Roam | Taktikspiel | ab 10 Jahren | 2-4 Personen | Ryan Laukat | Leichtkraft Verlag by Schwerkraft | generationentauglich

Du weckst Schlafwandenlde, befreist verirrte Seelen, ziehst mit einer Truppe Exzentriker:innen durch Arzium…
— und am Tisch? Legst du Muster. Punktgenau. Millimetergenau.
Denn Roam ist vor allem eins: ein wunderbar taktisches Flächen- und Mehrheiten-Puzzle. Jede deiner Karten zeigt ein kleines „Fußabdruck”-Muster, das du – ohne Drehen – in das 3×2-Kartenraster „einbrennst“. Wer eine Landschaftskarte vollmacht und dort die Mehrheit hält, kassiert sie samt neuer Figur (also neuem Muster) und schaltet so weitere Optionen frei. Tempo gegen Kontrolle, Reichweite gegen Präzision, „jetzt sichern“ gegen „gleich besser punkten“ – Roam kitzelt genau diese Nervenenden.
Klingt emotionslos? Ist es nicht. Es ist dieses leise Knirschen im Kopf, wenn du merkst:
„Wenn ich jetzt die drei Felder links belege, schnappt sich jemand anders die Münze rechts… aber dann kann ich nächste Runde das große L legen… es sei denn… argh!“
So fühlt sich Roam an. Ein trockenes Grinsen. Danach die zufriedene Stille derer, die clever gelegt haben.
Und das Material? Schwer, stabil, schön. Große, griffige Marker (endlich mal Ecken, die keine Fingernägel morden), dicke Karten, Illustrationen im typischen Laukat-Stil zum Wegträumen – hochwertig von vorne bis hinten. Das Ganze wirkt wie „Kinderbuch trifft taktisches Abstract“: zugänglich, klar, wertig. Absolut generationentauglich – lief hier mit Kind und Erwachsenen butterweich, Regeln in Minuten drin, dafür stundenweise „Noch mal?“-Energie.
Jetzt zum Elefanten im Luftschiff: Das Thema.
Ja, wir „erlösen“ Seelen. Ja, die Karten tragen witzige Mini-Texte. Aber am Tisch spürst du davon ungefähr so viel wie Meeresbrise in der U-Bahn. Roam ist abstrakt – schön verkleidet, aber abstrakt. Und ehrlich: Bei Taktikspielen ist das Verknüpfen von Thema und Mechanik oft ein Wunschkonzert. Hier gewinnt klar die Eleganz der Mechanismen; das Thema ist beliebig austauschbar.
Klingt simpel? Ist es auch – bis man merkt, was da eigentlich alles mitschwingt:
Die Münzen auf dem Plan sorgen für eine Mini-Ökonomie – mal Zündung, mal Tiebreaker. Die Artefakte bringen als optionale Variante den nötigen Chili-Kick ins Spiel: Sie lassen dich Karten reaktivieren, Marker versetzen und nebenbei noch Siegpunkte bunkern. Wer es etwas dichter und gemeiner mag, greift zur Doppelplatzierung – hier dürfen zwei Marker auf ein Feld, was zu viert richtig Würze reinbringt und dem Ganzen mehr Biss verleiht. Und schließlich das Rennen auf die „zehn Charaktere“: Es läutet den Zielspurt ein, doch gewonnen wird über Punkte – also immer schön Timing und Wertigkeit im Blick behalten.
Fazit
Roam ist Taktik pur in Sonntagskleidung. Das Thema winkt freundlich aus der Ferne, aber das Puzzle am Tisch liefert. Schnell erklärt, schnell aufgebaut, großartige Haptik, clevere Entscheidungen im Minutentakt – solo im Kopf, sozial auf dem Tisch.
Für Taktik-Fans ein No-Brainer, für Familien eine sichere Bank und für alle, die „noch eine Runde“ sagen, bevor sie aufstehen wollten, eine kleine Gefahr. Empfehlung – trotz (oder wegen) der thematischen Diät. Ich spiel’s jederzeit wieder.
Bewertung / Test
+ wunderbar taktisch
+ hochwertiges Material
+ generationentauglich
+ Varianten mit Würze
+ kurze Downtime
– Thema kaum spürbar
– zu zweit etwas zahm
(Eine Rezension von Petra Fuchs)

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Roam (2019)
Spielidee: Ryan Laukat
Illustration: Ryan Laukat
Verlag: Leichtkraft / Schwerkraft-Verlag
Anzahl der Spielenden: 2–4
Altersempfehlung Verlag: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 20–30 Minuten
Generationentauglichkeit: absolut – leicht zu lernen, taktisch zu meistern, funktioniert mit Kind und Erwachsenen gleichermaßen.
Pädagogisch wertvoll: fördert Planung, räumliches Denken und spielerisches Vorausplanen ohne Überforderung.