3-5 Spieler, 30 min, ab 12, von Masato Uesugi, Grafik: Christine Alcouffe, erschienen 2017 im Schwerkraft-Verlag/Catch Up Games, Vertrieb Black Rock Games
Paper Tales ist ein Kartenspiel, das wie der kleinere Bruder von 7 Wonders wirkt. Jeder Spieler erhält zu Beginn der Runde fünf Karten, sucht sich eine aus und gibt die restlichen weiter. Dann wählt er aus den erhaltenen vier Karten wieder eine aus und gibt den Rest wieder weiter. Das geschieht solange, bis jeder Spieler fünf Karten ausgewählt hat.
Jetzt können die Karten gespielt werden. Dazu hat man eine Auslage, die aus zwei mal zwei Feldern besteht. Schon ausliegende Karten kann man abwerfen und sie durch neue Karten ersetzen. Will man Karten nicht spielen, wirft man sie ab, kann sich aber eine für die nächste Runde behalten.
Haben alle Spieler ihre Karten (das macht man gleichzeitig) gespielt, werden die beiden vorderen Karten mit ihren (evtl. modifizierten) Werten jeweils mit den vorderen Karten der beiden Spielnachbarn verglichen. Wer mehr Punkte auf seinen Karten hat, erhält drei Punkte, bei Gleichheit erhalten beide drei Punkte.
Nach dieser „Kampfphase“ hat man die Möglichkeit, Gebäude zu bauen. Dazu zählt man die auf den ausliegenden Karten sichtbaren Materialsymbole zusammen und kann damit Gebäude bauen oder aufwerten. So erlangt man mehr Punkte für die Endauswertung oder einen fünften Kartenablegeplatz, um jetzt mit drei Karten „anzugreifen“.
Schließlich werden Karten, die „gealtert“ sind, aus dem Spiel genommen und jede andere Karte (außer Gebäuden) mit einem „Alters-Token“ markiert, das heißt, in der nächsten Runde werden diese Karten abgelegt. Jede Karte kann also zweimal seinen Dienst tun, es sei denn, man kann diese Alters-Tokens durch Spezialkarten ablegen. Eine sehr feine Zutat zu diesem Spiel. Extrem starke Karten bringen einem Spieler nur zweimal gute Kampf- oder Materialwerte. Man baut keine immer stärker werdende Kartenauslage, sondern muss immer wieder neu beginnen, sie optimal zu bestücken.
Nach vier Runden erfolgt noch die Schlusswertung und – Überraschung – wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
Fazit
So einfach, so gut. Wer „7 Wonders“ kennt, wird viel Altbewährtes entdecken. Wer „7 Wonders“ mag, wird schnell erkennen, dass doch viel fehlt, was „7 Wonders“ ausmacht. Wem „7 Wonders“ zu komplex war, der wird „Paper Tales“ mögen. Das Rad wurde nicht neu erfunden, es wurde auf „leicht“ poliert und sehr zugänglich gemacht.
Ist das schlecht? Nein. Vielspieler werden nach 2-3 Spielen ihre Finger davon lassen, denn letztlich bietet das Spiel nicht wirklich Tiefgang. Aber es spielt sich flott, ist dank der übersichtlichen Grafiken schnell gelernt und wegen der einfachen Rundenstruktur schnell gespielt. Kurze Erklärungen sind für einzelne der 86 Karten notwendig, aber im Großen und Ganzen ist das Spiel einfach und nur moderat komplex.
Was dem Expertenspieler fehlt, nämlich Kombos von mehreren Karten, die sich im Spiel ergänzen, das kommt dem Gelegenheitsspieler zugute. Der und generell Familien werden Freude an dem Spiel haben, die Altersbegrenzung „ab 12“ ist zu hoch angesetzt. Spielerprobte Kids sind sicher schon ab 10 oder jünger dabei.
Natürlich bedarf es einer kleinen Eingewöhnung, da man in diesem Spiel fast alles gleichzeitig macht und das Kartendrafting hat durchaus seine Tücken, denn es will beachtet werden, dass man nicht nur die für sich beste Karte wählt, sondern evtl. auch die Karte nimmt, die einem selbst nichts bringt, aber dem anderen gut helfen könnte.
Diese „Gemeinheit“ im Spiel und der „Kampf“, also das Vergleichen der eigenen Kampfwerte mit denen der Nachbarn, das mag zunächst friedliche Spieler abschrecken durch diese direkte Konfrontation, aber da man dem anderen Spieler nicht wirklich stört (nur eben Siegpunkte kassiert), tut man dem anderen also nicht „weh“. Da starke Karten in der Auslage in der Regel nur zwei Runden liegen bleiben, hat man genug Zeit, gegen das Kartenziehglück anzugehen. Das ist durchaus vorhanden, wird aber durch den Drafting-Modus stark abgefedert.
Paper Tales ist ein schönes Kartenspiel mit toller Grafik, leicht verständlichen Regeln, einfachen Symbolen und damit ein sehr geradliniges Spielvergnügen. Empfohlen für Familien und Gelegenheitsspielern ab 10 Jahren, Expertenspieler erwartet ein schneller Füller. Wer mehr will, greift zu „7 Wonders“, wem dieses als Füller zu komplex ist, hat hier ein feines „Pausenspiel“. Zu zweit schwächelt es etwas, da es doch von „Kampf“ mit mehreren Nachbarspielern lebt. Auch das Kartendrafting glänzt erst so richtig bei mehreren Spielern (empfohlen 4 bis 5).
+ schnell erklärt
+ schnell gespielt
+ tolle Grafik
+ verständliche Symbole
+/- wenig komplex
– wenig Abwechslung
– direkte Konfrontation, aber ohne „Zerstörung“
Kaufempfehlung für spielerfahrene Familien (ab 10 Jahren) und Gelegenheitsspieler.
Da es bei fünf ausliegenden Karten und zusätzlich ausliegenden Gebäuden viel zu beachten gibt, ist es für Senioren, ungeübte Spieler und deutlich jüngere Kids nur bedingt empfehlenswert. Gelegentliche Hilfe bei der Bewertung der Karten ist wohl nötig.
(Spiel ist noch nicht auf deutsch erschienen, aber in Vorbereitung)
(eine Rezension von Gerhard – Teammitglied vom Spielecafé der Generationen)