Schwarzer Humor als scharfe Waffe – Nukular: Wer überlebt den Atomkrieg? von Kampfhummel (Rezension)

Nukular: Wer überlebt den Atomkrieg? | Kartenspiel | ab 14 Jahren | 3 bis 6 Spielende | Angela Vögtli | Kampfhummel

„Nukular“ in Anlehnung an das lateinische Wort Nuklear dreht sich im weitesten Sinne um Atomkerne. Überall wo das Wort Nuklear in unserem Leben auftaucht, entsteht im Kern eine andere Art von Aufmerksamkeit. Wir verbinden es doch häufig mit Nuklearwaffen oder der Nuklearmedizin. Denn uns allen dämmert – die hier genutzte Energie wird durch Kernzerfall gewonnen. Diesen Kernzerfall hat auch die gefürchtete Strahlung als Ursache. Was diese handliche und neugierig machende Schachtel des Spiels „Nukular“ damit zu tun hat? Lies unbedingt weiter!

Die Schachtel des Spiels, daneben liegen einige der vielen Karten des Spiels.
Kräftige Farben und hochwertiges Material – das fällt sofort auf!

 

Das Spiel
Nukular: Wer überlebt den Atomkrieg?
ist ein Kartenspiel von Angela Vögtli und bei Kampfhummel Spiele GmbH erschienen. Es ist für 3-6 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.

Die Spielschachtel ist schick und schlicht gehalten. Das Material ist so hineingepuzzelt, dass nur noch ein roter Würfel und ein rotes Telefon die Macht um den Startknopf dieser ultimativen Zerstörung besser hätte darstellen können. Die Karten passen gut sortiert locker in die Schachtel und bieten bei angenehmer Kartenstärke ein gutes Gefühl beim Spielen.

Ein Spiel ist mit 10 – 20 min relativ kurz und ebenso schnell erklärt. Wir spielen in 2 Phasen. Beginnend mit dem Kalten Krieg, der das Wettrüsten und allerlei Aktionen bereithält und durch das Bewegen des Aggrometers bis zu einem kritischen Punkt direkt in Phase 2 übergeht, dem Atomkrieg. Im Atomkrieg werden reihum sämtliche Nuklearwaffen gezündet und es gewinnt jeder am Ende des Spiels überlebende Despot. Klingt einfach und hat es in sich, denn während des Kalten Krieges werden so einige Aktionen gespielt, welche die Pläne eines jeden Despoten empfindlich durchkreuzen und selbst in der Phase des Atomkrieges noch spürbar sein können.

Die Rollenkarten zweier Spieler liegen nebeneinander, dazwischen eine Aktionskarte.
Wie schön das Bild, dass Bilaterale Gespräche beim Schaukeln stattfinden … wir sollten alle viel mehr Schaukeln!

 

Die Mechanik des Spiels ist relativ einfach, was macht also den Reiz aus und warum findet es hier Erwähnung? Das ist schnell erklärt und beginnt beim Verlag, der Kampfhummeln Spiele GmbH selbst. Hier sind andere polarisierende Spiele wie „Arschlochkind – Wer verkackt sein Kind am besten?“ oder „OMG – Das Partyspiel für Furchtlose“, um 2 Titel stellvertretend zu nennen, zu Hause und erfreuen sich ihrer Beliebtheit. Der Verlag beschreibt sich selbst mit dem Ziel, mit qualitativ hochwertigen, aktuellen und optisch ansprechenden Partyspielen den Spielenden ein fieses Lachen ins Gesicht zu zaubern. Genau das gelingt auch mit „Nukular: Wer überlebt den Atomkrieg?“ wieder hervorragend – jede einzelne Aktionskarte ist wenig oder noch weniger subtil Satire. Dafür bedarf es hin und wieder der Aufmerksamkeit im Medienkonsum um alle auch zu verstehen und einzuordnen. Ein oben ohne reitender Despot oder Fake News und Hackerangriffe sind nur ein Bruchteil der ziemlich eindeutigen Karten im Kartenstapel.

Spielkarten nebeneinander - ein Würfel verkündet das Scheitern einer Aktionskarte.
Glücklich darf sich schätzen, wer einen Bunker hat? Oder doch nicht?

 

Spielerisch ist „Nukular“ schnell durchschaut und bietet kurzweilige Runden. Die Spielelemente finden sich auch in anderen Kartenspielen wieder und sind hier gut miteinander verknüpft. Der Wiederspielreiz für ein paar mehr Partien besteht allerdings nicht in der Mechanik, sondern im Inhalt und Thema der Kartentexte. Gar zu unterhaltsam sind die Aktionen und fügen sich in den Tanz der Despoten ein – anders formuliert, manchmal wird hier politische Geschichte neu geschrieben.

 

Fazit
So düster das inhaltsgebende Thema in seiner Bedeutung auch ist, so bunt kommt „Nukular“ daher – mit lustigen Illustrationen und noch viel lustigeren Kartentexten macht es Spaß hier eine kurze Runde mitzuspielen. Da die meist schneller vorbei ist als man vorher vermuten mag und die Kartentexte neugierig machen, ist die Basis für eine zweite Runde geschaffen. Danach erlosch die Begeisterung für das Spiel in den Testspielen.

Generationentauglich ist das Spiel in meiner Wahrnehmung nicht – dafür sind die Kartentexte zu klein. Zusätzlich ist der Memoryeffekt, bei dem die Despoten verdeckt unter die Atomwaffen ausgelegt, nicht immer gleich gut mit allen Generationen spielbar.

„Nukular“ ist ein Spiel in dem viel Kreativität und auch Qualität in der Produktion steckt. Dass der Inhalt höher gewichtet ist als die ausbalancierte Spielmechanik, dürfte klar sein und stört bei den ersten Partien ganz und gar nicht. Das Spiel „Nukular“ bringt zum Lachen – oder sollte ich Strahlen schreiben – und genau das will es auch: In einer Welt, in der Macht mit Vernichtung im schlimmsten Fall begegnet wird, soll an eine wichtige Fähigkeit unseres menschlichen Daseins immer wieder erinnert werden: Lachen befreit! Wer lacht, vergisst kurz seine Angst, Filme laufen rückwärts – trübe Gedanken sind pausiert. Wir dürfen alle viel mehr, viel häufiger Lachen!

 

Bewertung / Test
+ Hochwertiges und buntes Spielmaterial
+ Überschaubar schlankes Regelwerk
+/- Satire gut platziert in einem Spiel, das sich selbst nicht so ernst nimmt
– Geringer Wiederspielreiz

 

(Eine Rezension von Tobias Mallock)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”

  • ... Altersgruppe 14 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Nukular: Wer überlebt den Atomkrieg? (2022)

Spielidee: Angela Vögtli
Grafik: Angela Vögtli
Verlag: Kampfhummel Spiele GmbH
Anzahl der Spielenden: 3 – 6
Altersempfehlung Verlag: Ab 14 Jahren
Spieldauer: 10 – 20 min

Generationentauglichkeit: Ist nicht das Ziel dieses Spiels, denn ziemlich kleiner Text auf bunten Karten, das strengt an.
Pädagogisch wertvoll: Ist Satire das nicht immer?