Wenn die Schnecke die Miesmuschel überholt – Tiere toppen und Länder toppen von Drei Hasen in der Abendsonne (Rezension)

Tiere toppen und Länder toppen | Familienspiel | ab 8 Jahren | 2 bis 5 Spielende | Matthias Jünemann & Stephanie Heyl & Hannes Bonzheim | Drei Hasen in der Abendsonne | pädagogisch wertvoll | eingeschränkt generationentauglich

Wusstet ihr, dass ein Aal das biblische Alter von 100 Jahren erreichen kann – und damit ein Elefantenleben locker in den Schatten stellt? In „Tiere toppen“ überrascht selbst die Schnecke, die im Schnelligkeitsduell die Miesmuschel überholt. Bei „Länder toppen“ staunt man hingegen nicht schlecht, wenn der kleine Inselstaat Papua-Neuguinea mit einem Gipfel auftrumpft, der höher liegt als fast alle Berge Europas. Neugierig auf weitere spannende Duelle?

Spielschachteln beider Spiele. Unterlegt mit den Karten des Spiels.

 

Das Spiel
Tiere toppen und Länder toppen sind Familienspiele von Matthias Jünemann & Stephanie Heyl & Hannes Bonzheim und bei Drei Hasen in der Abendsonne erschienen. Sie sind für 2-5 Spielende geeignet und können ab 8 Jahren gespielt werden.

Die „Toppen-Reihe“ greift das gute alte Quartettprinzip auf – und entwickelt es spielmechanisch sehr interessant und lehrreich weiter. Hier wird nicht einfach nur gefragt, wer die größte Landesfläche aufweisen kann oder schneller ist. Nein, es geht ums clevere Zuordnen zur besten Kategorie.

Zu sehen ist eine Auswahl an Tierkarten aus "Tiere toppen".
Eine bunte Tiermischung erwartet euch!

Das Spiel besteht aus klassischen Quartettkarten, auf denen die Tiere bzw. Länder nach verschiedenen Kategorien mit ihren Fakten dargestellt sind. Ergänzt werden diese durch spannende Zusatzinformationen – etwa zur Nahrungskette, zur Hauptstadt oder zur geografischen Lage.

Zu sehen sind die Länderkarten von Kolumbien und Monaco.
Monaco und Kolumbien – zwei Länder die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch haben beide ihre Stärken!

Zu Beginn bekommen alle einen Faltstreifen, der vor sich auf den Tisch gelegt wird. Dieser zeigt alle zu spielenden Kategorien und dient als Ablagefläche für die gespielten Karten. Außerdem bekommen alle eine festgelegte Anzahl an Blindkarten. Sie können für Kategorien verwendet werden, in denen man sprichwörtlich schlechte Karten hat.

Zu sehen sind die Blinkarten beider Spiele.
Blindkarten – sie könnt ihr bei Kategorien einsetzten, für die ihr keine guten Karten habt.

In jeder Runde erhaltet ihr die vorgegebene Anzahl an Handkarten. Diese ordnet ihr nun taktisch klug den Kategorien zu, indem ihr sie verdeckt an den entsprechenden Abschnitt eures Faltstreifens legt. Haben alle ihre Karten verteilt, wird Kategorie für Kategorie aufgedeckt und verglichen. Wer in einer Kategorie den besten Wert vorweisen kann, gewinnt den Stich – also alle dort ausgespielten Karten.

Blick in die Handkarten.
Welche Karte zu welcher Kategorie?

Der Stich muss anschließend aufgeteilt werden: Mindestens eine Karte legt ihr verdeckt als feste Siegpunkte beiseite, mindestens eine weitere offen. Bei den offenen Karten entscheidet sich erst am Spielende, ob sie wirklich Punkte bringen. Dann nämlich findet eine Mehrheitenwertung nach Kontinenten bzw. Tiergattungen statt. Nur wer in einer Kategorie die meisten offenen Karten besitzt, darf diese behalten und werten. Alle anderen müssen ihre offenen Karten dieser Kategorie abwerfen. So kann man am Ende noch etliche Punkte einbüßen. Deshalb lohnt es sich, während des Spiels stets die Mehrheiten der Mitspielenden im Auge zu behalten und die eigenen Stiche mit Bedacht aufzuteilen.

Wer möchte, kann die Mehrheitenwertung auch einfach weglassen – dann zählt am Spielende jede gewonnene Karte als ein Punkt.

Blick auf den Spieletisch.

Bei „Tiere toppen“ kann mit der Fressketten-Variante gespielt werden: Treffen dabei Beutetier und Fressfeind aufeinander, wird die eigentliche Kategorie außer Kraft gesetzt. Damit können manche Duelle eine neue Wendung bekommen.

 

Fazit
„Tiere toppen“ und „Länder toppen“ verstehen es, das altbewährte Quartettprinzip mit frischen Ideen und einer guten Mischung aus Glück und Taktik zu versehen. Kinder lieben es, und selbst Erwachsene spielen immer gerne mit (anders als beim herkömmlichen Quartett!). Ein gelungenes Familienspiel mit Lerneffekt. Denn spielerisch und ganz nebenbei erfährt man Lehrreiches über Tiere und Länder sowie deren Hauptstädte, Gebirge, Fressfeinde, Beutetiere oder geographische Extreme. Für wissbegierige Kinder ein echter Schatz.

Die Zuordnung zu den Kategorien bringt ein schönes Maß an Spannung. Oft glaubt man, eine „sichere“ Karte zu haben… und dann zaubert jemand einen Methusalem unter den Tieren hervor. Ein andermal überrascht wiederum eine scheinbar schwache Karte doch mit einem Stich. So mischt stets auch ein Quäntchen Glück mit und sorgt dafür, dass jede Runde spannend bleibt. Am Spielende sollten kleinere Frustmomente beim Abhandeln der Mehrheiten ausgehalten werden.

Die Schrift auf den Karten ist recht klein. Zwar sind die Hauptkategorien gut lesbar, doch die Zusatzinfos gehen bei älteren Mitspielenden oder schlechterem Licht leider schnell verloren. Aufgrund dieser kleinen Schwäche kann ich es nur eingeschränkt als generationentauglich empfehlen.
Kindern bietet es zudem einen pädagogisch wertvollen Nebeneffekt zum Zahlenverständnis. Selbst jüngere Kinder können, die ihnen oft noch unbekannten Zahlenräume sehr gut über die Länge der Zahl oder die Stellen nach dem Komma abschätzen.

Grundsätzlich sind „Tiere toppen“ und „Länder toppen“ keine Spiele für unterwegs, wie man es vom herkömmlichen Quartett gewohnt ist. Da die Karten offen ausgelegt und gesammelt werden, braucht es für diese Spielempfehlung einen großen Tisch. Möchtet ihr es trotzdem für unterwegs einpacken, dann reduziert das Spiel auf die Karten und spielt nach den einfachen Quartett-Regeln.

Mit „Insel toppen“ ist ein weiterer Titel der Toppen-Serie erschienen.

 

Bewertung / Test
+ Quartett-Variante mit dem gewissen Kniff
+ lehrreich
+ Wiederspielreiz
+ können von Kinder auch ohne Erwachsene gut alleine gespielt werden
– kleinere Frustmomente bei der Mehrheitenwertung am Spielende müssen ausgehalten werden
– benötigt mehr Platz als die herkömmlichen Quartett-Spiele

 

 

(Eine Rezension von Monika Glashauser)


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Tiere toppen und Länder toppen (2020/2023)

Spielidee: Matthias Jünemann & Stephanie Heyl & Hannes Bonzheim
Verlag: Drei Hasen in der Abendsonne
Grafik: Paul & Lena Kappler
Anzahl der Spielenden: 2-5 Spielende
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren.
Spieldauer: 30-40 Minuten
Generationentauglichkeit: Eingeschränkt. Die etwas kleine Schrift könnte Schwierigkeiten bereiten.
Pädagogisch wertvoll: Fördert Wissen, Größenordnungen und das Zahlenverständnis.