Kirchenbau für Fortgeschrittene – Hamlet von Mighty Boards (Rezension)

Hamlet | Kennerspiel | ab 10 Jahren | 1 bis 4 Spielende | David Chircop | Mighty Boards

Schwimmt da jemand auf der „Dorfromantik“-Welle mit? Das Cover und der Untertitel lassen das vermuten. Aber nein, wir haben hier ein Kennerspiel, das anders ist als Cover und Titel vermuten lassen. „Hamlet“ bezieht sich nicht auf eine literarische Vorlage, sondern ist ein Begriff aus dem Englischen für ein Dorf ohne Kirche. Schauen wir mal, wie sich das spielt!

Spielkarton und Inhalt

Das Spiel
Hamlet ist ein Kennerspiel von David Chircop und bei Mighty Boards erschienen. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.

Den Spielplan modular zu nennen, ist untertrieben. Wir haben sehr unterschiedlich geformte Teile, die sich nach und nach zu einem komplexen Dorf zusammensetzen lassen. Die Symbole auf den Rückseiten zeigen, wie diese vielen Teile zu sortieren sind. Tisch heißt Grundaufbau, die Teile mit dem Sack kommen in den relativ großen Stoffbeutel und die anderen vier Stapel werden zunächst beiseite gelegt.

Die Dorfteufel haben auf der Rückseite Symbole zum Sortieren

Die Basis ist vorgegeben. Ins Dorfzentrum, dem Platz für die Kirche, setzen alle ihren ersten Arbeiter und einen Esel ein. Auf die Produktionsstätten werden jeweils zwei Ressourcenwürfel gelegt. Alle Spielenden haben etliche Marker in ihrer Farbe für unterschiedliche Zwecke. Darunter sind weitere Arbeiter und Esel, aber auch Fahnen, Ressourcenmarker für die fortgeschrittene Produktion, Brücken und Markierungssteine. Nachdem das Startkapital an Münzen ausgegeben wurde, kann es losgehen.

Startaufstellung für zwei Spielende

Über der Punktetafel liegen immer vier zufällig aus dem Beutel gezogene Ortsplättchen. Nur das linke ist kostenlos, die anderen kosten entsprechend Münzen. Durch den Besuch des Rathauses kann ich mir hier bedienen und das Ortsplättchen in meine eigenen Auslage nehmen. Da sind Wege abgebildet, Wälder oder Steine an den Rändern. Die Symbole neben dem Hammer geben die Baukosten an, Produktionsstätten haben zudem ihre Funktion abgebildet.

Wer eine Produktionsstätte zuerst baut, darf den entsprechenden Marker auf die weiße Seite drehen und produziert von nun an doppelt. Gleichzeitig kommen die entsprechenden Ortsplättchen neu in den Beutel und erweitern die Auswahl sobald nachgelegt wird.

Viere Bauteile in der aktuellen Auswahl

Zudem gibt es Ortsplättchen, die nur der Person Punkte bringen, von der sie errichtet wurden. Zur Markierung wird ein Fähnchen darauf gestellt. Fehlende Wege können mit Brücken erstellt werden und kosten Ressourcen. Diese sind auf dem Spielplan bevorratet und können von allen genutzt werden. Vorausgesetzt, sie liegen benachbart oder es stehen entsprechend Esel auf dem Plan, welche die Ressourcen transportieren können.

Ein Teich wurde angebaut und als Weg mit einer Brücke verbunden

Nach und nach vergrößert sich das Dorf. Nun gilt es im Blick zu behalten, was für den Kirchenbau gefordert wird. Je nach Personenzahl sind dies vier oder fünf Aufgaben, deren Vollendung das sofortige Ende der Partie bedeutet. Für eine Aufgabe fehlende Ressourcen lassen sich auf dem Markt gegen Geld beschaffen, ohne dass eine Figur eingesetzt werden muss.

Fortgeschrittener Ausbau

Die Erfüllung der Aufgaben gibt natürlich Siegpunkte und am Schluss werden nochmals Siegpunkte verteilt je nach Beteiligung am Kirchenbau, für den Besitz der meisten Handelsplättchen, die längsten Wege und für den eigenen Geldvorrat. Nach jeder Aufgaben werden Plättchen auf die Baustelle gelegt, damit man den Fortschritt des Kirchenbaus sehen kann.

Das zentrale Feld mit der halb gebauten Dorfkirche

Die Anleitung ist in Ordnung. Trotz mehrmaligen Lesens und Zuhilfenahme einer erfahrenen Mitspielenden habe ich nicht ganz begriffen, wie am Schluss die Weglängen gewertet werden. Dies war mir trotz illustriertem Beispiel nicht klar, hätte aber bei den Wertungen unserer Partien kaum einen Unterschied gemacht.

 

Fazit
„Hamlet“ setzt einige neue Ideen um in der bekannten Art der Arbeitereinsetzspiele. Das ist der gemeinsame Besitz der Ressourcen, deren Produktion dem Spielenden erst einmal Geld beschafft, das wie immer knapp ist.

Dann ist es die Idee mit der Eselskette, die den Zugriff auf die Ressourcen auch aus weiterer Entfernung erlaubt. Der Bau neuer Ortsplättchen braucht so zumeist Vorbereitung. Der Bau von Brücken zur Ergänzung des Wegesystems ergänzt das System recht gut.

Zudem haben wir mal keine Sechsecke um unser Dorf auszubauen, sondern unregelmäßige Formen. Da gilt es schon etwas zu puzzlen um sie sinnvoll anzulegen. Vor allem wenn den geplanten Bauplatz gerade jemand wegschnappt.

Also gute Ideen, die ineinander greifen. Aaaber: Durch die vielen unterschiedlichen Figuren, den vielen Symbolen wird es schnell unübersichtlich, besonders mit mehr als zwei Mitspielenden. Die Figuren sind klein und es erfordert genaues Hinsehen um sie zu unterscheiden. Der Aufbau zu Beginn hat nur eine Wegöffnung nach Rechts. So laufen die Partien ähnlich, dass hier ausgebaut wird, die Eselskette hierhin verlängert wird und nur besondere Orte ohne Weg auf der linken Seite angelegt und mit einer Brücke angeschlossen werden. So laufen die Partien recht ähnlich trotz Varianz durch das Ziehen der Ortsplättchen aus dem Beutel.

Das Nutzen der gemeinsamen Ressourcen kann frustrieren, wenn die Benötigten vor dem eigenen Zug weggeschnappt werden. Sobald möglich, sollte ein zweiter Arbeiter gekauft werden und bald ein dritter um durch Vorbereitung mittels der ersten Arbeiter das eigene Vorhaben auch zu schaffen. Das wird gegen Ende besonders wichtig, wenn es um den Bau der Kirchenteile geht.

„Hamlet“ macht in den ersten Partien durchaus Spaß. Der Ausbau, das Entdecken der Möglichkeiten. Doch das verliert sich leider. Das Kleinteilige und der sich im Grunde wiederholende Ablauf führt zu wenig Wiederspielreiz. Die Solovariante habe ich nur angeschaut, sie basiert auf einem simulierten Mitspielenden.

Die Unübersichtlichkeit und die gewissen Komplexität spricht klar gegen eine Generationentauglichkeit.

Bewertung / Test
+ neue Ideen für ein Arbeitereinsetzspiel
+ überwiegend konstruktives Spielgefühl
– wird bald unübersichtlich, wenig Wiederspielwert trotz Varianz

(Eine Rezension von Paul Theisen)


Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)


ACHTUNG – hier geht es zu unserem YouTube-Kanal:
Spielecafé der Generationen – Jung und Alt Spielt – YouTube

 

Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele”

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Hamlet (2023)

Spielidee: David Chircop
Grafik: Yusuf Artun und Sara Campos
Verlag: Mighty Boards
Anzahl der Spielenden: 1 – 4
Altersempfehlung Verlag: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 – 90 Minuten

Generationentauglichkeit:  Nein, da kleinteilig und schnell unübersichtlich.