Ein Herz für Ökosysteme – Erde von Skellig Games (Rezension)

Erde | Kennerspiel | ab 14 Jahren | 1 bis 5 Spielende | Maxime Tardif | Skellig Games

Ich behaupte frei heraus: Wenn die beiden tollen Spiele „Flügelschlag“ und „Terraforming Mars“ gemeinsam ein Kind hätten, so wäre es „Erde“. Dann lasst uns mal eine Insel erschaffen, auf der Artenvielfalt und Lebensräume noch komplett intakt sind.

Das Artwork der Schachtel und des Spiels verspricht ein optisches Feuerwerk
Ein Augenschmaus

 

Das Spiel
Erde
ist ein Kennerspiel von Maxime Tardif und bei Skellig Games erschienen. Es ist für 1-5 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.

Worum geht es in „Erde“? Ganz einfach: Wir versuchen, alle für sich, in einem 4×4-Raster ein Ökosystem zu erstellen, welches insofern gut miteinander harmoniert, als dass es am Ende des Spiels am meisten Punkte bringt. Easy to learn, hard to master, um mich einer beliebten englischen Redewendung zu bedienen. Im Spiel selbst bringen diese Karten noch Aktionen mit sich, die mitunter zu erbaulichen Kaskaden-Effekten führen können. Doch eins nach dem anderen. 

Die Karten werden in einem Raster in der Größe 4 auf 4 ausgelegt.
So kann es zwischendurch schon mal auf der Erde aussehen.

 

Am Anfang war der Start
Zunächst sucht sich jede mitspielende Person eine Insel, eine Klima-, eine Ökosystem- sowie eine Inselkarte aus. Diese sind doppelt bedruckt und sollten mit den in der Mitte des Tisches ausliegenden Zielen des so genannten Faunatableaus harmonieren. Weiterhin bieten diese Karten verschiedene Startressourcen, Fähigkeiten und Siegpunkte. Alle erhalten noch ein Tableau, die Marker in der entsprechenden Farbe, die jeweiligen Startressourcen und schon kann es losgehen. 

Das Spiel in Kürze
In jeder Runde wählt reihum jemand, eine von 4 Aktionsmöglichkeiten aus. Der Clou: Die Mitspielenden können die jeweils abgeschwächte Aktion der gewählten Option nutzen. So entsteht weitgehend keine Wartezeit. Ich schreibe bewusst weitgehend, da es in jeder Runde wohl ein*e Downtime-Daniel*a zu geben scheint, wie mir meine Runden Erde leidlich aufgezeigt haben. Weiterhin ist es im Anschluss möglich, die Aktionen der bereits ausliegenden Auslage zu nutzen. Die Karten an sich sind unfassbar gut verzahnt, so dass weitreichende Kaskadeneffekte möglich sind. Dabei gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, an Siegpunkte zu gelangen. wie etwa:

  • Grundsiegpunkte auf den ausliegenden Karten
  • Grundsiegpunkte im Ereignisstapel
  • 1 Siegpunkt pro Karte im Kompost
  • 1 Siegpunkt pro Sprosse auf den ausliegenden Karten
  • 1 Siegpunkt pro Stamm – wenn Krone eingesetzt, jeweiliger Punktewert auf der Karte
  • Terrainbonus
  • Erfüllte Ökosystemziele
  • Blattmarker vom Faunatableau (inklusive Bonus-Siegpunkte)
Der Spieltisch wird voll und farbenfroh
Jedes Türmchen bringt auch schon Punkte

 

Das Spielende wird eingeläutet, sobald jemand das Raster von 4×4 Karten voll hat. 

Die Fülle an Möglichkeiten ist es, die „Erde“ in meinen Augen so besonders macht. Jedes Partie fühlt sich komplett anders an und ich kann mein Ökosystem immer wieder neu gestalten. „Erde“ lädt sehr zum Experimentieren ein, und das ist meiner Meinung nach eine weitere große Stärke dieses Spiels. Der Wiederspielreiz ist hoch und jede neue Partie fühlt sich einfach gut an. 

Apropos anfühlen: Das Spielmaterial ist eine Wonne. Ich habe die Version mit den grünen Klötzchen als Sprossen. Und auch die Wachstumsmarker in Form von runden Stapelholzmarkern inklusive farbunterschiedlicher Spitze bei Vollendung sind eine Augenweide für jeden Spieletisch. Auch die Qualität der Spielkarten ist über jeden Zweifel erhaben. Darüber hinaus ist „Erde“ sehr variantenreich. So kann man es allein, klassisch alle gegen alle und sogar in einem 2 vs. 2-Modus spielen. Vieles möglich und sorgt somit für langanhaltenden Spielspaß. 

Eine Detailaufnahme zeigt zwei Pflanzentürme
Da wächst tatsächlich was.

 

Wo Licht ist, ist auch Schatten
An dieser Stelle kommen wir auch direkt zu meiner Kritik am Spiel: Wer Interaktion zwischen den Mitspielenden sucht, wird enttäuscht. Alle spielen mehr nebeneinander her, als 2-Jährige beim Parallelspiel. Und auch das Glück war in meinen Runden allzu oft am Start. Es gibt unfassbar viele Kombinationen, die mir die insgesamt 360 Karten ermöglichen. Und dies ist Fluch und Segen zugleich. Oft genug hatten meine Mitspielenden genau die Karte(n), die ich für meine Spieltaktik hätte gebrauchen können. Eine offene Auslage wäre an dieser Stelle wünschenswert und mitunter hilfreich gewesen. Dies lässt sich allerdings leicht mit Hausregeln darstellen. 

 

Fazit
„Erde“ ist ein Spiel, das meine Sammlung nicht verlassen wird. Wenn alle die Regeln gut kennen, ist ein Spiel zu viert innerhalb einer Zeitstunde absolut realistisch. Dabei geht Erde taktisch recht tief. Strategien sind aufgrund des Glücksfaktors zwar nur bedingt möglich und auch Interaktion sucht die Spielerschaft eher vergebens. Wer sich mit diesen Dingen arrangieren kann, hat mit diesem Kleinod der Spielkultur ein in meinen Augen dem Hype gerechtes Spiel, das mit seinem Spielmaterial sowie den verschiedenen Spielmodi zu überzeugen weiß. Für Familien mit spielerfahrenen Kindern ist es ebenso geeignet wie für jede Kennerspiel-Gruppe. Für das generationenübergreifende Spielen taugt es leider nicht. Die kleine Schrift, die Holzteile und die kleinen Marker – das machen betagte Augen und Hände nicht mit. 

Ach ja, ein kleiner Tipp am Rande: Ich habe in meinen Runden die jeweiligen Marker und das Spielmaterial in getrocknete Palmblätter gefüllt. Das macht „Erde“ für mich noch wertiger.

 

Bewertung / Test
+ optisch sehr ansprechend
+ Fülle an Möglichkeiten
+ langer Spielspaß
– fast keine Interaktion

 

(Eine Rezension von JäiDie Steffens)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele”

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Erde (2023)

Spielidee: Maxime Tardif
Grafik: Conor McGoey
Verlag: Skellig Spiele
Anzahl der Spielenden: 1-5 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab  14Jahren
Eigene Altersempfehlung: versucht es mal ab 12
Spieldauer: 45 bis 90 Minuten

Generationentauglichkeit: Das passt leider nicht zusammen. Kleine Teile, kleine Schrift.