Machtkämpfe bei Animal Inc. – Animal Poker von HeidelBÄR Games (Rezension)

Animal Poker | Kartenspiel | ab 8 Jahren | 4 bis 8 Spielende | HeidelBÄR Games Team | HeidelBÄR Games | generationentauglich

Familie und Karriere unter einen Hut bringen? Was im Alltag vielen immernoch Herausforderungen bietet, versucht das Team der HeidelBÄR Games ganz einfach in einer überarbeiteten Neuauflage des Spiels „Karrierepoker“ aus den 80er Jahren zu demonstrieren: Ein Kartenspiel für die ganze Familie mit Stichspielelementen und nicht ganz so ernst gemeintem Karrierethema in einem. Du willst wissen wie das geht? Dann lies unbedingt weiter!

Bunte Kartenauslage in einem Muster angeordnet, die handliche Spielschachtel liegt darauf
In Farbe und bunt – so präsentiert sich Animal Poker in einer überarbeiteten Neuauflage!

 

Das Spiel
Animal Poker
ist ein Kartenspiel von HeidelBÄR Games Team und bei HeidelBÄR Games erschienen. Es ist für 4 – 8 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.

Wo Poker drauf steht, muss auch Poker drin sein? Das dachte ich zunächst und versuchte mir ein Spiel mit Pokerchips und Karten mit Tiermotiven vorzustellen. Wie weit ich daneben lag, sah ich bereits an der Spielschachtel. „Das neue Karriere Poker! Werde Boss oder hole den Kaffee!“ heißt es da im Untertitel und genau darum dreht es sich auch: Boss zu werden und ganz oben zu stehen, denn je weiter unten in der Hierarchie, desto mehr muss ich zurückstecken. Die Rolle des Praktikanten hat hierbei sogar am meisten zu schuften. Der Ausdruck hohes Tier bekommt hier die sprichwörtliche Bedeutung!

Doch der Reihe nach. Zu Spielbeginn einigt sich die Gruppe auf eine Spielzeit. Mindestens 20 Minuten werden empfohlen. Vor Runde 1 werden die Rollenkarten gemischt und gezogen, anschließend bleibt die Rolle Boss auf ihrem Platz sitzen, alle anderen Mitspielenden reihen sich im Uhrzeigersinn ein. Je Person wird ein Kartensatz der Karten mit Ziffern 1 bis 13 verwendet sowie 3 Jokerkarten, die hier Freelancer genannt werden.

Gut gemischt, werden nun 13 Karten an die Mitspielenden ausgeteilt – bleiben 3 übrig und die erhält … richtig – die Person mit der Rolle des Praktikanten. Dann beginnt ein fröhlicher Kartentausch. Ranghohe Tiere müssen eine feste Anzahl ihrer niedrigsten Karten an rangniedere Tiere abgeben und erhalten dafür von der gleichen Person die gleiche Anzahl der höchsten Karten. Die unterhaltsame kurze Spielanleitung empfiehlt den rangniederen Rollen die Weitergabe hoher Kartenwerte an ihre Vorgesetzten mit großer Freude zu bekunden.

Die bunten Karten mit ihren Werten 1 - 13 angeordnet
Regenbogen: 13 Karten erhält jeder – Praktikanten sogar 3 mehr. Straßen nützen wenig bis gar nicht, Pärchen oder Drillinge dagegen schon sehr …

 

Dann beginnt das Spiel. Beginnend bei der Person Boss, die auch immer so angesprochen werden sollte, werden reihum Karten mit gleichem Kartenwert ausgelegt. Das kann eine einzelne Karte sein, zwei gleiche Karten, drei gleiche Karten und so weiter. In der Sitzreihen- und Rangfolge haben die Mitspielenden nun die Möglichkeit das Ergebnis zu übertreffen, allerdings mit der selben Anzahl gleicher Karten. Auf ein Pärchen darf also nur ein Pärchen mit höheren Ziffern gelegt werden.

Jeder Person steht es dabei frei – zu überbieten oder zu passen. Das geschiet einmal im Uhrzeigersinn, dann werden die gespielten Karten von der Person mit der Rollenkarte Praktikant zur Seite geräumt. Wer zuletzt Karten ausgespielt, oder anders formuliert die höchsten Karten gelegt hat, beginnt dann die nächste Runde.

Die 8 Rollenkarten liegen nebeneinander angeordnet - die Spielschachtel darüber
Die Hackordnung im Uhrzeigersinn – witziges Detail: Die QR-Codes führen zu den digitalen Personalakten der einzelnen Mitarbeiter.

 

So geht es Runde für Runde, bis eine Person die eigene Kartenhand leerspielt und somit die Bosskarte vom amtierenden Boss nimmt und selbst zum höchsten Tier des Unternehmens wird. Da die neue Reihenfolge wichtig ist, wird weitergespielt, bis nur noch eine Person Karten auf der Hand hält und damit freiwillig zum neuen Praktikanten für die nächste Runde wird. Die neue Runde beginnt dann mit dem üblichen Sitzplatzwechsel in Abhängigkeit vom Rang. Zur Erinnerung: Die Person mit der Rolle Boss bleibt sitzen, alle anderen reihen sich ein und setzen sich entsprechend um. Das ist mitunter recht unterhaltsam, gerade in Spielrunden mit festen Sitzplätzen – tun wir wenigstens mal so, als wären wir flexibel!

Ein paar der Karten mit ihren Details in größerer Vergrößerung
Assoziationen mit Zoomania, Sing o.ä. sind bei mir sehr willkommen und vertiefen das Rollenverständnis.

 

Ein tolle Sache an „Animal Poker“ ist, dass es sich selbst nicht so ernst nimmt. So ist die Spielanleitung immer wieder mit kleinen Kommentaren versetzt, die das von Anfang an unmissverständlich unterstreichen. Ergänzt wird das durch das nette Detail der digitalen vertraulichen Personalakten. Jede Charakterkarte hat einen kleinen QR-Code unten rechts in der Ecke. Wird dieser gescannt, dann gibt es ein paar optionale Informationen, alternativ hier zur Kostprobe.

Etwas überrascht und in der Zusammenschau vielleicht weniger verwundert war ich vom Spielende und der Wertung. Ist die zu Spielbeginn festgelegte Zeit zu Ende, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt. Die Person mit der Charakterkarte Boss gewinnt dann das Spiel. Punkte oder ähnliches gibt es schlicht und ergreifend nicht. Das war anfangs etwas ungewohnt, weil ich in letzter Zeit recht wenig Spiele spielte, bei denen nicht in irgendeiner Form Punkte gezählt werden, egal ob am Runden- oder Spielende.

Hier kann es also vorkommen, dass ich für mehrere Runden lang Praktikant bin und in der entscheidenden Runde dann als erste Person meine Kartenhand leer spiele und mich nicht nur Boss nennen lassen darf, sondern auch den ersten Platz im Spiel erlange. Natürlich gibt es dazu auch die Gegenseite – eben noch Boss und eine Hand am Spielsieg, schon nur noch unter den Platzierten. Einem Spiel wie „Animal Poker“kann ich das gar nicht krumm nehmen, der Spaß beim Spielen und beim Gefluche während der einzelnen Runden wiegt hier mehr und zählt!

 

Fazit
„Animal Poker“ ist ein erfrischendes kleines und unkompliziertes Kartenspiel, das nicht mit langer Punktezählerei zwischen den Runden den Spielfluss bremst. Eine kurze Unterbrechung von Runde zu Runde schafft „Animal Poker“ dennoch, da die neue Rollenverteilung und die Arbeit von den entsprechenden Büros aus eine neue Sitzordnung erfordert. Das ist unterhaltsam und kenne ich so von keinem anderen Spiel.

Der Mechanismus ist eine Mischung aus Poker und Stichspiel. Kurz und nur ganz kurz drängt sich der Vergleich zu Spielen wie „Tichu“, „Krass kariert“ oder „Scout“ auf. Auch in diesen Spiele versuche ich mit ähnlicher Taktik meine Handkarten schnell loszuwerden, dies jedoch auf etwas komplexere Art und Weise und mit mehr Interaktion. Das Spielgefühl bei „Animal Poker“ ist dadurch ein völlig anderes. Wenn es gelingt die anfänglich 13 Karten – und im Falle des Praktikanten 16 Karten – auf der Hand zu halten, ist es ein Spiel was Jung und Alt gleichermaßen mit Freude und Spaß an einen Spieltisch bringt.

Ein kleiner Wermutstropfen ist die Anzahl der Mitspielenden. 4 müssen es gemäß Regelwerk mindestens sein – mehr Spaß macht es definitiv mit mehr Personen. Bis zu 8 können eine Rolle ergattern und dem Hauen und Stechen um die Hackordnung beitreten. Wenn die eigene Spielerunde oder der örtliche Spieletreff diese Anzahl an Mitspielenden bieten kann, dann gilt es „Animal Poker“ unbedingt auszuprobieren!

Wenn du also auf der Suche nach Punkten und möglichst großem Abstand zwischen dir und deinen Mitspielenden bist, dann wird Animal Poker diesem Wunsch nicht vollständig gerecht. Allerdings wirst du Freude an diesem Spiel haben, wenn du einfache und kurze Kartenspiele magst und eine Spielrunde mit mindestens 4, besser 6 Personen an den Tisch bekommst.

 

Bewertung / Test
+ Schöne Aufmachung des Kartenspiels
+ Einfache und schnell verständliche Regeln
+ Spaß am Tisch durch Positionswechsel und Machtgerangel
+ variable Spielzeit
+/- keine Punktwertung
+/- minimale Personenzahl von 4 nötig, unterhaltsamer mit 6 und mehr Mitspielenden

 

(Eine Rezension von Tobias Mallock)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Animal Poker (2022)

Spielidee: HeidelBÄR Games Team
Grafik: Kel Alexander
Verlag: HeidelBÄR Games
Anzahl der Spielenden: 4 – 8 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 20+ Minuten

Generationentauglichkeit: Ein Kartenspiel mit bunten Karten und kleinen Zahlen – wenn das nicht abschreckt, dann ist generationenübergreifendes Spiel möglich.