Kintsugi | Familienspiel | ab 10 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Patrick Rauland | Board Game Circus | generationentauglich
Nicht wenige von uns sind von fernen Kulturen magisch angezogen. Ob es nun anderes Essen ist, oder andere Bräuche irgendwas fasziniert daran. Ob „Kintsugi“ – eine traditionelle japanische Methode der Keramikreparatur – uns thematisch in einem Kartenspiel genauso fesseln kann? Lies weiter, ich habe bereits ein paar Vasen zerbrochen … und geklebt!

Das Spiel
Kintsugi ist ein Familienspiel von Patrick Rauland und bei Board Game Circus erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.
Die quadratische Schachtel gibt mir das kostbar reparierte Porzellan bereits direkt in die Hand. Schon das Cover fordert mich auf, etwas Wertvolles zu übernehmen. In der Schachtel finden sich Karten, Pappmünzen, weitere Karten zur Spielübersicht und 2 Spielanleitungen. Die vorliegende Version unterstützt deutsch und niederländisch in den erklärenden Texten. Die Sprache braucht es dann auch nur zur Erklärung, die Karten sind komplett sprachneutral und bedürfen ab der 2. Partie kein weiteres Nachschlagen mehr.
Worum geht es nun bei „Kintsugi“? Wir nehmen die wertvollen Porzellangegenstände aus der Auslage um sie zerbrechen zu lassen und die Scherben später mit Goldlack veredelt zusammenzufügen. Am Ende des Spiels wird überprüft, wer am meisten unzerbrochenes Porzellan vor sich gesammelt hat und dabei die Bedingungen der Wertungen erfüllt. Selbstredend bringt mit Goldlack reparierte Keramik mehr Punkte als unverdelte und wohl auch verständlich, zerbrochene Stücke zählen gar nicht. So gewinnt, wer am Ende die meisten Punkte erzielen konnte.

Der Ablauf einer Spielrunde ist dabei sehr klar gegliedert – in 4 recht kurzen Phasen erhalten, zerbrechen und kleben wir die kostbaren Stücke. Dann wechselt der Marker des Startspielers und der Ablauf wiederholt sich so lange, bis die Auslage nicht mehr aufgefüllt werden kann. Fertig! Was jetzt nicht geklebt ist, bleibt als Scherbenhaufen zurück und bringt weder Punkte noch zählt es für Sets oder ähnliches mit. Auch wenn Scherben sprichwörtlich Glück bringen sollen – hier sind sie schlichtweg unbrauchbar.
Dabei folgt alles einem einfachen System, das bereits ab der zweiten, spätestens der dritten Runde in der ersten Partie verinnerlicht ist. In der ersten Phase wird die Auslage mit einer Karte mehr als Personen am Tisch sitzen x 2 gefüllt (Bei 2 / 3 / 4 Personen eben 5 / 7 / 9 Karten). Dann wird von der Person mit dem Startspielermarker die 1. Karte im Uhrzeigersinn gewählt, dann geht es gegen den Uhrzeigersinn beginnend bei der letzten Person rückwarts. Dabei ist die Entscheidung stets: Behalten und in die eigene Auslage legen oder für den oben rechts aufgedruckten Wert verkaufen und Goldmünzen nehmen. Was nun in der Auslage übrig geblieben, sowie als oberste Karte des Stapels sichtbar ist, gibt vor, welches Porzellan in Phase 3 zerbricht – dabei ist die Art wichtig und durch ein Symbol oben links dargestellt. Alle bisher nicht reparierten Teile zerbrechen nun – dargestellt durch eine Querdrehung der Karte – vielen sicher auch als „tappen“ bekannt.

Was nun folgt ist sicher nicht überraschend – in Phase 4 können wir unser Porzellan kleben in dem wir dafür die Kosten zahlen. Diese Kosten orientieren sich am Preis des jeweiligen Objektes. Ich drehe die Karte wieder senkrecht, nur diesmal auf die Rückseite – erkennbar an der weißen Kartenseite und dem Kintsugi-Bonus oben rechts. Ein so repariertes Stück bringt am Ende noch einen zusätzlichen Kintsugibonus und ist so definitiv mehr wert als zuvor, auch wird es nicht mehr brechen.
Alle Objekte punkten dabei in der Schlusswertung unterschiedlich – so bringen Vasen z. B. durch einen Setbonus ordentlich Punkte, Tassen zählen bereits allein und mit Untertassen noch mehr, während Teedosen der Person wertvolle Punkte erbringen, die am Ende die meisten hat. Zur Erinnerung: Scherben zählen hier nichts! Alle Wertungen sind auf den Spielübersichtskarten mittels Symbolik erfasst.

Da ich bereits im ganzen Spielverlauf sehen kann, wer was zu sammeln scheint, kann ich so ganz gut erahnen und planen – was möglicherweise übrigbleiben und zerbrechen wird? Was verkaufe ich für Gold und was sammle ich in meiner Auslage? Viel ist nicht zu entscheiden und reicht doch völlig aus um hier ein wenig zu taktieren und so am Ende wertvolle Kombinationen zu sammeln.
Da es sich im Grunde um ein Spiel mit Karten handelt und die Anzahl der gesammelten Münzen den Zahlenraum bis 10 nie verlässt, ist der Einstieg ins Spiel sowie der gesamte Spielverlauf relativ einfach und wird nie komplizierter – das Punktezählen erfordert etwas Disziplin und ist gerade im Falle der Kintsugi-Untertassen etwas knapp erklärt – ein Wertungsbeispiel würde hier vermutlich Abhilfe schaffen können! Von diesem Abzug in der B-Note abgesehen – können hier Jung und Alt wunderbar generationenübergreifend spielen!

Fazit
„Kintsugi“ ist eines dieser Spiele, die hübsch aussehen und sofort zum Mitspielen auffordern. Der Einstieg ist dabei kinderleicht und dennoch dauert es eine vollständige Partie um zu begreifen, was im nächsten Spiel besser laufen kann. Denn die Wertung offenbart zum Schluss, wer womit wieviele Punkte macht. Dabei ist manches offensichtlich und anderes widerum etwas kleinteilig und nicht ganz eindeutig beschrieben. Wieviel zählt nun eine Kintsugi-Untertasse mit einer Kintsugi-Tasse? Auch nach mehreren Testspielen konnte ich diese Frage nicht abschließend klären – multipliziere ich den Wert der Tasse mit 3 oder mit 2 und addiere anschließend 1? Addiere ich den Kintsugi-Bonus der Tasse vor oder nach der Multiplikation? Es lief so stets auf eine Einigung innerhalb der Spielrunde heraus und das war ok – bleibt allerdings in der Erinnerung als etwas hakelig zurück.
Davon abgesehen ist „Kintsugi“ ein kurzweiliges Spiel, das vorallem mit immer wieder anderen Personen auch ein etwas anderes Spielgefühl entwickelt und das bei einer Partiedauer von 20 Minuten – da ist schnell eine weitere Partie gespielt. Allerdings ebbt die Freude bei Personen, die viele Spiele gesehen und gespielt haben und sich im Kennerspielbereich und darüber wohlfühlen, hier schnell ab. Zu groß ist die Konkurrenz der Spiele mit ähnlicher Spielmechanik. Selbst wenn Kintsugi hier auch eine Prise Neuerungen bietet, so ist die Zielgruppe sicher im Familienspielbereich angesiedelt und dort hinterlässt „Kintsugi“ einen ordentlichen Eindruck im Spiel zwischen Jung und Alt.
Ein schöner Nebeneffekt ist in meinen Augen die Botschaft des „Kintsugi“ selbst: Wenn so ganz nebenbei vermittelt wird, das aus Scherben auch etwas noch Wertvolleres entstehen kann, dann ist das schon eine ziemlich großartige Metapher des Lebens! Und sind wir für diese Scherben nicht auch immer selbst ein bisschen mit verantwortlich? Machen wir also etwas Wertvolles draus!
Bewertung / Test
+ Einfacher Spieleinstieg
+ Schönes Material mit einem Hauch von Gold
+ Klare Struktur des Spielablaufs
– Wertung zu Ende der Partie ist nicht so ganz flüssig
– Spielprinzip für spielerfahrene Personen wenig fordernd
(Eine Rezension von Tobias Mallock)
Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
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Kintsugi (2024)
Spielidee: Patrick Rauland
Grafik: Shirley Gong
Verlag: Board Game Circus
Anzahl der Spielenden: 2 – 4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 15 Minuten
Generationentauglichkeit: Im Grunde ein Spiel mit Karten und überschaubarem Rechenaufwand im Spielverlauf – hier spielen Jung und Alt zusammen.