Buru | Familienspiel | ab 12 Jahren | 1-4 Personen | Stephen Wren, Alex Flagg, Taran Lewis Kratz | Kobold Spieleverlag | generationentauglich

Als Adlige des mächtigen Majapahit-Reiches schippern wir im 14. Jahrhundert über das Meer – im königlichen Auftrag, versteht sich. Ziel: die Insel Buru. Dort sollen wir Handel treiben, Allianzen schmieden und den Geistern der Insel huldigen, um uns Ansehen zu sichern. Klingt nach großer Entdeckung? Ist es – aber eben als Spieltisch-Version.
Schon der Aufbau ist ein kleines Fest: ein kreisrunder Inselplan, glänzende Marker, kleine Holzboote, kräftige Farben – Material zum Verlieben. Es ist eines dieser Spiele, bei denen man alles einmal anfassen will, bevor man überhaupt loslegt. Das Auge spielt hier mit, und zwar im Deluxe-Modus.
Spielerisch schicken wir in jeder Runde unsere Kundschafter in die vier Regionen der Insel – Wald, Küste, Dorf und Heiliger See – und hoffen, dass sie dort mehr bewirken als die der Konkurrenz. Verdeckt eingesetzt, aufgedeckt, verglichen – ein taktisches Bietsystem um Reihenfolgen und Aktionen, das nicht nur zum Bluffen, sondern auch zum Zähneknirschen einlädt.
Im Wald sammeln wir Rohstoffe, an der Küste gewinnen wir Einheimische für unsere Sache, im Dorf setzen wir sie ein, um Aufträge zu erfüllen, und am Heiligen See opfern wir den Geistern Ressourcen für Punkte. Klingt nach viel, ist aber wunderbar verzahnt – ein Tagesablauf aus Morgengrauen, Mittag und Dämmerung, der schon nach der zweiten Runde wie selbstverständlich läuft.
Und trotzdem: In der ersten Runde fühlt man sich etwas ausgehungert – keine Startressourcen, wenig Handlungsspielraum. Man schaut auf den Plan und denkt: „Okay, womit fange ich jetzt eigentlich an?“ Sobald aber die ersten Fische gefangen und Rohstoffe gesammelt sind, nimmt das Spiel Fahrt auf – gerade dann, wenn man merkt, wie schön die Abläufe ineinandergreifen.
Und kaum ist man richtig im Flow, kommt dieser Moment in Runde drei: „Jetzt hab ich’s! Jetzt läuft’s!“ – nur um dann festzustellen, dass das Spiel bald vorbei ist. Es endet nach fünf Runden, und ja, in der vierten spürt man schon, dass man die Insel weitgehend erkundet hat. Das ist schade und stimmig zugleich – kurz genug, um nie zu überfordern, aber auch so, dass man sich ein paar Runden mehr wünschen würde.
Thematisch aber: ganz großes Kino.
Anders als viele Eurogames mit aufgesetztem Setting lebt Buru vom Flair seiner Geschichte. Die Geister, die Totems, das alte Reich – das alles fügt sich wunderbar in den Ablauf, ohne aufgesetzt zu wirken. Man fühlt sich wirklich wie Teil dieser Expedition – vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung, von der ersten Opfergabe bis zur letzten Gunst der Götter.
Was bleibt, ist ein gehobenes Familienspiel, das sich manchmal als Kennertitel tarnt, aber eigentlich schon ab 10 Jahren wunderbar funktioniert. Schnell gelernt, mitreißend in der Mitte, etwas zu früh vorbei – aber dafür in jeder Runde stimmungsvoll. Kein Spiel für Strateg:innen, die stundenlang optimieren wollen, sondern für Familien und Taktikliebhaber:innen, die Wert auf Atmosphäre, schöne Mechanismen und hochwertiges Material legen. Ein Titel, den man immer wieder gern auf den Tisch holt, wenn man Lust auf etwas Schönes, Rundes und Wertiges hat.

Fazit
Buru ist wie eine gut komponierte Melodie: harmonisch, eingängig, mit kleinen Überraschungen – und bevor man sie satt hat, ist sie auch schon vorbei. Das Spiel glänzt mit seiner wertigen Ausstattung, einer taktischen Bietmechanik und einem stimmungsvollen Thema, das wirklich spürbar bleibt. Der Start ist etwas zäh, das Ende kommt etwas früh, und nach mehreren Partien wirkt’s vielleicht vertraut – aber die Reise auf diese Insel lohnt sich immer wieder.
Bewertung / Test
+ taktisch und stimmungsvoll
+ wunderschönes, massives Material
+ rundes Spielgefühl, gut lernbar
+ Thema perfekt eingebettet
– Startphase etwas zäh
– Spielende kommt zu früh
– auf Dauer etwas gleichförmig
(Eine Rezension von Petra Fuchs)

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ACHTUNG – hier geht es zu unserem YouTube-Kanal:
Spielecafé der Generationen – Jung und Alt Spielt – YouTube
Für stilistische Überarbeitungsschritte sowie das Lektorat kam nach Erstellung der Rohfassung KI-Tools zum Einsatz. Die Rezension, ihre Argumentation und alle Bewertungen sind eigenständig verfasst.
Buru (2024)
Spielidee: Stephen Wren, Alex Flagg, Taran Lewis Kratz
Illustrationen: Enggar Adirasa, Dann May
Verlag: Kobold Spieleverlag
Anzahl der Spielenden: 1–4
Altersempfehlung Verlag: ab 12 Jahren
Eigenen Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 60–75 Minuten
Generationentauglichkeit: sehr gut – dank des hochwertigen Materials, der klaren Struktur und des leichten Einstiegs ideal für gemischte Spielrunden jeden Alters.
Pädagogisch wertvoll: fördert Vorausplanung, Ressourcenmanagement und den Umgang mit kleinen Frustrationen – eingebettet in ein atmosphärisch starkes Thema.