Anzahl der Spielenden: 1-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Spieldauer: etwa 30 Minuten für einen Doppelfall
Generationentauglichkeit: Rätselt mit Jung und Alt zusammen, lasst aber das Management der Steinchen und Büroklammern den motorisch geschickten Leuten